8.2/10

Kritik: The Holdovers

THE HOLDOVER CLUB

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Genres: Drama, Komödie, Startdatum: 25.01.2024

Interessante Fakten für…

  • Der gesamte Film wurde nur on Location gedreht.
  • Die Schule im Film besteht aus insgesamt fünf Schulen über ganz Amerika verteilt.
  • Schauspieler Dominic Sessa ruinierte einen Take, weil er nicht wusste, wie man mit einem Scheibentelefon wählt.

Es gibt unzählige Filme die in einem Internat spielen. Erfahre hier, wie es Alexander Payne mit The Holdovers schafft, dem viel genutzten Trope einen neuen Anstrich in altem Look zu verpassen.

Darum geht’s

Neuengland 1970: Es sind Weihnachtsferien an der Barton Academy, einem Internat für die Söhne reicher Familien. Eigentlich ein Grund zu feiern, doch während die meisten Schüler, Lehrer und Angestellten nach Hause zu ihren Familien fahren, bleiben drei zurück: der aufmüpfige Schüler Angus Tully (Dominic Sessa), der unbeliebte und strenge Geschichtslehrer Paul Hunman (Paul Giamatti) und die Chefköchin Mary Lamb (Da’Vine Joy Randolph), die vor kurzem ihren Sohn im Vietnam Krieg verloren hat. Drei Persönlichkeiten die unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber ein Schicksal vereint: sie sind die „Holdovers“, die Zurückgebliebenen.

Wie oft denkt Paul Hunman wohl an das Römische Reich?

Paul Hunman ist ein Lehrer wie ihn wahrscheinlich viele aus der eigenen Schulzeit kennen: ein etwas älterer schrulliger Mann im Pullunder, der keinen Spaß versteht und eine Leidenschaft für Geschichte hat, die einen daran zweifeln lässt, ob er außerhalb der Schule noch ein Privatleben hat. Als er mit der Aufgabe betraut wird, auf die Schüler aufzupassen, die über die Weihnachtsferien nicht nach Hause fahren können, widerspricht er nur halbherzig – schließlich verlässt er die Schule sowieso nur, wenn nötig.

Mit ihm zur Betreuung der Jugendlichen bleibt nur die Küchenchefin Mary, die um ihren Sohn trauert, der im Vietnam Krieg ums Leben gekommen ist. Obwohl sie von ihrer schwangeren Schwester eingeladen wurde, Weihnachten mit ihrer Familie zu verbringen, hat sich Mary freiwillig gemeldet, um für die zurückgebliebenen Schüler zu kochen – Zu groß die Angst vor der Konfrontation mit ihrem Verlust.

Nachdem die restlichen Schüler dann doch noch abgeholt werden, bleibt mit den beiden Erwachsenen nur der rebellierende Angus Tully, dessen Mutter mit ihrem neuen Freund alleine Zeit verbringen möchte. Angus ist eigentlich ein sehr intelligenter Junge, der durch seine Aufmüpfigkeit aber immer wieder seiner Schullaufbahn im Weg steht. Die Barton Academy ist seine letzte Chance, sonst droht ihm die Militärakademie und damit auch der Wehrdienst in Vietnam.

So bildet sich mit den drei so unterschiedlichen Charakteren eine ungewöhnliche Festtagsfamilie, die lernen muss sich miteinander zu arrangieren, ob sie wollen oder nicht. Denn schlussendlich bleiben den drei nur sie selbst und das was sie verbindet: ihre Einsamkeit.

Dominic Sessa – ein Newcomer mit Potential 

Was zunächst nach einer recht traurigen und melancholischen Geschichte klingt, ist an vielen Stellen auch sehr lustig und berührend. Dafür sorgen vor allem die drei gut geschriebenen Charaktere und deren Schauspieler:innen. Ein Großteil des Charmes von The Holdovers erfolgt aus dem wunderbar harmonisierenden Zusammenspiel von Paul Giatti und dem Newcomer Dominic Sessa, der in seiner allerersten Filmrolle mit einer Authentizität beeindruckt, von der sich noch manche alten Hasen eine Scheibe abschneiden könnten – auch wenn man ihm die 15 Jahre, die sein Charakter sein soll, nicht abkauft. Aber auch Da’Vine Joy Randolph brilliert mit ihrem trockenen Sarkasmus auf der einen und einer großen Feinfühligkeit auf der anderen Seite mit der sie das Thema Trauer sehr respektvoll und eindringlich rüberbringt.

Im Herzen der Geschichte sind drei zu tiefst einsame Menschen. Drei Menschen die es vielleicht nicht zugeben wollen, sich aber eigentlich nach Zuneigung und menschlicher Nähe sehnen, die sich im Verlaufe der Geschichte näher kommen, sich ihre Geheimnisse, Ängste und Trauer offenbaren. Gemeinsam lernen sie, über diese Trauer und Selbstverachtung hinwegzukommen. Und das alles, ohne zu kitschig zu wirken oder mit dem moralischen Zeigefinger anzukommen.

Eine Zeitreise in die 70er

Authentisch wirkt nicht nur das Schauspiel, sondern auch der gesamte Look des Films. Nicht nur thematisch erinnert The Holdovers an Filme aus den 70ern und 80ern wie The Breakfast Club oder Club der toten Dichter. Es war Alexander Paynes Ziel, nicht nur einen Film zu drehen der in den 70ern spielt, sondern der sich auch schauen lässt, als wäre er in den 70ern gedreht worden. Das sieht man im Set Design, das nicht wirkt, als wäre es als Best-of 70er Jahre Stils designt worden, sondern authentisch und belebt, über den Schnitt, mit den zu der Zeit typischen Blenden, bis hin zur Kamera. Zwar hat sich Kameramann Eigil Bryld aus pragmatischen Gründen dafür entschieden, viel digital zu drehen, doch der Film hat trotzdem einen sehr analogen Look, die Kamera ist hauptsächlich statisch und es wurden nur Kameraeinstellungen verwendet, die in der Zeit möglich waren, so sind beispielsweise keine Drohnen Shots zu sehen.

Mit diesen Mitteln lässt uns The Holdovers in Nostalgie schwellen und erscheint wie ein Film den wir in dieser Form vielleicht auch schon gesehen haben. Die Story einer Lehrkraft, die es mit einem schwierigen aber durchaus talentierten Schüler zu tun hat und schlussendlich ein in ihm verborgenes Talent erweckt, ist auch nicht neu. Durch die interessante Figurenkonstellation von Lehrer, Köchin und Schüler und dem Setting der Weihnachtsferien wird dem Genre aber ein interessanter Twist gegeben. Trotzdem muss man sagen, dass der Film das Rad nicht neu erfindet.

Fazit

8.2/10
Stark
Community-Rating:
Handlung 7/10
Schauspiel 9/10
Emotionen 9/10
Atmosphäre 8/10
Humor 8/10
Details:
Regisseur: Alexander Payne,
FSK: 12 Filmlänge: 133 Min.
Besetzung: Da’Vine Joy Randolph, Dominic Sessa, Paul Giamatti,

The Holdovers ist eine erfrischende Hommage an die Filmästhetik der 70er Jahre, die durch starke Charaktere, und eine starke schauspielerische Leistung besticht. Auch wenn die Story keine überraschenden neuen Ansätze des Genres erfindet, ist es ein Film der sich leise in die Herzen schleicht und die Zuschauenden zum Mitfühlen, Lachen und Nachdenken bringt.

Artikel vom 8. Februar 2024

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