Review: Infinity Pool
URLAUB IM HORROR-RESORT
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Autor James Foster (Alexander Skarsgård) und seine Frau Em Foster (Cleopatra Coleman) verbringen ihren Urlaub in einem All-Inclusive-Ressort. Ihre Zeit verbringen sie hinter einem Zaun, denn das Land ihres Traumurlaubs ist unsicher, mehr als am Pool liegen und elegant in der Sonne frühstücken ist deshalb fast nicht möglich. Doch dann trifft Foster eine Bewunderin (Mia Goth) und geht auf einen Ausflug außerhalb der sicheren Zäune. Ein Horrortrip der schwer beschreibbaren Art, bei dem es sich lohnt, so wenig wie möglich zu wissen.
Immer wieder greifen Mia Goth und Brandon Cronenberg in Infinity Pool die Sinne an. Mal ein Frontalangriff auf die Ohren, wenn Goth auf einer Motorhaube völlig frei dreht und den Namen des Protagonisten in allen Tonlagen schreit. Dann wieder ein Frontalangriff auf die Augen, wenn Alexander Skarsgård durch eine Droge, vorsichtig gesagt, seine Perspektive erweitert – und die Zuschauerinnen und Zuschauer diesen Rausch miterleben dürfen. Und greifen sie auch den Magen der Kinogänger an, wenn die eskalierende Gewaltspirale neue nihilistische Höhen erreicht.
Infinity Pool ist eine Tour de Force, in der Cronenberg junior nicht nur Genres mischt, für die auch schon sein Vater bekannt war (Body Horror, Thriller, Science-Fiction), er beweist in diesem Film auch ein gutes Gespür für den Zeitgeist. Der Film greift ein filmisches Motiv auf, dass aktuell aus so unterschiedlichen Werken wie Glass Onion, The White Lotus oder Triangle of Sadness bekannt ist: Der absurde Reichtum der Oberschicht kommt ins Schussfeuer.
Tatsächlich beginnt der Film wie eine White Lotus-Folge, wunderschöne und reiche Menschen sitzen in der Sonne, rein ästhetisch näher an einer Influencer-Story als an einem Horrorfilm. Während die HBO-Serie dann auf subtile Satire und schwarzen Humor setzt, greift Cronenberg zu roher Gewalt, schockierenden Twists und sexuellen Ausschweifungen, um seinen Punkt zu machen.
So ist Infitiny Pool erfrischend einzigartig und in einer momentan Franchise- und Reboot-lastigen Horrorfilmlandschaft haucht der Film neues Leben in die Kinosäle. Aber: Nur weil es neu ist, muss es nicht gut sein. Die Satire ist bei The White Lotus beispielsweise viel griffiger, Infinity Pool verliert sich hier zu oft in den Bildern und Exzessen, um stringent zum Punkt zu kommen. Auch die Handlung, deren Prämisse zwar aufregend und neu erscheint, wird im Laufe des Films immer löchriger.
Trotz dieser Schwächen ist Infinity Pool einer der spannendsten Filme 2023. Er drückt die richtigen Knöpfe, zeigt einen selbstbewussten Regisseur, der sich zwar eindeutig von der Familientradition inspirieren lässt, aber langsam seine eigene Stimme findet. Wenn das (etwas vorhersehbare) Ende anbricht und die Credits über die Leinwand flimmern, bleibt man erstmal erschöpft sitzen. Für manche ist das ein großes Lob – andere schreckt das eher ab.
Infinity Pool fällt daher wohl am ehesten in die Kategorie: Man liebt es oder man hasst es. Für mich machen insbesondere Mia Goth und Alexander Skarsgård, sowie die verstörende Bildsprache von Brandon Cronenberg den Film zum Horror-Must-See des Jahres. Auch wenn der Abend danach eher gelaufen ist, weil die verstörenden Masken, surrealen Sexszenen und nihilistische Gewalt ihre Wirkung nach und nach entfalten. Der Film rollt erst über seine Zuschauerschaft, um dann jeden mit seinen ganz eigenen (wahrscheinlich schlechten) Gedanken und Gefühlen nach Hause zu entlassen.
Infinity Pool ist laut, verstörend und im erzählerischen Kern nihilistisch bis menschenfeindlich. Horror-Fans oder Kinogängerinnen, die das Surreale schätzen, kommen hier deshalb voll auf ihre Kosten. Wer den Film schaut, wird mit überragenden Darsteller:innen belohnt – insbesondere Mia Goth liefert wieder eine wahnsinnige und gute Performance, die in den verzerrten und durchgestylten Bildern von Brandon Cronenberg jede Szene stiehlt. Der Regisseur etabliert sich mit diesem Film als eine der interessantesten Stimmen am Horror-Himmel.
Artikel vom 5. April 2023
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