7.1/10

Kritik: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers

Die Verschlimmbesserung

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Genres: Abenteuer, Action, Science Fiction, Startdatum: 18.12.2019

Interessante Fakten für…

  • Die Figuren Lando Calrissian und Wedge Antilles tauchen nach 36 erstmals wieder auf, gespielt von den Schauspielern des Originals – das ist Rekord für das Wiederauftauchen von Charakteren, in jeder Filmreihe oder Serie.
  • John Williams kündigte an, dass dies sein letzter Beitrag zur Star Wars-Reihe sein würde.
  • Wenn man seinen Auftritt als Hologram mitzählt, tauchte Imperator Palpatine in der gesamten Reihe sieben mal auf – er ist der beliebteste Bösewicht im Star Wars-Universum.

Die Plakate sagen “Every Generation has a Legend”. Doch von welcher Legende reden wir hier? Mit ‘Der Aufstieg Skywalkers’ erschafft Disney keine neue Legende für die junge Generation, sondern singt Loblieder von guten, alten Zeiten – die einzig wahren Legenden eben. Ob es J.J. Abrams nun besser macht als Rian Johnson, erfahrt ihr in der Kritik.

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#PotterUltra #SchwerMetaller #Storyteller

Darum geht’s

Der Imperator ist zurück! Mit einer unfassbar großen Streitkraft erhebt sich das Imperium aus der Asche und die erste Ordnung muss sich unterordnen – doch Kylo Ren (Adam Driver) hat andere Pläne. Währenddessen suchen Rey (Daisy Ridley), Finn (John Boyega), Poe Dameron (Oscar Isaac) und Co. nach einem mysteriösen Relikt, dass sie direkt zum Geheimversteck des Imperators führen kann. Doch Rey zweifelt immer mehr an ihrem Schicksal: Wird sie letztendlich der dunklen Seite verfallen?

Story aus dem Gameboy

Sobald Computerspiele bessere Geschichten erzählen als Kinofilme, läuft irgendetwas schief. Im Gegensatz zum aktuellen Spiel Star Wars: Fallen Order ist die Geschichte des neuen Episodenfilms ein Witz. Statt Mysterien, Intrigen und Wendungen ist die Handlung mehr ein “Finde ein Objekt, damit du ein anderes Objekt finden kannst, um schließlich etwas zu tun”.

Im Gegensatz zu Die Letzten Jedi, der tatsächlich eine tragische und dramaturgisch kompetente Geschichte mit Kurven und Wendungen erzählte, ist Der Aufstieg Skywalkers eine lineare Freizeitpark-Attraktion. Bis auf den grundlegendsten Story-Kern der letzten Filme (Auf welchen Seiten werden Rey und Kylo am Ende stehen?) gibt es keine komplexe Themen. Ist das wirklich das große Finale der Skywalker-Saga?

Es ist ein Wunder, dass Disney und J.J. es dennoch geschafft haben, aus dieser dünnen Story einen unterhaltsamen, wenn auch schlichten Unterhaltungsfilm zu machen. Hier zeigt sich wieder der Unterschied zwischen Story und Storytelling. Wie man Geschichten möglichst straff und zugänglich verpackt, macht Disney eben immer noch besser als die meisten anderen.

Aufstieg eines Zombies

Ähnlich wie schon in Das Erwachen der Macht, setzt J.J. Abrams massig auf Nostalgie. In Der Aufstieg Skywalkers rutschen die Callbacks aber immer mehr ab in unnötigen Fanservice, ohne den Fans dabei wirklich etwas neues zu geben.

Tatsächlich ist der Film mehr ein Frankenstein-Monster der Original-Trilogie als ein selbständiger Episoden-Film. Die Story ist ein Zusammenschluss alter Momente, die wir schon mal irgendwo gesehen haben – nur eben nicht mehr so lebendig.

Je näher der Film dem Ende kommt, desto mehr erinnert er an Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Während Das Erwachen der Macht den Spagat zwischen Reboot und eigenständiger Handlung noch meistern konnte, wirkt Der Aufstieg Skywalkers durstig und verzweifelt. Die Welt von Star Wars steckt voller Potential, voller Geschichten – und dennoch scheint Disney den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen zu haben.

Das Imperium schlägt schon wieder zurück

Schon gleich zu Beginn fordert uns der Film auf, das Hirn abzuschalten. Der Imperator ist nämlich zurück, samt tausender Sternenzerstörer, die urplötzlich aus dem Winterschlaf zu erwachen scheinen. Snoke war nur eine Puppe, der Imperator hat von Anfang an die Fäden gezogen. Und nun ist das Imperium zurück, stärker als je zuvor.

Lahm. Einfach nur lahm.

Logik, Worldbuilding und Immersion werden in die Tonne gekloppt, zu Opfer eines weiteren bekannten Gesichts der alten Star Wars-Filme. Hätte Kylo Ren als alleiniger Schurke nicht gereicht, wenn man seinem Charakter mehr Spielraum gegeben hätte? Selbst ein neuer, furchteinflößender Kommandant der ersten Ordnung hätte einen besseren Bösewicht abgegeben als ein reanimierter Imperator. Nicht nur annulliert sein Comeback das große Finale aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter, sie macht schlichtweg keinen Sinn.

Trilogie ohne roten Faden

Letztendlich kann man weder Abrams noch Johnson große Vorwürfe machen. Beide Regisseure realisierten ihre Vision eines Star Wars-Films. Die Schuld liegt bei Disney, die von Anfang keinen wirklichen Plan hatten, was sie in der neuen Trilogie überhaupt erzählen wollen.

Spätestens nach Die Letzten Jedi regnete es Shitstorms und Boykottaufrufe. Im Stress konnte Disney nicht die richtige Entscheidung treffen und versuchte in Panik, Abrams für den letzten Film wieder zurückzugewinnen. Das Resultat ist ein unsauberer Flickenteppich von Trilogie. Nach jedem neuen Film wurde der Vorgängerfilm praktisch annulliert.

Die Letzten Jedi sprach Das Erwachen der Macht seine Vision ab und Der Aufstieg Skywalkers macht alles zunichte, was Die Letzten Jedi etablieren wollte. Es ist absolut unverständlich, wieso man sich vor Jahren nicht bereits eine übergreifende Roadmap für die Handlung zurechtgelegt hat. Und selbst ohne Roadmap hätte man wenigstens einen Regisseur alle Filme drehen lassen sollen, ohne sich vor wütenden Fanstimmen sofort in die Hose zu machen.

Guter Blockbuster, kein guter Star Wars

Dass J.J. gerne mal den Fuß auf dem Gaspedal lässt, wissen wir spätestens seit Star Trek. Doch Der Aufstieg Skywalkers ist wohl sein bisher rasantester Film. Innerhalb der 144 Minuten Laufzeit gibt es keine einzige Verschnaufpause. Es ist ein Marathon von Actionszene zu Actionszene.

Der Nachteil: Es gibt kaum ruhige, inspirierende Momente, die z.B. in Die Letzten Jedi zu den besten Szenen gehörten. Der Film ist in erster Linie ein Actionfilm im Weltall. Hinsichtlich der Laserschwert-Duelle und der Weltraumschlachten braucht sich J.J. auch nichts vormachen – sie sehen toll aus und machen Spaß. Dennoch gibt es keine wirklich herausstechende Action-Szene, die sich sofort in das Gedächtnis einbrennt.

Detailverliebtheit rettet den Film

Dass Der Aufstieg Skywalkers trotz seiner knapp zweieinhalb Stunden Laufzeit so kurzweilig wirkt, liegt zum Teil auch an der lebendigen Welt, die in noch keinem anderen Star Wars-Film so detailreich dargestellt wurde. Wenn schon nicht durch die Handlung, überzeugt wenigstens das Setdesign und die Maske mit echter Star Wars-Qualität.

Besonders putzig sind wieder die kleinen Kreaturen und Droiden, die sich als typische Star Wars-Haustiere in den Film mit hinein schmuggeln. Neuzugang Babu, ein winziger Tüftler, sorgt für die größten Lacher. Der rollende Föhn D-O gibt ebenfalls jeden seiner Auftritte zum besten.

Unterforderter Cast

Letztendlich werden nur die Charaktere Rey und Kylo Ren durch eine vollwertige Charakterentwicklung geschickt. Finn und Poe bekommen erschreckend wenig zu tun und sind nur in den Szenen, um sich zu streiten oder lustige Sprüche zu reißen.

Der Humor in den Dialogen erreicht hin und wieder die Grenze, an der sich der Film mehr wie eine Star Wars-Parodie anfühlt als ein Star Wars-Film. Gefühlt treffen 70% der Gags ihr Ziel, die restlichen Punchlines werden so schnell überfahren, dass man sie kaum mitbekommt.

Der einzige Charakter, der nicht das Ziel von Witzen und Sprüchen wird, ist natürlich Leia. Die bereits vor dem Kinostart von Episode 8 verstorbene Carrie Fisher bekommt immer noch erstaunlich viel Screentime, realisiert durch nicht verwendetes Szenenmaterial und CGI. Die Einbindung und das Ende ihres Charakterbogens funktioniert den Umständen entsprechend erstaunlich gut. Dennoch merkt man, dass ihr Charakter etwas deplatziert wirkt.

Fazit

7.1/10
Ordentlich
Community-Rating: (1 Votes)
Handlung 4/10
Spannung 7/10
Schauspiel 7.5/10
Visuelle Umsetzung 9/10
Action 8/10
Details:
Regisseur: J.J. Abrams,
FSK: 12 Filmlänge: 142 Min.
Besetzung: Adam Driver, Carrie Fisher, Daisy Ridley, Ian McDiarmid, John Boyega, Oscar Isaac,

Der Film ist laut, bunt, lustig und kurzweilig. Damit erfüllt er alle Kriterien eines potenten Blockbusters für die ganze Familie. Im Kontext des populärsten Science-Fiction-Franchises aller Zeiten, enttäuscht Der Aufstieg Skywalkers wiederum auf ganzer Linie. Die Geschichte ist einfallslos, rudimentär und teilweise unlogisch und ist leider der Beweis, dass Disney absolut keine Idee hatte, was sie mit der neuen Trilogie überhaupt erzählen wollten. Lange habe ich die neuen Episodenfilme verteidigt, doch Episode 9 stellt nun klar, dass die neue Generation Star Wars ein reines Nostalgiefest für die alte Generation ist.

Artikel vom 27. Dezember 2019

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