Kritik: Power Rangers
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Als vor 65 Millionen Jahren ein gigantischer Asteroid auf der Erde einschlug, hatte das nicht nur ein Massenaussterben der Dinosaurier zur Folge. Tatsächlich lieferte sich eine außerirdische Kriegertruppe namens die Power Rangers eine vergebliche Schlacht gegen die machthungrige Rita Repulsa (Elizabeth Banks). Einzig der Anführer und der originale rote Ranger Zordon (Bryan Cranston: Breaking Bad, Trumbo) konnte die kommende Katastrophe ausnutzen, um Rita unschädlich zu machen. Er selbst existiert allerdings nur noch als Bewusstsein in seinem unterirdischen Raumschiff, darauf wartend, dass die Power Ranger-Münzen wiedergefunden werden, mit denen eine neue Generation von Power Rangers entstehen kann.
Doch als die Münzen in einer einstürzenden Mine in der Kleinstadt Angel Grove gefunden werden, ist Zordon von dem Ergebnis nicht wirklich angetan: Ausgerechnet die Teenager Jason (Dacre Montgomery), Kimberly (Naomi Scott), Billy (Ronald “RJ” Cyler), Zack (Ludi Lin) und Trini (Becky G), die unterschiedlicher nicht hätten sein können, müssen das Schicksal der Welt auf ihren Schultern tragen. Obwohl jeder von ihnen seine eigenen Probleme hat, müssen sie nun lernen, als Team zusammenzuarbeiten. Zwar steht ihnen der skurrile Roboter Alpha 5 (Bill Hader) als Trainer und Berater zur Verfügung, doch die Zeit drängt. Repulsa erwacht nämlich langsam aus ihrem Schlummer…
Schon seit Jahren kursiert ein Trend in der Filmbranche, der einfach nicht auszusterben scheint: Die Reboots. Alte Werke werden erneut im modernen Gewand erzählt, um diese (hoffentlich) für ein breiteres und jüngeres Publikum zugänglich zu machen. Nicht lange her hat J.J. Abrams die Serie Star Trek erfolgreich neu aufgelegt, was zwei Fortsetzung mit sich brachte (zuletzt Star Trek Beyond). Doch längst nicht alle Reboots sind von Erfolg gekrönt, sodass die Neuauflage der 90er Jahre Kindershow Power Rangers skeptisch beäugt wurde. Wer ist die eigentliche Zielgruppe? Kann man die Albernheiten der Serie souverän auf das Kinoformat übertragen? Wie loyal sollte man der Vorlage bleiben? Eignet sich die Vorlage überhaupt als abendfüllender Blockbuster? All das sind berechtigte Fragen und die Antworten liegt irgendwo dazwischen…
Viel Handlung kann man von einer Kinderserie über “Power”-Teenager nicht erwarten und das war damals auch nicht das Ziel. Dennoch will Regisseur Dean Israelite in dieses Szenario eine interessantere Handlung einbringen, doch das klappt nur bedingt. Einige Entwicklungen wirken zufällig und erzwungen, so auch zum Beispiel die Zusammenkunft der Teenager in der Mine. Auch die Hintergrundgeschichte von Zordon wirkt eher hingeklatscht, als wirklich nachvollziehbar (Die offenbar jedoch eine Verbesserung zur Serie ist). Plot Holes sind das Stichwort. Zwar ist die Handlung zum Großteil solide und hat ein paar interessante Kniffe, doch bleibt sie zu Großteilen absehbar. Natürlich ist es unfair, sich so extrem auf die Handlung, die von einer Kinderserie abgeleitet ist, zu fokussieren, dennoch sollte es erwähnt werden.
Dass aus der Vorlage keine faszinierende Handlung zu ziehen ist, hat Israelite erkannt, weshalb er sie auf etwas anderes fokussieren wollte: Teenager-Drama. Passend zum dunkleren Ton des Filmes haben alle fünf Teenager persönliche Probleme, die sie abzuarbeiten haben. Natürlich nicht ohne eine ordentliche Portion an Highschool-Klischees. An sich ist das eine gute Idee. Das Problem ist allerdings die Balance zwischen Teen-Drama und dem Scifi-Action, die doch recht ungleichmäßig ausfällt. Zum Schluss geht es eh hauptsächlich um die Actionszenen. Doch das größte Problem ist ein anderes…
Das größte Manko sind die Power Rangers selbst. Der Film scheitert daran, ihnen wahre Individualität zu verleihen, sodass sie über ein Klischee kaum hinwegkommen. Das schlimmste Beispiel sind Zack und Trini, die scheinbar aus dem Nichts noch hinzukommen und denen man später noch oberflächlich ein paar Beweggründe hinterherwirft. Nicht mal das Outing von Trini als erste homosexuelle Heldin ändert da was. Der einzige interessante Power Ranger ist Billy. Als schräges und sozial unfähiges, aber intelligentes und loyales Teammitglied zieht er die meiste Aufmerksamkeit auf sich und sorgt für einige der besten und lustigsten Szenen in der Gruppe. So etwas hätte man sich auch von den anderen Charakteren gewünscht.
Nicht wenige waren überrascht, dass ausgerechnet Bryan Cranston mitspielt. Dabei ist die “Breaking-Bad-Berühmtheit” den Power Ranger-Fans nichts Neues, zumal er schon zwei Schurken die Stimme geliehen hat. Diesmal ist er der Mentor der Ranger – und macht seine Rolle erstaunlich gut. Er leitet die eindrucksvolle Einführung und agiert danach als sprechender Kopf in der Wand des Raumschiffes, der die Rangers unterweist. Auch sein Roboter Alpha 5 bekommt ein paar Sympathiepunkte.
Gänzlich misslungen ist hingegen die Oberschurkin Rita Repulsa. Natürlich wollte man der kitschig bösen Vorlage treu bleiben, doch hier wurde einfach übertrieben. Ihr “Überschauspiel” wirkt schnell ermüdend, nervtötend und lachhaft, statt beängstigend und erinnert an eine bizarre Mischung aus dem Leto-Joker und der Enchantress aus Suicide Squad. Nichts an ihr erscheint authentisch, erst recht nicht die erzwungene Hintergrundgeschichte, die mit der Zordons verbunden ist. Die dramatischen Kameraeinstellungen können es auch nicht reißen. Man bekommt beinahe den Eindruck, dass es weniger schmerzhaft ist, von ihr getötet zu werden, als ihr zuzuhören.
Doch genug gemeckert, kommen wir zum Kernpunkt des Films. Den aufwendigen Actionszenen. Im Gegensatz zu dem sehr sparsamen Serienbudget wird hier rausgehauen, was an Spezialeffekten möglich ist – und das Ergebnis ist mehr als bemerkenswert. Egal ob die Power-Anzüge, die mechanischen Roboter Zords oder Cranstons Gesicht: Es sieht einfach eindrucksvoll aus. Und wenn es im letzten Viertel endlich zur Sache geht, wird man von einem stadtzerstörenden Kampf begleitet, wie man es von der Serie gewohnt ist. Das CGI ist Over-the-Top und für dieses Format nur allzu passend.
Während die meisten Spezialeffekte für den Schluss aufbewahrt werden, so überrascht der Anfang und Mittelteil stattdessen mit einer aufwendigen visuellen Umsetzung, die ein eigenes Kriterium rechtfertigt. Die Kameraführung ist dynamisch, schnell, aufwendig und erzeugt ein Gefühl von Spannung.
Aufgrund der Kritik könnte man einen negativen Eindruck bekommen, der den Power Rangern nicht gerecht wird. Der Film will seinem Ursprung gerecht werden und dazu gehört nun mal eine ordentliche Portion Albernheit und Melodramatik. Und genau das macht der Film und versucht, sich zusätzlich für den Mainstream attraktiver zu machen. Doch darauf wo es ankommt, nämlich knallbunte Effekte und aufwendige Inszenierung, da zeigt Power Rangers seine Power. Schlussendlich ist der Film das, was er sein soll: Eine Wiederbelebung der Kindheit.
Artikel vom 22. März 2017
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