Captain America – Kein hübscher Name für das europäische Gemüt
Der nicht ganz so mysteriöse „First Avenger“ ist natürlich Captain America. Nach dem etwas mauen ersten Teil aus Phase 1, will man nun nichts mehr mit dem Originaltitel zu tun haben. Zumindest in Deutschland.
„Captain America“ hört sich in unseren Ohren einfach zu sehr nach Michael Bay an und wir denken sofort an eine käsige Selbstbeweihräucherung der Amis. „Captain America“ gibt uns das unangenehme Gefühl, dass in diesem Film Megan Fox halbnackt einen Truck repariert, während im Hintergrund, im rötlichen Sonnenuntergang, eine amerikanische Flagge im Westcoast-Wind flattert und ein Linkin Park Song die ganze Szene plump unterstreicht.
Sowieso war Captain America (Chris Evans) der uncoolste Typ in The Avengers. Während Tony Stark (Robert Downey Jr.), Bruce Banner (Mark Ruffalo) und The Black Widow (Scarlett Johannson) alle lässig ihre One-Liner raushauten, war Steve Rogers (das ist sein richtiger Name) der Spießer der Gruppe. Seinen Charakter kann man mit dem Kind aus der Schule vergleichen, das immer petzt wenn jemand abschreibt. Sein ungezügelter Durst nach Moral und Prinzipien ging schnell auf die Nerven und machten den Charakter eindimensional.
Raus aus dem Mist
Während das Setting des ersten Teils von Captain America noch im Zweiten Weltkrieg, also in den 1940er-Jahren, angesiedelt war, spielt The Return of the First Avenger in der modernen Realität. Steve Rogers alias der Cap. hat sich immer noch nicht ganz an das Leben des 21ten Jahrhunderts gewöhnt; doch er gibt sich Mühe. In einer sympathischen Szene zu Beginn des Films sehen wir eine von ihm geführte Liste, gefüllt mit Begriffen aus der Pop-Kultur, die Steve allerdings noch nicht versteht (zum Beispiel „Star Wars/Trek, Nirvana, Rocky, Disko“ usw.). Schon durch dieses kleine Element bekommt der Captain mehr Charakter und Sympathie als in seinen beiden letzten Filmen zusammengerechnet.
Auch die Handlung von The Return of the First Avenger ist zum Glück weniger kitschig als beim Vorgänger. Im Gegenteil: Hier geht es erstaunlich erwachsen und komplex zu. Statt kindischem Patriotismus kriegen wir es mit Vertuschungen und Verschwörungen innerhalb von politischen Geheimdiensten zu tun. Nach und nach deckt Captain America nämlich düstere Geheimnisse seines Arbeitgebers S.H.I.E.L.D. auf. In der Organisation bildet sich eine geheime Splittergruppe, die durch Infiltrierung Schritt für Schritt die Macht übernimmt. Ihr Ziel: Ein totaler Überwachungsstaat, realisiert durch konsequente Eliminierung aller „Staatsfeinde“. Selbst auf den einäugigen Direktor von S.H.I.E.L.D. Nick Fury (Samuel L. Jackson) werden Assassinen gehetzt. Stattdessen übernimmt ein Mitglied des Weltsicherheitsrates, Alexander Pierce (niemand anderes als Robert Redford), das Steuer und lenkt die Organisation auf einen gefährlichen Kurs. Aber halt: Nicht mit Captain America! Zusammen mit Natasha Romanov aka „The Black Widow“ will er die bösen Mächte innerhalb von S.H.I.E.L.D. im Keim ersticken. Doch je tiefer sie graben, desto größer stellt sich die ganze Verschwörung dar. Sie reicht sogar bis zu den Nazis des Dritten Reichs zurück…