8.4/10

Kritik: Heretic

ART (HORROR-)HAUS

Genres: Horror, Mystery, Startdatum: 26.12.2024

Interessante Fakten für…

  • Sophie Thatcher und Chloe East sind beide als Mormoninnen aufgewachsen und konnten bei den Dreharbeiten wertvolle Einblicke in diese Religion geben. Heute sind sie keine Mormoninnen mehr.
  • Keine der Hauptfiguren wird jemals mit einem Vornamen angesprochen oder erhält einen solchen. Sie werden einfach als Paxton, Barnes, Reed und Kennedy bezeichnet.

Die Werbetrommel für den neuen A24-Film hat funktioniert: “Heretic” ist in aller Munde. Doch kann der neue Horrorfilm mit Hugh Grant in der bösen Hauptrolle auch im Kino überzeugen?

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#Marvelgeek #Genießerin #Trash

Darum geht’s

Die zwei jungen Mormoninnen, Sister Barnes (Sophie Thatcher) und Sister Paxton (Chloe East), sind als Missionarinnen unterwegs. Auf ihrer Liste steht unter anderem das Haus des zurückgezogen lebenden Mr. Reeds (Hugh Grant). Was als gastfreundliches Hin und Her beginnt, entpuppt sich schnell als gefährliches Spiel, an dessen Ende die Antwort auf die eine Frage zu finden ist: Was ist die einzig wahre Religion?

Eines muss man dem eingespielten Regie-Duo Beck und Woods lassen: Spannung können sie. Das haben sie bereits in A Quiet Place bewiesen. Aber können die beiden auch Horror? Die Antwort: Ja. Dabei setzt Heretic glücklicherweise nicht auf Jumpscares, sondern auf Spannung und Atmosphäre. Doch auch an Überraschungsmomenten mangelt es nicht. Mit verschiedenen Plottwists vergehen die 110 Minuten wie im Flug und lassen das Publikum am Ende nachdenklich und mit einigem Diskussionsbedarf zurück.

Die Mormonen sind Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (HLT-Kirche), einer christlichen Glaubensgemeinschaft, die 1830 in den Vereinigten Staaten von Joseph Smith gegründet wurde. Der Begriff “Mormonen” leitet sich vom Buch Mormon ab, einem der heiligen Schriften der Gemeinschaft. Die Mitglieder selbst bevorzugen heutzutage oft die Bezeichnung Heilige der Letzten Tage.

(K)Ein Mainstream

Die Prämisse und Optik lassen zunächst vermuten, dass es sich bei Heretic um einen eher mainstreamigen Horrorfilm handelt. Doch was den Film von einigen Genrevertretern abhebt, ist das sehr clever ausgewählte und umgesetzte Thema. Damit kann nicht nur jede:r etwas anfangen, sondern es ist auch unglaublich vielschichtig und wird dementsprechend erzählt, ohne überladen zu wirken. Und doch ist das Thema Religion für viele ein rotes Tuch. Wo ist die Grenze? Wie kann man kritisch und doch respektvoll damit umgehen?

Streitthema: Religion

Auch hier kriegen die beiden Regisseure die Kurve. Sie behandeln das Thema, ohne dabei belehrend oder plakativ zu wirken. Sie lassen Interpretationsspielraum, ohne sich in ewigen Metaphern zu verlieren, und geben den Zuschauer:innen die Möglichkeit, ihre eigene Meinung zu bilden.

„Je nachdem, wie man aufgewachsen ist, hat jeder eine andere Perspektive auf den Film und seine Bedeutung“, beschreibt Chloe East sehr treffend die Wirkung von Heretic in einem Interview mit der Time. East und ihre Co-Schauspielerin Sophie Thatcher sind beide in der Religionsgemeinschaft der Mormonen aufgewachsen. Auch die Beziehung zwischen den beiden „Schwestern“ fühlt sich sehr realistisch an: Nicht übertrieben, keine kitschigen besten Freundinnen, sondern zwei Frauen, die gut miteinander können, sich verstehen und, ganz wichtig, respektieren und unterstützen. So traurig es auch klingt: Diese Art von Dynamik zwischen Frauen ist noch immer zu selten im Mainstream-Kino zu sehen.

Unterhaltung Grant-iert

Trotz des ernsten Grundtons gibt es auch leichtere Momente, die Heretic auflockern. Hugh Grant liefert als Mr. Reed eine Performance ab, die irgendwo zwischen skurril, charismatisch und nervigem Mansplainer liegt – und das funktioniert.

Seine Figur bringt nicht nur etwas Humor in den Film, sondern zwingt auch dazu, eigene Vorurteile und Denkmuster zu hinterfragen. Im Interview mit DC Film Girl sagt er, er fühle sich immer mehr dazu hingezogen, „narzisstische Spinner“ zu spielen, und genau das schafft er mit Bravour.
Doch auch insgesamt tut der Fokus auf wenige, dafür tiefgehende Figuren dem Film sehr gut. Heretic wirkt erstaunlich intim und konzentriert sich auf die wichtigsten Teile der Story, was ebenfalls dazu beiträgt, wie kurzlebig er wirkt.
Optisch bleibt der Film eher zurückhaltend, was man ihm aber nicht übelnimmt. Hier geht es nicht um visuelle Effekte oder überladene Bildsprache, sondern darum, die Botschaft zugänglich und nachvollziehbar zu vermitteln. Und genau das schafft Heretic: Der Film regt zum Nachdenken an, ohne dass man lange Interpretationen benötigt, um die Kernaussage zu verstehen. Man verlässt den Kinosaal mit dem Bedürfnis, weit über das Gesehene hinaus zu sprechen – und das ist vermutlich eine der größten Stärken des Films.

Fazit

8.4/10
Stark
Community-Rating:
Handlung 9/10
Tiefgang 9/10
Schauspiel 8.5/10
Visuelle Umsetzung 7/10
Charaktere 8.5/10
Details:
Regisseur:
FSK: 16 Filmlänge: 110 Min.
Besetzung: Chloe East, Hugh Grant, Sophie Thatcher,

Mit Heretic liefern Scott Beck und Bryan Woods einen Horrorfilm ab, der nicht nur spannend ist, sondern auch emotional berührt und Lust macht, über die Handlung hinaus über den Inhalt zu diskutieren. Die klug gewählten Themen, authentischen Leistungen der Schauspieler:innen und die respektvolle Herangehensweise machen den Film zu einem Highlight für alle, die mehr als nur klassischen Grusel suchen. Wer einen anspruchsvollen und dennoch zugänglichen Horrorfilm sehen möchte, wird hier nicht enttäuscht.

Artikel vom 10. Januar 2025

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