7.8/10

Kritik: Tolkien

PROLOG EINER BIOGRAFIE

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Genres: Biografie, Drama, Romanze, Startdatum: 20.06.2019

Interessante Fakten für…

  • Die Tolkien-Familie und der Nachlass gaben vor der Veröffentlichung des Films eine Erklärung ab, um klarzustellen, dass sie die Herstellung dieses Films weder gebilligt noch genehmigt oder daran mitgewirkt haben und dass sie ihn oder seinen Inhalt in keiner Weise unterstützen.
  • Lily Collins sprach einst für die Rolle der Tauriel vor, die an die Schauspielerin Evangeline Lilly in Peter Jacksons “Hobbit”-Filmen ging.

J.R.R. Tolkien hat Fantasy wiederbelebt und gleichzeitig neu erfunden. Seine Meisterwerke “Der Herr der Ringe” und “Der Hobbit” sind zeitlos und mystisch. Dennoch hat besonders die grausame Realität seine Fantasie für Geschichten angeregt. Inwiefern ‘Tolkien’ der Spagat zwischen Biografie und Mystizismus gelingt, erfährst du in der Kritik.

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#PotterUltra #SchwerMetaller #Storyteller

Darum geht’s

Der junge Tolkien wuchs im frühen 20. Jahrhundert im Herzen von England auf. Sein vorerst ruhiges Leben wird aus den Fugen geworfen, als der 1. Weltkrieg ausbricht und sich der Literatur liebende Sprachwissenschaftler in den Schützengräben von Frankreich wiederfindet. Wird er seine “Fellowship” von gleichgesinnten Freunden wiedersehen, geschweige denn seine große Liebe Edith (Lily Collins)?

In der Abwesenheit seiner Freunde flüchtet sich Tolkien immer wieder in Fantasiewelten, die den Horror, aber auch die schönen Seiten der Realität widerspiegeln. Noch ahnt er nicht, dass er damit die ersten Grundsteine für Der Herr der Ringe gelegt hat.

Ist Tolkiens Geschichte interessant genug?

Autor ist nicht der spannendste und gefährlichste Beruf. Tolkien erschief monumentale Geschichten, doch war sein Leben wirklich so aufregend? Immerhin hat der englische Schriftsteller in zwei Weltkriegen gedient. Ob das seine Lebensgeschichte anders macht als die von tausenden anderen englischen jungen Männern zu Beginn des 20. Jahrhunderts, könnte man sich nun zurecht fragen.

Mit Tolkien wählt Regisseur Dome Karukoski nicht den konventionellen Weg einer Filmbiografie. Der zeitliche Rahmen der Geschichte ist relativ eng und der Fokus liegt auch nicht darauf, Tolkiens Alltag als außergewöhnlich oder besonders tragisch zu bewerten. Stattdessen konzentriert sich der Film auf Tolkiens Leidenschaften: Sprachen, Geschichten und Liebe.

Biografie, Fantasy und Romantik

Tolkien steht als Film zwischen den Stühlen. Das prominenteste Thema ist jedoch tatsächlich seine “verbotene” Lovestory mit Edith Bratt. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Nicholas Hoult und Lily Collins, die Tochter von Musiker Phil Collins, ist lebendig und in einigen Momenten herzerwärmend. Wenn die beiden in einem Etepetete-Restaurant an Tolkiens erster Phantasiesprache tüfteln, gehört das zu den stärksten Momenten des Films.

Im Herzen ist “Tolkien” eine Liebesgeschichte.

Nicholas Hoult als Tolkien in Uniform und Lily Collins als Edith Bratt in einem Szenenbild für Kritik Tolkien

Wer also auf der Suche nach einer Schnulze ist, darf hier ohne Bedenken rein gehen, auch wenn die Freundin nicht auf Der Herr der Ringe steht.

Dennoch ist Tolkien mehr als das. Gleichzeitig versucht der Film nämlich, die ersten Inspirationen des Schriftstellers und Sprachvirtuosen für seine High-Fantasy-Welt zu erklären. Regisseur Karukoski verbindet die biografische Handlung immer wieder mit surrealen Zwischensequenzen, die sich wie extra Dimensionen über die dargestellte Realität legen. Ein feuerspeiender Drache über den Schützengräben an der Somme erinnert stark an den Hexenkönig aus Mittelerde und ein freundlicher Kamerad namens “Sam” hilft dem an Fleckfieber erkrankten Tolkien durch die Apokalypse.

Diese Anspielungen auf Der Herr der Ringe sind gelungen, ohne jedoch die Filme oder die Vision von Peter Jackson direkt zu zitieren. Insgesamt sind die Referenzen zur Buchreihe nur sehr sporadisch über die Laufzeit verteilt. Es hat beinahe Easteregg-Charakter. Das könnte viele potentielle Interessenten enttäuschen; vielleicht auch zurecht. Schließlich wählt Tolkien mit seinem starken Fokus auf Melodrama statt Entstehungsgeschichte den filmisch einfacheren Weg.

Gelegentlich bietet ‘Tolkien’ surreale Szenen, die Realität und Fantasie miteinander vermischen – die Geburt von Mittelerde.

Ein Schlachtfeld des 1. Weltkriegs in einem Szenenbild für Kritik Tolkien

Stimmt das Gesamtpaket?

Letztendlich ist die größte Kritik an Tolkien die eigene Vorstellung, was dieser Film hätte alles sein können. Karukoskis Vision ist zwar stringent, aber nur bedingt erfüllend. Der Film findet tatsächlich die richtige Balance zwischen Gefühlen, Fakten und Referenzen, bedient aber gleichzeitig nichts tiefgreifend. Tolkien ist ein gesunder Kompromiss.

Aus diesem Grund kann sich der Film nicht in die Oberklasse der triumphalen Biopics einreihen. Tolkien erreicht nicht die emotionalen Höhen eines The Imitation Game oder die schauspielerische Meisterklasse eines Die Dunkelste Stunde. Das muss er aber auch nicht, um die knapp zwei Stunden sanfte Unterhaltung mit Hochglanz-Optik zu rechtfertigen.

Fazit

7.8/10
Gut
Community-Rating:
Handlung 7/10
Schauspiel 8/10
Emotionen 8.5/10
Tiefgang 7/10
Visuelle Umsetzung 8.5/10
Details:
Regisseur: Dome Karukoski,
FSK: 12 Filmlänge: 112 Min.
Besetzung: Lily Collins, Nicholas Hoult, Owen Teale, Patrick Gibson,

Die Geschichte des englischen Schriftstellers ist faszinierend und langatmig zu gleich. Für eine Biografie sind das keine optimalen Voraussetzungen, doch findet Tolkien einen interessanten Kompromiss zwischen Melodrama, Biopic und Kriegsfilm, der die ersten Inspirationen für Mittelerde erkundet, ohne dabei zum Fan-Film zu werden. Das könnte einige Jünger des Fantasy-Epos enttäuschen, doch wer seine Erwartungen anpasst, bekommt mit Tolkien einen rührenden und elegant inszenierten Film für einen regnerischen Sonntagabend. 

Artikel vom 15. Juli 2019

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