Kritik: Avengers 3: Infinity War
KURZ VOR DER IMPLOSION
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Thanos ist los! Der mächtige Titan (Josh Brolin) ist endlich aufgebrochen, um sich die sechs Infinity Steine anzugeignen, mit denen er das Universum auf perfide Weise wieder ins Gleichgewicht bringen will. Die asgardianischen Flüchtlinge aus Thor: Tag der Entscheidung mussten Thanos’ Erbarmungslosigkeit bereits kennenlernen: Die Asgardianer sind besiegt. Thor (Chris Hemsworth) schwebt halbtot durch den Weltraum und nur der besiegte Bruce Banner aka. Hulk (Mark Ruffalo) schafft es auf die Erde, um die Avengers zu warnen, einschließlich des Magier Doctor Strange (Benedict Cumberbatch). Denn zwei der Infinity Steine befinden sich auf der Erde.
Doch nicht nur die Avengers werden in Mitleidenschaft gezogen. Außgerechnet die Guardians of the Galaxy reagieren auf den Hilferuf der Asgardianer und fangen den verwundeten Thor ab. Als dann stellen auch sie sich Thanos. Doch es ist vor allem Gamora (Zoe Saldana), Thanos Adoptivtochter, die tatsächlich weiß, welche Ausmaße Thanos’ Wahnsinn angenommen hat.
Es ist bereits zehn Jahre her als Marvel mit Iron Man einen eher unbekannteren Superhelden in die Kinos brachte und das ohne irgendwelche ambitionierten Hintergedanken. Die ‘Post-Credit Scene’ mit Nick Fury war bereits der Höhepunkt des Fan-Hypes. Als dann endlich 2012 der ultimative Crossover mit den Avengers ankam, wusste man, dass Marvel unter Disneys Flaggschiff auf etwas Gigantisches zusteuerte. Insgesamt 18 Marvel Filme erblickten seit 2008 das Licht des Kinoprojektors und werden nun alle hier im Infinity War zusammengeführt! Beinahe alle etablierten Helden kommen für dieses Event zusammen.
Und bei Gott ist das ein Spektakel!
Das MCU war schon immer dafür bekannt, Drama mit Comedy zu mischen. Doch dieser häufige Wechsel war noch nie so drastisch wie in Infnity War. Auf eine dramatische Szene folgt ein unerwartet komödiantischer Moment, etwa wenn auf eine storyrelevante Erklärung ein auflockernder Kommentar kommt, der kurzerhand in einem zusammenhangslosen Smalltalk endet. Das gilt vor allem, wenn in den jeweiligen Gruppen mindestens zwei der komödiantischeren Charaktere aufeinander geraten. Sei es nun, wenn sich die beiden Egomanen Tony Stark (Robert Downey Jr.) und Doctor Strange einen Hahnenkampf liefern, oder wenn Star-Lord (Chris Pratt) gegenüber Thor seine Männlichkeit bekräftigen will – diese Treffen sind saukomisch.
Dennoch – und das muss man explizit betonen – rutscht der Film nicht ins Absurde. Tatsächlich ist Avengers 3: Infinity War der bis dato heftigste und dramatischste MCU-Film.
Als Thanos zum ersten Mal in der ‘Post-Credit Szene’ von The Avengers erschien, hat es einen regelrechten Fan-Aufruhr gegeben. Seitdem hat sich der Titan nicht vom Thron wegbewegt. Nun hat er sich endlich erhoben und muss einiges aufholen. Das tut er in einem überwältigenden Maße. Bereits in der Anfangsszene führt er eine gnadenlose Invasion an und präsentiert sich von seiner stärkeren Seite, als er den unglaublichen Hulk in die Bewusstlosigkeit prügelt. Zweifelsohne ist Thanos der mächtigste und gefährlichste Gegner, der sich jemals gegen die Avengers gestellt hat.
Doch es ist vor allem der Charakter Thanos selbst, der einen größeren Eindruck hinterlässt. Trotz seiner bizarren Vorstellung von der “Rettung” des Universums ist Thanos ein erstaunlich tiefgründiger Schurke. Sein Erscheinen und seine Reden sind von Ehrfurcht, aber auch von einer gewissen Traurigkeit geprägt. Tatsächlich sind seine Aufritte so prägend, man kann Thanos schon fast als den eigentlichen Protagonisten des Filmes sehen. Auch wenn Thanos gewisse antagonistische Schwächen hat, zum Beispiel wenn seine Leidensgeschichte etwas “dahingeklatscht” wirkt, so überzeugt er dennoch als mächtiger Marvelschurke.
Da man mit Thanos nur schlecht bei einer Tasse Kaffee reden kann, muss natürlich auch hier ordentlich gekloppt werden. Und die Erwartungen sind nach 18 Filmen entsprechend hoch. Von daher bekommen wir auch ein Actionspektakel nach dem anderen serviert, wobei es ersichtlich wird, dass man allen wichtigen Charakteren entsprechendes Rampenlicht geben wollte. Tatsächlich sind die Actionszenen so gut zusammengeschnitten, dass man sich fragt, wie man das Gemetzel jugendfrei halten konnte.
Das Auffälligste sind jedoch die zahlreichen Settings und der Stil, in denen es ans Eingemachte geht. Mal befinden sie sich am hellichten Tag in New York, mal in Schottland bei Nacht. Mal kämpfen sie in einem eingeengten Raumschiff, mal auf (und mit) ganzen Planeten. Mal ist die Anzahl der Kämpfer überschaubar, mal kommt es zum epischen Krieg in Wakanda. Und dann wiederum gibt es Momente, die erstaunlich ruhig und emotional sind. Doch es bleibt eine Konstante: Es sieht alles einfach überwältigend aus.
Dennoch hat die ganze Action ein deutliches Problem…
Avengers 3: Infinity War hat zu viele Charaktere, wer hätte das gedacht?
Aber Sarkasmus beiseite, das war unvermeidlich. Auch wenn sich die Regisseure alle Mühe gegeben haben allen Charakteren die entsprechende Screentime zu geben, es sind dennoch zu viele. Eine Gruppe wird nach der anderen eingeführt und man fragt sich nach einer Weile, wer denn noch alles kommen soll. Und so genial es auch ist, all diese Charaktere miteinander interagieren zu sehen, nach einer Weile verliert man unweigerlich den Überblick über die ganzen Handlungsstränge. Und das gilt selbst für die, die das MCU aktiv verfolgen. Neueinsteiger werden mit dem Film nichts anfangen können.
Dasselbe gilt für die Actionszenen. Es sind – so albern es bei all den Erwartungen auch klingen mag – zu viele. Zwar sind sie ungemein aufwendig umgesetzt, doch so wirklich einprägsam wie z.B. der “Throwdown” am Leipziger Flughafen in Civil War ist keines der Set-Pieces. Vor allem auch der ständige Kulissenwechsel ist sehr verwirrend und verhindert eine thematische Gewichtung.
Doch wie gesagt: Das war schon beinahe unvermeidlich und die Russo-Brüder haben das Beste daraus gemacht.
Natürlich bleibt diese Kritik spoilerfrei, dennoch ist es ein Thema, das aufgegriffen werden muss: Können Helden in einem dynamischen Cinematic-Universe-Format überhaupt “richtig” sterben? Bisher hat man sich immer damit getröstet, dass es Fortsetzungen geben wird, sodass der Tod nie wirklich eine Gefahr ist. Doch für Infinity War sollten die Zuschauer diese falsche Sicherheit sofort abstellen, denn JEDER ist in Gefahr. Tatsächlich ist der Krieg gegen Thanos das gefährlichste, düsterste und extremste Event im gesamten MCU. Vor allem das Ende ist jenseits allem, was man hätte erwarten können und wird dem Zuschauer noch lange in Erinnerung bleiben.
Avengers: Infinity War hatte mit hohen Erwartungen und extremen Bedingungen zu kämpfen und es ist umso erstaunlicher, dass diese zum Großteil erfüllt wurden. Auch wenn es gegen Schluss “zu viel” wird und der Film unter seinem eigenen Gewicht zu implodieren droht, macht das Spektakel ordentlich Spaß. Im Gegensatz zu den meisten anderen Marvel-Filmen, kann Infinity War mit einigen mutigen Story-Entscheidungen überraschen. Als eigenständiges Werk funktioniert der dritte Avengers-Film kaum, da die Handlung nur noch aus Referenzen und Querverweisen aus anderen MCU-Filmen besteht. Doch gerade dieser Nerd-Overkill wird die Fan-Herzen höher schlagen lassen.
Artikel vom 5. Mai 2018
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