Kritik: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers
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Der Imperator ist zurück! Mit einer unfassbar großen Streitkraft erhebt sich das Imperium aus der Asche und die erste Ordnung muss sich unterordnen – doch Kylo Ren (Adam Driver) hat andere Pläne. Währenddessen suchen Rey (Daisy Ridley), Finn (John Boyega), Poe Dameron (Oscar Isaac) und Co. nach einem mysteriösen Relikt, dass sie direkt zum Geheimversteck des Imperators führen kann. Doch Rey zweifelt immer mehr an ihrem Schicksal: Wird sie letztendlich der dunklen Seite verfallen?
Sobald Computerspiele bessere Geschichten erzählen als Kinofilme, läuft irgendetwas schief. Im Gegensatz zum aktuellen Spiel Star Wars: Fallen Order ist die Geschichte des neuen Episodenfilms ein Witz. Statt Mysterien, Intrigen und Wendungen ist die Handlung mehr ein “Finde ein Objekt, damit du ein anderes Objekt finden kannst, um schließlich etwas zu tun”.
Im Gegensatz zu Die Letzten Jedi, der tatsächlich eine tragische und dramaturgisch kompetente Geschichte mit Kurven und Wendungen erzählte, ist Der Aufstieg Skywalkers eine lineare Freizeitpark-Attraktion. Bis auf den grundlegendsten Story-Kern der letzten Filme (Auf welchen Seiten werden Rey und Kylo am Ende stehen?) gibt es keine komplexe Themen. Ist das wirklich das große Finale der Skywalker-Saga?
Es ist ein Wunder, dass Disney und J.J. es dennoch geschafft haben, aus dieser dünnen Story einen unterhaltsamen, wenn auch schlichten Unterhaltungsfilm zu machen. Hier zeigt sich wieder der Unterschied zwischen Story und Storytelling. Wie man Geschichten möglichst straff und zugänglich verpackt, macht Disney eben immer noch besser als die meisten anderen.
Logik, Worldbuilding und Immersion werden in die Tonne gekloppt, zu Opfer eines weiteren bekannten Gesichts der alten Star Wars-Filme. Hätte Kylo Ren als alleiniger Schurke nicht gereicht, wenn man seinem Charakter mehr Spielraum gegeben hätte? Selbst ein neuer, furchteinflößender Kommandant der ersten Ordnung hätte einen besseren Bösewicht abgegeben als ein reanimierter Imperator. Nicht nur annulliert sein Comeback das große Finale aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter, sie macht schlichtweg keinen Sinn.
Letztendlich kann man weder Abrams noch Johnson große Vorwürfe machen. Beide Regisseure realisierten ihre Vision eines Star Wars-Films. Die Schuld liegt bei Disney, die von Anfang keinen wirklichen Plan hatten, was sie in der neuen Trilogie überhaupt erzählen wollen.
Spätestens nach Die Letzten Jedi regnete es Shitstorms und Boykottaufrufe. Im Stress konnte Disney nicht die richtige Entscheidung treffen und versuchte in Panik, Abrams für den letzten Film wieder zurückzugewinnen. Das Resultat ist ein unsauberer Flickenteppich von Trilogie. Nach jedem neuen Film wurde der Vorgängerfilm praktisch annulliert.
Die Letzten Jedi sprach Das Erwachen der Macht seine Vision ab und Der Aufstieg Skywalkers macht alles zunichte, was Die Letzten Jedi etablieren wollte. Es ist absolut unverständlich, wieso man sich vor Jahren nicht bereits eine übergreifende Roadmap für die Handlung zurechtgelegt hat. Und selbst ohne Roadmap hätte man wenigstens einen Regisseur alle Filme drehen lassen sollen, ohne sich vor wütenden Fanstimmen sofort in die Hose zu machen.
Dass J.J. gerne mal den Fuß auf dem Gaspedal lässt, wissen wir spätestens seit Star Trek. Doch Der Aufstieg Skywalkers ist wohl sein bisher rasantester Film. Innerhalb der 144 Minuten Laufzeit gibt es keine einzige Verschnaufpause. Es ist ein Marathon von Actionszene zu Actionszene.
Der Nachteil: Es gibt kaum ruhige, inspirierende Momente, die z.B. in Die Letzten Jedi zu den besten Szenen gehörten. Der Film ist in erster Linie ein Actionfilm im Weltall. Hinsichtlich der Laserschwert-Duelle und der Weltraumschlachten braucht sich J.J. auch nichts vormachen – sie sehen toll aus und machen Spaß. Dennoch gibt es keine wirklich herausstechende Action-Szene, die sich sofort in das Gedächtnis einbrennt.
Dass Der Aufstieg Skywalkers trotz seiner knapp zweieinhalb Stunden Laufzeit so kurzweilig wirkt, liegt zum Teil auch an der lebendigen Welt, die in noch keinem anderen Star Wars-Film so detailreich dargestellt wurde. Wenn schon nicht durch die Handlung, überzeugt wenigstens das Setdesign und die Maske mit echter Star Wars-Qualität.
Besonders putzig sind wieder die kleinen Kreaturen und Droiden, die sich als typische Star Wars-Haustiere in den Film mit hinein schmuggeln. Neuzugang Babu, ein winziger Tüftler, sorgt für die größten Lacher. Der rollende Föhn D-O gibt ebenfalls jeden seiner Auftritte zum besten.
Letztendlich werden nur die Charaktere Rey und Kylo Ren durch eine vollwertige Charakterentwicklung geschickt. Finn und Poe bekommen erschreckend wenig zu tun und sind nur in den Szenen, um sich zu streiten oder lustige Sprüche zu reißen.
Der Humor in den Dialogen erreicht hin und wieder die Grenze, an der sich der Film mehr wie eine Star Wars-Parodie anfühlt als ein Star Wars-Film. Gefühlt treffen 70% der Gags ihr Ziel, die restlichen Punchlines werden so schnell überfahren, dass man sie kaum mitbekommt.
Der einzige Charakter, der nicht das Ziel von Witzen und Sprüchen wird, ist natürlich Leia. Die bereits vor dem Kinostart von Episode 8 verstorbene Carrie Fisher bekommt immer noch erstaunlich viel Screentime, realisiert durch nicht verwendetes Szenenmaterial und CGI. Die Einbindung und das Ende ihres Charakterbogens funktioniert den Umständen entsprechend erstaunlich gut. Dennoch merkt man, dass ihr Charakter etwas deplatziert wirkt.
Der Film ist laut, bunt, lustig und kurzweilig. Damit erfüllt er alle Kriterien eines potenten Blockbusters für die ganze Familie. Im Kontext des populärsten Science-Fiction-Franchises aller Zeiten, enttäuscht Der Aufstieg Skywalkers wiederum auf ganzer Linie. Die Geschichte ist einfallslos, rudimentär und teilweise unlogisch und ist leider der Beweis, dass Disney absolut keine Idee hatte, was sie mit der neuen Trilogie überhaupt erzählen wollten. Lange habe ich die neuen Episodenfilme verteidigt, doch Episode 9 stellt nun klar, dass die neue Generation Star Wars ein reines Nostalgiefest für die alte Generation ist.
Artikel vom 27. Dezember 2019
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