8.4/10

Kritik: Bahubali: The Beginning

DAS INDISCHE FILM-IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK

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Genres: Abenteuer, Action, Fantasy, Startdatum: 28.04.2016

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Wie sieht ein Bollywood-Film ohne Shah Rukh Khan aus? Ungefähr so, wie wenn Disney Herr der Ringe gedreht hätte . Und das ist kein schlechter Witz. Bahubali: The Beginning ist der neueste epische Kracher aus Indien – zumindest was die indischen Box Office Zahlen angeht. Aber auch weltweit spielte der Fantasy-Epos immerhin 89 Millionen Dollar ein. Das ist für Hollywood-Verhältnisse zwar nicht mehr als guter Durchschnitt, für das Fernsehstudio Telugu aber eine riesige Sensation. Die internationale Filmgemeinschaft schaut also mit fragendem Blick in Richtung Bollywood. Man munkelt, dass Bahubali sogar den epischsten Werken aus der US-Filmfabrik die Stirn bieten wird. Es war also längst an der Zeit, den Film zu unter die Lupe zu nehmen. Denn jetzt gibt es Bahubali: The Beginning auch in deutscher Synchronisation. Als die End-Credits zu rollen begannen, dachte ich mir: “Was habe ich da gerade gesehen?”

Avatar-Foto
#PotterUltra #SchwerMetaller #Storyteller

Darum geht’s

Ein kleiner Indisch-Crashkurs: Wer ist Bahubali und wie spricht man es aus? Bahubali ist der Name eines Königs der indischen Mythologie, dem die Kraft des Gottes Shiva verliehen wurde. Und nein, man spricht den Namen nicht BahuBAli aus, sondern BaHUbali.

Ein weiterer Funfact: Bahubali ist kein Bollywood, sondern Tollywood. Im Gegensatz zu den meisten indischen Streifen, kommt dieser nämlich nicht aus Bombay, sondern aus dem Süden des Landes. Das T steht für Telugu.

Im fiktiven indischen Königreich Mahishmati herrschen Unruhen in der Königsfamilie. Die Königin muss mit einem Baby, dem rechtmäßigen Thronerben, vor einer Revolte fliehen. Leider kommt sie bei der Flucht nicht weit. Die Königin landet in einem reißerischen Fluss und betet zu Shiva, dass er das Baby vor dem Tod beschützen solle. Ihr Wille geschehe…

Einige Dorfbewohner finden das Baby im Fluss treiben. Unversehrt. Ein Ehepaar adoptiert das Kind und tauft es Sivudu. Während der junge Sivudu aufwächst, wird ihm schnell klar, dass er außergewöhnliche Kraft besitzt. So besteht seine liebste Beschäftigung darin, den riesigen Wasserfall am Rande des Dorfes emporzusteigen, um zu sehen, welches mystische Land dahinter liegt.

Eines Tages findet Sivudu eine seltsame Holzmaske, die durch den Wasserfall vor seine Füße angeschwemmt wird. Sofort packt ihn die Neugier und er schafft den waghalsigen Aufstieg. Oben angelangt, trifft er auf eine maskierte Rebellentruppe, die es sich zur Aufgabe macht, die gefangene Prinzessin Devasena zu retten. Sie wurde vom Tyrannen Bhallala Deva eingesperrt, da sie die Rückkehr des verlorenen Sohnes Bahubali prophezeite.

Sivudu findet heraus, dass die Maske de schönen Rebellin Avanthika gehört. Natürlich verliebt er sich Hals über Kopf. Doch es gibt wichtigeres tun. Sivudu schließt sich den Rebellen an und reist in die Hauptstadt von Mahishmati um den König zu stürzen. Während seiner Quest lernt er allerdings seine unglaubliche Vergangenheit kennen, die ihm zuvor nicht bekannt war.

Indische Filme reden anders

Wir alle kennen die Regeln und Normen aus Hollywood. Sie beschreiben, wie ein Film spricht. Das bedeutet: Wie sind Dialoge aufgebaut? Wie werden Bilder geschnitten? Wie wird Musik passend eingesetzt?

Bollywood, bzw. Tollywood hat hingegen eine ganz eigene Filmsprache. Wer jemals zufällig in ein indisches Liebesdrama im ZDF eingeschalten hat, der weiß, was ich meine. Schwing die Hüfte, Baby.

Eine Gesangseinlage, wie aus einem Disney-Film. Avanthika (Tamannaah Bhatia) und Sivudu (Prabhas) kommen sich näher.

Eine Tanzszene mit Avanthika (Tamannaah Bhatia) und Sivudu (Prabhas) aus Bahubali: The Beginning

Ja, auch in Bahubali wird getanzt

Der Film beginnt und man vermutet schon, dass die nächsten zweieinhalb Stunden ein knallig-bunter Trip werden. Es gibt kolossale Landschaftsaufnahmen zu sehen, die am ehesten an ein Avatar – Aufbruch nach Pandora erinnern. Oder doch eher an einen Disney-Film?

Disney trifft es sehr gut. Die erste Stunde von Bahubali ist ein Märchen durch und durch. Der Beweis:

  • Märchenland: check.
  • Ein Prinz, der nichts von seiner Herkunft weiß: check.
  • Eine schöne Frau, die vom Prinz aber erst geknackt werden muss: check.
  • Gesangs- und Tanzeinlagen: check.
  • Kitsch bis zum Umfallen: check.
  • Das sind die Guten und das sind die Bösen: check.

Auch wenn insgesamt „nur“ zweimal getanzt wird: So viel Pathos sind wir „im Westen“ überhaupt nicht mehr gewohnt. Regisseur S. S. Rajamouli dreht bei seiner Inszenierung den Regler auf Modus „Everything is awesome“ und hat dabei sichtlich Spaß. In Bahubali steigt der breit gebaute Held noch oberkörperfrei aus dem Wasser und schüttelt in Zeitlupe sein Haar, ohne das dabei auch nur ansatzweise mit der Wimper gezuckt wird.

Beim Soundtrack hat man es sich leicht gemacht – man hat einfach den iPod von Gott Shiva persönlich angezapft. Die Musik donnert mit epischen Melodien und indischen Chören zu jedem Ereignis, das sich gerade auf der Leinwand abspielt. Und das funktioniert einfach prächtig. Wir, als Gewohnheitstiere der Hollywood-Normen, können den Kitsch-Exzess zwar nicht zu 100% ernst nehmen, da doch der eine oder andere unfreiwillige Lacher drin ist; dafür macht der Film umso mehr Spaß. Es ist ein Genuss die bunte und unschuldig-naive Inszenierung einzuatmen, denn sie ist so süß wie ein blumiger Sommerwind. Ja, Bahubali trieft ungefähr so sehr wie mein letzter Satz.

Jugendfreie Romantik. Avanthika und Sivudu sind sich jetzt endgültig nahe gekommen.

Eine Liebeszene aus Bahubali: The Beginning mit Sivudu (Prabhas) und Avanthika (Tamannaah Bhatia)

Irgendwo zwischen verrücktem Trash und gewaltigem Epos

Die visuelle Umsetzung ist im Großen und Ganzen beeindruckend. Trotzdem zeigt sich immer wieder für ein paar Sekunden ein lächerlich schlechter CGI-Effekt (Lawine!), der schon fast an Trash-Filme wie Kung Fury erinnert. Dafür reißt es Bahubali mit vielen Einstellungen wieder heraus, die selbst Filme wie 300 und Gladiator in den Schatten stellen. Da gab es wohl ein paar Missverständnisse bezüglich des Budgets. Anders lassen sich diese Unterschiede nicht erklären.

Bahubali: The Beginning funktioniert dann am besten, wenn große Massen an kostümierten Statisten zusammenkommen. Ein Beispiel dafür ist der Königspalast, der mit seinen riesigen Tempelanlagen für einen romantischen 1001-Nacht-Flair sorgt. Von diesem Set Design können sich sogar einige Hollywood-Filme eine große Scheibe abschneiden.

Das Königreich von Mahishmati. Was für ein Ambiente!

EIne Panoramaaufnahme von dem Königreich Mahishmati in Bahubali: The Beginning

Aber in welche Schublade kommen jetzt die Schauspieler? Trash oder episch? Weder noch. Leider lässt sich dazu auch nicht besonders viel sagen, denn die deutsche Synchronisation ist bestenfalls „ausreichend“, für die meiste Zeit hingegen sehr körnig. Man sieht in Bahubali: The Beginning allerdings auch keine schauspielerischen Meisterleistungen. Dafür erfüllt jeder „nur“ seinen Job. Hauptdarsteller Prabhas ist ein charismatischer Herkules, Rana Daggubati ist der fiese Tyrann mit Todesblick und Tamannaah Bhatia ist halt eben einfach schön.

Der interessanteste Charakter hingegen Kattappa (Satyaraj), Sklave und Leibgarde des Königs. Er ist der einzige, bei dem man sich nicht gänzlich sicher ist, auf welcher Seite er steht und was seine Intentionen sind. Er sorgt während des Films für eine wahre Überraschung.

Das letzte Drittel: 300 auf Steroiden

Nein, das ist keine unbedachte Übertreibung. Nach 90 Minuten macht es Klick und Regisseur Rajamouli dreht vom „Everything is awesome“-Modus auf den „Beast“-Modus. Jetzt fällt die Axt.
Eine weitere Besonderheit von indischen Filmen: Die typische Struktur einer Dramaturgie zählt nicht. Im letzten Drittel beginnt Bahubali: The Beginning praktisch einen neuen Handlungsstrang. Zwar hängen beide Geschichten eng zusammen, doch bei jedem US-Filmproduzent wäre das Drehbuch wohl unten durch. Nicht massentauglich, nicht normal.

Wie es sich allerdings für einen klassischen Epos gehört, gibt es am Ende eine große Schlacht. Wobei das Wort „groß“ nicht groß genug ist. Am Ende von Bahubali gibt es eine GEWALTIGE Schlacht. Wer sich davor eventuell noch über die Disney-Sweetness lustig gemacht hat, verstummt spätestens jetzt. Hier kommt das beste aus Herr der Ringe und 300 zusammen, vereint in ein 30 Minuten langes Action Set Piece. Ein Bombast-Feuerwerk aus dramatischen Zeitlupen¬¬aufnahmen, brüllenden Menschenmassen und verrückter Kriegsartillerie, untermauert von einem wummernden Score.

Jetzt wird’s hart: Wilde greifen das Königreich an, eine große Schlacht steht bevor.

Der Anführer der Wilden in einer Schlacht in Bahubali: The Beginning

Wir sehen hier nicht nur einige der coolsten Schlacht-Szenen seit einiger Zeit. Die gesamte Szene sorgt auch für einen dramaturgischen Höhepunkt, der die Geschichte mit einem Knall enden lässt. Ein letzter Cliffhanger sorgt noch für einen zusätzlichen Euphorie-Kick, dann ist Bahubali: The Beginning zu Ende. Es wird auf die Fortsetzung Bahubali: The Conclusion hingewiesen, die 2017 erscheint. Ganz im Stil von Kill Bill Vol 1 und 2.

Fazit

8.4/10
Stark
Community-Rating:
Visuelle Umsetzung 8.5/10
Action 9/10
Handlung 8/10
Schauspieler 7/10
Musik 9.5/10
Details:
Regisseur: S. S. Rajamouli,
FSK: 16 Filmlänge: 159 Min.
Besetzung: Prabhas, Rana Daggubati, Satyaraj, Tamannaah Bhatia,

Bahubali: The Beginning ist ganz schön geil

Sobald es bei Hollywood-Blockbustern in orientalische Gefilde geht, kommt meistens nichts orientalisches dabei raus. Da wird auch mal gerne ein Jake Gyllenhall als Prince of Persia besetzt. Wer sich jedoch nach einem fantasievollen Epos dieser Art schon lange gesehnt hat, der bekommt mit Bahubali: The Beginning eine Wundertüte voller Überraschungen. Mit der Magie der alten Disney-Filme und der Größe eines Historiendramas ist Bahubali eine echte Erfrischung nach den oft ermüdend generischen Blockbustern aus „dem Westen“, die Angst davor haben, zu fantasievoll zu sein. Für Fantasy-Fans ist es also an der Zeit, ihren filmischen Horizont zu erweitern, und Bahubali eine Chance zu geben.

Artikel vom 17. Mai 2016

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