7.2/10

Kritik: Royal Blue

ZWISCHEN BRITISCHEN KÖNIGSHAUS UND AMERIKANISCHEN WAHLKAMPF

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Genres: Komödie, Romanze, Startdatum: 11.08.2023

Interessante Fakten für…

  • Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch das ein New York Times Bestseller ist.
  • Autorin Casey McQuiston schrieb die Buchvorlage, um queeren Menschen in Amerika Hoffnung zu machen, nachdem Donald Trump zum Präsident gewählt wurde.

Was wäre ein besserer Artikel für die Klatschpresse, als eine Affäre zwischen dem Prinz von England und dem Sohn der amerikanischen Präsidentin? “Royal Blue” erzählt von dieser fiktiven Beziehung und geht damit einen wichtigen Schritt für queere RomComs. Doch ist “Royal Blue” auch ein guter Film oder nur kitschige Unterhaltung?

Darum geht’s

Henry (Nicholas Galitzine) Prinz von Wales und Alex (Taylor Zakhar Perez), ‚First Son‘ der ersten Präsidentin Amerikas (Uma Thurman), können sich nicht ausstehen. Dumm nur, dass sie sich als Söhne der einflussreichsten Menschen der Welt auf Staatsbesuchen nicht aus dem Weg gehen können. So treffen sie auch bei der Hochzeit von Henrys Bruder Phillip (Thomas Flynn), dem Kronprinzen von England, mal wieder aufeinander. Bei den Feierlichkeiten nach der Trauung artet eine von Henrys und Alex‘ üblichen Streitereien aus und sie landen mitsamt der Hochzeitstorte auf dem Boden des Buckingham Palace und gleichzeitig auf den Titelblättern jeglicher Zeitschriften. Die Presse zerreißt sich den Mund und der Skandal ist perfekt.

Um Schadensbegrenzung zu betreiben, sind sich die Presseteams beider Regierungen einig: die Öffentlichkeit muss davon überzeugt werden, dass Alex und Henry beste Freunde sind und es keinerlei politische oder persönliche Spannungen zwischen den beiden Ländern gibt. Henrys und Alex‘ Welt wird auf den Kopf gestellt, als sie bei der folgenden Pressetour bemerken, dass sie eigentlich mehr als gut miteinander auskommen. Was als harmlose Affäre beginnt, wird bald ernster.  Doch kann ihre junge Beziehung dem Druck der Öffentlichkeit und den möglichen Konsequenzen stand halten?

Eine RomCom aus dem Bilderbuch

Um eins klarzustellen: Royal Blue ist eine RomCom wie sie im Buche steht und als solche ist der Film auch zu betrachten. Wer tiefgehende Dialoge, komplexe Charaktere oder gar eine kritische Auseinandersetzung mit den teilweise doch sehr politischen Themen des Filmes erwartet, ist hier fehl am Platz – und das ist auch ok. Viel zu oft werden RomComs nicht als ernstzunehmende Filme wahrgenommen und als alberner, romantisierender Zeitvertreib für Frauen abgetan. Ja, Royal Blue mag nicht die Welt verändern, aber muss ein Film das immer? Können Filme nicht auch einfach unterhalten?

Denn das schafft Royal Blue nämlich auf jeden Fall: der Film ist durchgehend unterhaltend und mit viel Witz und Charme erzählt. Durch ein sehr schnell gewähltes Erzähltempo, wird einem beim Zuschauen nie langweilig. Die Chemie der beiden Hauptdarsteller stimmt und auch wenn die Dialoge in typischer RomCom Manier teilweise ein bisschen überzogen sind, gibt es doch auch genug emotionale Momente zwischen den Hauptcharakteren, die von dem tiefergehende Potenzial der Schauspieler zeugen.

Durch den schnellen und gewitzten Schlagabtausch zwischen den Charakteren hat man das Gefühl eine Mischung aus den typischen RomComs der 90er und 2000er á la Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen und den Screwball-Komödien der 30er und 40er Jahre wie Leoparden küsst man nicht, zu schauen.  Insgesamt schafft es der Film den richtigen Grad an Humor für das Genre zu finden, der sowohl für Lacher innerhalb der queeren Community, als auch für das breitere Publikum sorgt.

Der Greenscreen hinter der rosaroten Brille

Trotz allem, sollte ein Film aber auch außerhalb eines Genres noch als runder Film funktionieren, was bei Royal Blue teilweise mehr schlecht als recht klappt. Ein Punkt der hierbei besonders unangenehm auffällt ist, dass man leicht sehen kann, dass ein Großteil des Films im Studio gedreht wurde. Studiodrehs sind an sich nichts Besonderes und haben auch nicht zwingend mit der Qualität eines Films zu tun. Doch im Idealfall sollten Studiodrehs so authentisch wirken, dass sie dem Publikum nicht als solche auffallen. Bei Royal Blue fällt leider nicht nur einmal auf, dass nicht an den Originaldrehorten gedreht wurde. Vor allem die Lichtsetzung, ist mehr als nur einmal als Studioscheinwerfer zu erkennen und reißt einen beim Schauen aus der Geschichte heraus.

Das alles würde nicht so ins Gewicht fallen, wenn man mehr mit den Charakteren mitfühlen würde. Doch irgendwie wird man nie komplett in den Bann der Geschichte gezogen und bleibt sich immer des Mediums Film bewusst. Man sollte mit den Charakteren mitfiebern, sollte bangen, ob die Beziehung der beiden bestehen kann. So wirklich gelingt das dem Film in seinen knapp zwei Stunden nicht. Denn obwohl das Erzähltempo für einen kurzweiligen Film sorgt, wird die Liebesgeschichte von Alex und Henry somit auch mit einer Geschwindigkeit erzählt, die die tiefe emotionale Bindung von der die Rede ist, unglaubwürdig wirken lässt. Vielen Szenen hätte ein bisschen mehr Ruhe gut getan, um die emotionale Nähe der beiden Hauptfiguren auch zu spüren und nicht nur über sie zu reden.

Der langersehnte Kitsch für die queere Community

Ist Royal Blue also an der technischen Umsetzung gescheitert? Zu einem gewissen Grad vielleicht schon, aber ist das so schlimm? Wir haben schon tausende RomComs mit heterosexuellen Hauptcharakteren gesehen, die, wenn wir ehrlich sind, auch nur von mittelmäßiger Qualität sind. Alleine der Fakt, dass wir mittlerweile trashy RomComs mit queeren Hauptcharakteren haben, zeigt, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Denn gerade Filme mit queeren Hauptcharakteren haben oft die Tendenz sehr tragische und tief emotionale Geschichten zu erzählen (siehe z.B. Brokeback Mountain). Doch auch queere Personen verdienen sich auf dem Bildschirm in einer Weise repräsentiert zu sehen, die sich nicht auf das Genre ‚Drama‘ beschränkt. Royal Blue bietet eine queere Geschichte mit genauso viel Kitsch und Überromantisierung wie es heterosexuelle RomComs auch tun und wer über technische Schwächen und eine etwas schnell erzählte Story hinwegsehen kann, wird dabei bestens unterhalten.

Fazit

7.2/10
Ordentlich
Community-Rating:
Handlung 6/10
Charaktere 7.5/10
Schauspiel 7/10
Humor 8.5/10
Emotionen 7/10
Details:
Regisseur: Matthew Lopez,
FSK: 12 Filmlänge: 112 Min.
Besetzung: Nicholas Galitzine, Stephen Fry, Taylor Zakhar Perez, Uma Thurman,

Royal Blue ist eine unterhaltende RomCom die man problemlos zum Kopfabschalten nach einem langen Arbeitstag mit einer Schüssel Eis schauen kann und dabei gut unterhält. Wer nach einem tiefgründigen Film mit komplexer Story und Charakteren sucht, ist hier jedoch fehl am Platz. Technische Schwächen und ein zu hoch angesetztes Erzähltempo lenken teilweise vom eigentlich sehr emotionalen und politischen Kern der Story ab.

Artikel vom 17. August 2023

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