8.3/10

Kritik: Archer – Staffel 11

Ist die Welt wieder bereit für Archer?

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Genres: Action, Komödie, Thriller, Startdatum: 11.12.2020

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Mit ‘Archer’ ging Showrunner Adam Reed neue Wege in Sachen Erwachsenenanimation. Heraus kam eine clevere Spionageparodie, die jetzt nach einigen experimentellen Jahren zurück zu ihren Wurzeln finden will. Kann ‘Archer’ wieder zur vollen Größe aufsteigen, oder sollte er lieber noch für ein paar weitere Jahre einschlafen? Mehr dazu in der Kritik.

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Sterling Archer (H. Jon Benjamin, deutsch: Dennis Schmidt-Foß) ist ein knallharter, hyperkompetenter und unwiderstehlicher Geheimagent, dessen heroische Leistungen seinesgleichen suchen.

…Naja, so sieht Archer sich zumindest, denn an diesem Agenten ist kaum etwas heroisch. Stattdessen haben wir eine arrogante, sex- und alkoholsüchtige und zweifelhaft kompetente James-Bond-Parodie, die nie richtig erwachsen wurde. Doch was bleibt da zu erwarten, wenn man die manipulative und selbstsüchtige Malory Duchess Archer (Jessica Walter, deutsch: Nina Herting) als Mutter und zugleich als Chefin der Spionageagentur ISIS (wurde später aus offensichtlichen Gründen geändert) hat.

Doch die Archers sind nicht die einzigen Verrückten, denn die restlichen Angestellten sind ebenfalls ein wahres Sicherheitsrisiko. Da wäre z.B. die temperamentvolle Agentin Lana Kane (Aisha Tyler, deutsch: Britta Steffenhagen), die sehr ernste ungelöste sexuelle Spannungen mit Sterling Archer hat. Im Innendienst haben wir den weinerlichen Buchhalter Cyril Figgis (Chris Parnell, deutsch: Alexander Doering), der vergeblich seine Männlichkeit und Dominanz beweisen will, und die bäuerliche und korpulente aber erstaunlich schlagkräftige Pam Poovey (Amber Nash, deutsch: Almut Zydra) aus dem Personalwesen. Dann gibt es da noch Krieger (Lucky Yates, deutsch: Matti Klemm) mit seinem sehr zweifelhaften Doktortitel, der für seinen verrückten Genius bekannt ist, wie auch für seine schrägen Vorlieben und Fetische. Und reden wir erst gar nicht von Sekretärin Cheryl Tunt (Judy Greer, deutsch: Cathlen Gawlich), die immer so wirkt, als wäre sie kurz davor, das ganze Gebäude abzufackeln.

Bei all der explosiven Verrücktheit braucht man sich nicht wundern, wenn die vernünftigeren Agenten wie Ray Gillette (Adam Reed, deutsch: Klaus-Peter Grap) mal wieder zu kurz kommen.

Er wird nicht mal im Intro angezeigt…

Das Leben nach Sterling Archer

Drei Jahre hat es gedauert, doch nun ist Sterling Archer endlich aus dem Koma erwacht. Anfangs noch überzeugt davon, dass er wieder als Top-Spion das Zentrum der Aufmerksamkeit sein wird, muss er eine schockierende Entdeckung machen: Die Spionageagentur kommt ohne ihn gut aus. Sogar besser als gut: Der Geheimdienst feiert einen noch nie dagewesenen Erfolg und die einst chaotischen Mitarbeiter strotzen nur so von Professionalität. Der ehemals verweichlichte Cyril ist nun ein durchtrainierter Top-Agent und auch die instabile Cheryl ist als „Cheryl 2.0“ deutlich normaler.

Cyril (Chris Parnell) als Top-Agent? Nicht unter Archers (H. Jon Benjamin) Aufsicht!

Archer (H. Jon Benjamin) bedrocht Cyril (Chris Parnell) mit seinem Gehstock

Doch eines trifft Archer besonders hart: Lana Kane, für die er immer stärkere Gefühle hatte, ist glücklich mit dem Milliardär Robert (Stephen Tobolowsky, deutsch: Bodo Wolf) verheiratet. Während all dem muss Archer auf der Reservebank bleiben und ausgerüstet mit einem High-Tech Gehstock zu seiner früheren physischen Stärke wiederfinden.

Kann Archer mit der neuen Situation zurechtkommen, oder wird er wieder in alte Muster verfallen?

Oh, und einen neuen Butler braucht er auch noch…

Die Welt ist Archer nicht genug

Zu sagen, die Archer-Serie hätte eine schräge Irrfahrt hinter sich, wäre eine große Untertreibung. Bis einschließlich der vierten Staffel war Archer eine konstante Spionage-Parodie mit einem starken Charakterfokus. Ab der fünften Staffel jedoch hatte die Serie ein paar sehr experimentelle Neufindungen erlebt. Erstmal war es nicht so drastisch und es entsprach der organischen Handlung: Es ging von der Schießung des Secret Services zum Verkauf des übrigen Kokains (Archer Vice) über die nachfolgende Arbeit für die CIA bis zur Gründung einer unabhängigen Privatdetektei. Danach jedoch fiel Archer in ein Koma und da ließen die Showrunner ihrer Fantasie freien Lauf. Dabei enthielten die Staffeln 8 bis 10 verschiedene Handlung mit denselben Charakteren in komplett unterschiedlichen Traum-Szenarien. Von einem Film Noir (Dreamland) über ein Inselabenteuer (Danger Island) bis zu einer kompletten Weltraumreise (Archer 1999).

Natürlich bringen die Szenarienwechsel sehr viel Abwechslung in ein Genre ein, dass ziemlich schnell abgenutzt werden kann. Die Handlungsstränge sind in sich abgeschlossen, die Abenteuer und die visuellen Darstellungen sind erstaunlich kreativ und es ist witzig anzusehen, wie sich die bekannten Charaktere in diesen Szenarien verhalten. Doch über die lange Zeit konnte das nicht vom größten Problem hinwegtäuschen: Die Serie entwickelte sich nicht weiter. Die Charaktere haben sich seit Beginn an weiterentwickelt und wenn man über eine lange Zeit auf einen erzählerischen Stilstand setzt, tut man weder der Handlung noch den Charakteren einen Gefallen.

So viel Spaß es auch macht in Traumwelten einzutauchen, wo sich nichts wirklich verändert – Archer muss wieder aufwachen…

Vor dem Koma ist nach dem Koma

Oberflächlich gesehen erscheint Staffel elf wie ein Neustart der ersten Staffeln. Malory Archer ist wieder das Oberhaupt der alten Spionageagentur und am besten stellt man hierbei keine Fragen. Was stattdessen hervorsticht, ist die Entwicklung der Charaktere. Diese agieren nun professionell und haben keine Zeit mehr für Archers Eskapaden. Für Archer, der immer im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen muss, ist das eine verheerende Ausgangssituation, die hervorragend zur Charakterdynamik beiträgt.

Archer (H. Jon Benjamin) und Lana (Aisha Tyler) wieder zusammen im Einsatz – ganz wie in alten Zeiten.

Archer (H. Jon Benjamin) und Lana (Aisha Tyler) nehmen Deckung ein

Doch was die Charakterentwicklung so besonders faszinierend macht, ist die Tatsache, dass die alten Verhaltensmuster der Hauptbesetzung immer noch da sind. Cyril leidet nach wie vor an chronischen Unsicherheiten, Krieger hat nach wie vor sehr eigenartige Vorlieben und Cheryl ist nach wie vor verrückt. Auch Lanas scheinbar perfekte Ehe ist brüchig: Der reife und gebildete Robert erweist sich als Anti-Archer nicht immer als optimal für die streitlustige Lana.

Die konstante Frage, die die Staffel antreibt, lautet daher: Wird Archer sich an die Änderungen anpassen, oder wird er wieder das Schlimmste aus seinen Kollegen herauslocken?

Alltags-Spionage mit Stil

Die Serie Archer wusste schon immer, wie man Spionagethriller mit dem alltäglichen Büroleben vermischt. Und die elfte Staffel ist hierbei nicht anders. Ein Großteil des Humors kommt daher, dass Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz denselben Stellenwert haben wie lebensgefährliche Einsätze. Sei es der Versuch, den richtigen Butler für Archer zu finden oder Cyril, der den Kühlschrank mit seinen Protein Shakes vollstopft – sowas kann schonmal ganz schnell ausarten. Die neue Hingabe zur Professionalität sorgt zusätzlich für Lacher, etwa wenn mitten in der Mission die Frage geklärt werden soll, wie man einen Wachmann am besten unschädlich macht. Hinzu kommen noch alte Bekanntschaften, neue Settings und clevere Dialoge und schon hat man wieder das klassische Archer-Feeling!

Und hey: Cyborg Barry (Dave Willis, deutsch: Markus Pfeiffer) ist wieder da!

Barry (Dave Willis) ist wieder da! Und er ist jetzt…gut?

Archer (H. Jon Benjamin) versucht Barry (Dave Willis) zu schocken

Und wie geht es jetzt weiter?

Die elfte Staffel hat vieles aufgebaut und mögliche Konflikte angedeutet – nur um abrupt zu enden. Die letzte Episode impliziert durch ihre hohen Einsätze zwar ein großes Finale, doch endet dieses erstaunlich unspektakulär. Dafür wird das Problem viel zu rasch aufgebaut und zu schnell aufgelöst. Auch Archers Konflikte mit seinen Arbeitskollegen, die sich über die Staffel aufgebaut haben, werden hier nur ansatzweise geklärt. Generell waren acht Episoden zu wenig, um eine episodische Entwicklung zu verfolgen. Da wäre es auch schön gewesen, wenn ein stärkerer Bezug zu Archers Erlebnissen im Koma gemacht worden wäre. Zwar wurde da einiges angedeutet, gemacht wurde daraus aber nicht viel. Was die Staffel jedoch gut gemacht hat, ist eine Vorausdeutung darüber, was uns in der kommenden Staffel erwarten könnte.

Fazit

8.3/10
Stark
Community-Rating:
Handlung 7.5/10
Humor 8.5/10
Charaktere 9/10
Dialoge 8.5/10
Visuelle Umsetzung 8/10

“Archer – Staffel 11” ist die erfolgreiche Wiederkehr zu alter Spionage-Stärke

Die Serie Archer hat sehr vieles ausprobiert, doch nun widmen sich die Showrunner wieder dem, was sie so erfolgreich gemacht hat: ihre Charaktere. Diese haben sich entscheidend weiterentwickelt und bieten genug Möglichkeiten für weitere Interaktionen und Auseinandersetzungen. Dafür werden Sterling Archer und seine Komplexe schon sorgen. Zwar waren acht Episoden nicht unbedingt viel, um komplett die neue Richtung der Serie einzuläuten, doch das Potenzial ist da, um noch viele weitere Staffeln mit Qualitätsspionage zu füllen.

Und die Moral von der Geschicht: In Traumwelten flieht man nicht!

Artikel vom 25. Januar 2021

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