Märchenstunde in Kalifornien
La La Land ist kein Film über das Showbusiness. Er ist ein Film über das Showbusiness, wie wir es uns gerne vorstellen. Das komplette Hollywood-Setting wird romantisiert und mit naiver Disney-Sentimentalität aufgehübscht. Einzig und allein die knallharten Schauspieler-Castings, durch die sich Mia kämpfen muss, haben ein Gefühl von Authentizität.
Wahrscheinlich ist dieser farbenfrohe Kitsch für einige zu viel, oder sogar schon grotesk. Die knallbunten Kleider von Passanten, Oldtimer-Schlitten und Bombast-Partys ergeben aber ein verdammt eindrucksvolles und stimmiges Szenenbild, das mit der virtuosen Kamera von Linus Sandgren in all seiner Eleganz aufgesaugt wird.
Wie kombiniert man Film mit Musik?
Ein Paradebeispiel dafür ist die Eröffnungssequenz auf dem Highway, die mit einem spektakulären Tracking-Shot das erste Musikstück des Films einfängt. Damit wirft Damien Chazelle den Zuschauer sofort ins kalte Wasser und lässt eine Horde von singenden und tanzenden Passanten auf ihn los. Schock überstanden? Gut, weiter geht’s.
La La Land versucht, die jazzigen Musicaleinlagen von Komponist Justin Hurwitz aus dem Moment heraus zu entwickeln, damit diese sich nicht wie Fremdkörper anfühlen und vom Zuschauer nicht abgestoßen werden. Das gelingt Chazelle zum Großteil – aber nicht immer. Das erste Duett zwischen Mia und Sebastian wirkt etwas gezwungen und versucht zu sehr, die Magie eines „Singin’ in the Rain“ von Gene Kelly einzufangen. Stattdessen wirkt die vorsichtige Tanzeinlage leicht hölzern.
Neben diesen cinematischen Musical-Szenen baut Chazelle auch eine ganze Konzertnummer von Musiker John Legend ein, der in La La Land ebenfalls eine Nebenrolle spielt. Abgesehen vom schönen Song wirkt die Szene hingegen wie ein Ausschnitt aus einer Live-DVD. An dieser Stelle fragt man sich, ob Chazelle nicht womöglich zu viel in seinem Film gepackt hat.
Die „großen“ Musicalnummern dominieren vor allem die erste Hälfte des Films. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Fehltritten, haut das bombastische „Somewhere in the crowd“ so richtig rein. Emma Stone, Jessica Rothe und die restliche Mädchen-Gang von „Aspiring Actresses“ (Möchtegern-Schauspielerinnen in L.A., ohne echte Arbeit) tanzen sich durch ein Party-Feuerwerk, das man so zuletzt nur in The Great Gatsby gesehen hat.
Hollywoods Lieblings-Leinwandpaar
Ab der zweiten Hälfte weicht das Singen und Tanzen langsam aber sicher aus der Geschichte. La La Land entwickelt sich vom romantischen Musical zu einer Romanze mit Musical-Elementen. Natürlich müssen Emma Stone und Ryan Gosling ihre Leinwand-Chemie nicht mehr beweisen. Darüber hinaus haben wir beide Schauspieler aber schon in spannenderen Rollen gesehen.
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