6.7/10

Kritik: Captain Marvel

STURZ IN DIE MITTELMÄSSIGKEIT

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Genres: Action, Comic, Science Fiction, Startdatum: 07.03.2019

Interessante Fakten für…

  • Stan Lee verstarb, während der Film geschnitten wurde. Deshalb hat Marvel Studios ihm zu Ehren ein spezielles Eröffnungslogo entworfen.
  • Brie Larson ist allergisch gegen Katzen, daher wurden ihre Szenen mit Goose mit einer Puppe oder computergenerierten VFX gefilmt.

Mit “Captain Marvel” wollen die Regisseure Anna Boden und Ryan Fleck zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Etablierung der ersten weiblichen Marvel-Protagonistin und die gleichzeitige Einführung in “Avengers: Endgame”. Hohe Erwartungen lasten auf den Schultern von Captain Marvel. Ob diese erfüllt werden können, erfahrt ihr in der Kritik.

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Vers (Brie Larson) ist selbst unter der mächtigen Kriegerrasse der Kree was Besonderes: Neben übermenschlicher Stärke kann sie Photonenstrahlen abschießen, die sie unter der Leitung von Commander Yon-Rogg (Jude Law) lernt, unter Kontrolle zu bringen. Sie befinden sich im Krieg gegen die Skrull, eine Alienrasse mit der Fähigkeit der Gestaltwandlung. Bei einer Rettungsmission geht einiges schief und Vers wird von den Skrull entführt. Angeführt von Talos (Ben Mendelsohn) durchsuchen sie Vers‘ Erinnerungen – Erinnerungen, an die sie sich selbst nicht erinnert. Bevor Talos jedoch alles herausfinden kann, kann sich Vers befreien und auf dem Planeten C-53 notlanden – auch bekannt als „Erde“.

Dort angekommen wird sie sogleich von einem jüngeren Nick Fury (Samuel L. Jackson) aufgesucht, der als S.H.I.E.L.D.-Agent in den intergalaktischen Konflikt mit hineingezogen wird. Von der Existenz von Aliens überzeugt, hilft er ihr nach den Bruchstücken ihrer Erinnerungen zu suchen, die die Skrulls unbedingt wollen. Dabei werden die Erinnerungen von Vers immer schärfer: Erinnerungen an ein Leben als Kampfpilotin. Vers beginnt an ihrer Identität zu zweifeln …

Captain Feminist

Captain Marvel, du hast dich schon früh in eine Situation manövriert, aus der keine Gewinner hervorgehen. Bei dem Versuch mit DC’s Wonder Woman zu konkurrieren, wollten sie jedoch noch einen Schritt weitergehen und eine Emanzipations-Botschaft durchsetzen. Anders ausgedrückt: Öl ins Feuer gießen. Was folgte waren Beleidigungen von beide Seiten, fragwürdige Aussagen der Schauspielerin, nicht weniger fragwürdige Aussagen von anonymen Internet-Trolls und Filmseiten wie Rotten Tomatoes, und schon hat man man eine nette kleine Kontroverse. Kein guter Start für einen aufblitzenden Stern. Oder doch?

Wie sich das nun auf Qualität und Erfolg des Films auswirkt, ist eine andere Frage. Kurz gesagt: Wonder Woman ist besser.

Die Macht ist stark in Captain Marvel

Brie Larson als Protagonistin ist emotional reserviert, doch sie kann auch draufgängerisch, schlagkräftig und charmant lustig sein. Brie Larson hat vieles richtig gemacht. Dennoch funktioniert Captain Marvel als Hauptdarstellerin nicht so richtig.

Drehbuch und Regie sind dabei das Problem. Neben bestimmten Momenten, die subtil die Emanzipationskeule schwingen, ist vor allem ihre Charakterentwicklung problematisch. Die Regisseure hatten wohl Angst, Captain Marvel schwach oder verletzlich wirken zu lassen. Was folgt ist ein übermächtiger Charakter ohne echte Konflikte. Daraus resultiert ein öder Charakter Arc ohne Herausforderungen. Letztendlich ist Captain Marvel jeder Situation gewachsen, gar überlegen. Ihre Amnesie ist auch bloß eine Ausrede von Charakterschwäche, die ihr nie wirklich zum Verhängnis wird. Erst das Pairing mit Samuel L. Jackson als Nick Fury bringt die nötige Menschlichkeit in den Film.

90s Buddy-Film

Dass ausgerechnet mal Nick Fury Marvels Spaßvogel sein wird, hätte ich nicht für möglich gehalten. Und dennoch bringt der damals noch junge S.H.I.E.L.D.-Agent die größte Portion Komik in den Film. Dabei funktioniert vor allem die Dynamik mit Captain Marvel und die 90er-Nostalgie-Gags, auch wenn damit gelegentlich übertrieben wird. Eine ebenso starke Performance legt Mendelsohn als Skrullanführer Talos hin: charismatisch, wortgewandt und gleichzeitig überraschend amüsant. Wenn sich Talos ausgerechnet vor einer niedlichen Katze ungemein fürchtet, sorgt das für grandiose Lacher.

Wo wir schon von der Katze reden: „Goose“ stielt die Show. In welchem Maße werden wir nicht spoilern, doch eines ist klar: Die Katze ist das einprägsamste Element des Filmes. Doch was sagt das über einen Film aus, wenn eine Katze das markanteste Merkmal ist?

Mit einem Kamehameha ins Geschehen

Marvel und CGI sind wie Pech und Schwefel. Dennoch will Captain Marvel noch eine Schippe drauf legen – und das zu großen Teilen erfolgreich. Die Kulissen sehen eindrucksvoll aus, ob nun im futuristischen Gefilden, oder in einer Rocker-Kneipe. Der Look ist einheitlich warm und bunt.

Ebenso beeindruckend ist das Makeup. Das gilt sowohl für die faltig grünen Skrull-Visagen als auch für die Verjüngung von Nick Fury und Co. Doch die energiegeladene Captain Marvel schießt mit ihren Photonenstrahlen den Vogel ab. Es wird geschossen, in die Luft gejagt und das CGI-Budget freudig geleert. Was jedoch anfangs noch beeindruckend ist, wird spätestens in den letzten 15 Minuten anstrengend. Ähnlich wie in The Flash wirkt es gelegentlich so, als wollte man mit den CGI-Effekten von den doch sehr einfallslosen Actionszenen ablenken.

Wem kann man noch trauen, wenn jeder ein Skrull sein kann?

Talos (Ben Mendelsohn) plant seinen nächsten Zug.

Marvel-Mischmasch

Das größte Problem des Filmes ist jedoch nicht die Protagonistin oder die mit ihr verbundene Debatte. Das Problem ist, dass nichts (mehr) wirklich originell wirkt. Alle Elemente in Captain Marvel hat man schon irgendwo gesehen und das zum Teil besser. Die Raumschiffe wirken wie eine billigere Kopie der Sternenzerstörer aus Star Wars. Und das ist erst der Anfang: Die planetaren Einsatzmissionen wirken wie ein halbgarer Star Trek-Abklatsch und Marvel selbst hat bereits mit Guardians of the Galaxy ein viel stimmigeres und originelleres Setting aufgebaut. Erst als Vers auf der Erde aufschlägt kann der Film seinen eigenen Charakter zur Schau stellen, auch wenn die „Fish out of Water„-Situation in Wonder Woman um ein vielfaches interessanter dargestellt wurde. Zweifelsohne gibt es eine handvoll amüsante Szenen, aber hier gilt wieder: Einzelne Szenen.

Tatsächlich hätte Captain Marvel sogar eine bessere Figur gemacht, wenn sie früher eingeführt worden wäre, etwa in Phase 2. Da war man noch nicht auf Überraschungen gefasst. Als Einführung für das langersehnte Finale Endgame ist Captain Marvel jedoch zu routiniert und von der Stange.

Fazit

6.7/10
Ganz okay
Community-Rating:
Handlung 6/10
Charaktere 6/10
Action 6.5/10
Visuelle Umsetzung 7/10
Komik 8/10
Details:
Regisseur: Anna Boden, Ryan Fleck,
FSK: 12 Filmlänge: 124 Min.
Besetzung: Annette Bening, Ben Mendelsohn, Brie Larson, Clark Gregg, Jude Law, Lashana Lynch, Lee Pace, Samuel L. Jackson,

Captain Marvel hatte durch enorme Erwartungen von Anfang an Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Dabei hätte man mit etwas Mut deutlich mehr Essenz aus dem interplanetaren Setting und vor allem der weiblichen Protagonistin gewinnen können. So wirkt der Film, trotz einer handvoll lustiger und visuell eindrucksvoller Szenen, zu routiniert. Insgesamt ist Captain Marvel ein ordentlicher Film, doch als stolzes Mitglied des MCUs hat der Film klare Probleme, in der Luft zu bleiben. Da kann man nur hoffen, dass Captain Marvel bis Endgame nicht nur stärkere Superkräfte, sondern auch stärkere Persönlichkeit entwickelt.

Artikel vom 10. März 2019

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