4.4/10

Kritik: Élite – Staffel 4

DIESES SCHULJAHR GIBT’S KEINE GUTEN NOTEN

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Genres: Drama, Krimi, Startdatum: 18.06.2021

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Neues Schuljahr, neues Glück? Nach dem riesigen Erfolg der ersten drei Staffel schickt Netflix die spanische Hit-Serie ‘Élite’ in eine vierte Runde. Mit den gewohnten Zutaten Drama, Krimi und Sex möchte man das weltweite Publikum erneut in den Bann ziehen. Warum das dieses Mal aber unserer Meinung nach nicht funktioniert, erfahrt ihr in der Kritik.

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#ComingOfAge #Dramedy #BesterHobbyKoch

Alles anders an der Las Encinas

Das neue Schuljahr geht für Samuel (Itzan Escamilla), Guzmán (Miguel Bernardeau), Rebeka (Claudia Salas), Ander (Arón Piper), Omar (Omar Ayuso) und Cayetana (Georgina Amorós) weitaus weniger erfreulich los als gedacht. Denn an der Las Encinas weht seit kurzem ein weitaus härterer Wind. Das liegt an dem neuen Rektor Benjamín (Diego Martín), der es sich mithilfe von strengen Regeln und Härte zum Ziel gemacht hat, die renommierte Schule wieder zu ihrem alten Glanz zurückzuführen.

Doch damit noch nicht genug: Benjamíns Kinder Ari (Carla Díaz), Patrick (Manu Ríos) und Mencía (Martina Cariddi) und der adlige Prinz Philippe von Triesenberg (Pol Granch) sind ebenso neu an der Las Encinas und sorgen für allerlei Drama und Beziehungschaos. Und wie das an der Eliteschule so üblich ist, ist der nächste Kriminalfall sicherlich auch nicht weit…

Schnarchiger Krimi

Ein Crime-Drama lebt unter anderem davon, dass wir a) einen spannenden Kriminalfall haben, b) die zwischenmenschlichen Beziehung interessant sind, und c) sich die Beziehungen und der Fall idealerweise gegenseitig beeinflussen. Leider kann die vierte Staffel Élite hier in keinem Bereich überzeugen.

Ari (Carla Díaz), Benjamín (Diego Martín), Mencia (Martina Cariddi) und Patrick (Manu Ríos) sorgen an der Las Encinas für Ärger.

Ari (Carla Díaz), Benjamín (Diego Martín), Mencia (Martina Cariddi) und Patrick (Manu Ríos) in Élite.

Der Crime-Aspekt von Staffel 4 kann im Vergleich zu letzten Staffeln kaum mithalten: Der Fall scheint keine wirklichen Auswirkungen auf die Freundesgruppe zu haben, wiederholt nur alte Muster. Und um ganz ehrlich zu sein, ist der Fall ein bisschen langweilig. Zu keinem Zeitpunkt ist man wirklich daran interessiert herauszufinden, was wirklich passiert ist. Hier hätte es sicherlich spannendere Weg gegeben, den Fall und dessen Konsequenzen zu inszenieren.

Hier kann auch ein guter Cast nicht helfen

Bevor wir uns anschauen, was in puncto Beziehungen und Drama nicht ganz rund gelaufen ist, erstmal eine gute Nachricht: In Anbetracht der Größe der Fußstapfen, in die die Neuzugänge Díaz, Cariddi, Ríos, Granch und Martín treten mussten, machen sie einen mehr oder weniger guten Job. So macht es zum Beispiel richtig Spaß, Diego Martín als knallharten Rektor Benjamín zu verteufeln und mit der von Martina Cariddi gespielten rebellischen Mencía mitzufiebern. Letztere wird sicherlich zum neuen Liebling zahlreicher Élite-Fans werden.

Selbst altbekannte Gesichter wie Guzmán (Miguel Bernardeau), Ander (Arón Piper) und Rebeka (Claudia Salas) sind teilweise komplett out-of-character.

Guzmán (Miguel Bernardeau), Ander (Arón Piper), Rebeka (Claudia Salas) in Élite.

Aber leider Gottes – und damit wären wir wieder beim Negativen angelangt – sind die einzelnen Motive und Ziele der verschiedenen Charaktere teilweise derart unverständlich, dass man nicht versteht, wer warum was macht. Und das gilt für den gesamten Cast. Beziehungen gehen innerhalb von Sekunden aus scheinbar keinem triftigen Grund zu Bruch, Charaktere verursachen nur um des Chaos willen Chaos und sind in ihrem Handeln plötzlich nicht mehr wiederzuerkennen. Zurück bleibt in meinem Fall ein verwirrter Zuschauer vor dem Fernseher, der sich fragt, was da schiefgelaufen ist.

Der einzige Handlungsstrang, der von Vorne bis Hinten konsequent, schlüssig und dadurch unterhaltend erzählt wird, ist Cayetanas Geschichte mit dem vierten Neuzugang, Prinz Phillippe von Triesenberg. Wer hätte gedacht, dass die einst so nervige Cayetana mal der Hoffnungsstern am Himmel wird? Ich nicht!

Auch die Story rund um Mencia und Rebeka ist zwar noch ganz niedlich, aber auch hier ist man vor nicht nachvollziehbarem Handeln der Charaktere nicht sicher. Melodramatisch-komplexe Beziehungsgeflechte und Intrigen hin oder her, Staffel 4 erlaubt sich hier unnötige Patzer.

Élite und Sex

Bevor wir uns dem nächsten, wohl fatalsten Problemfeld der neuen Staffel widmen, sprechen wir eine Triggerwarnung in Bezug auf sexuellen Missbrauch aus. Im folgenden Textabschnitt werden wir uns mit dem problematischen Umgang der Serie mit diesem Thema beschäftigen. Solltet ihr Probleme mit diesem Thema haben, bitten wir euch, direkt zum Fazit zu springen.

Patrick (Manu Ríos) verhält sich teilweise sehr übergriffig.

Patrick (Manu Ríos) in Élite.

Sex ist ein riesiger Teil und sicherlich auch ein Grund des Erfolges von Élite, von der ersten Staffel an wurde Sex sehr offen und explizit dargestellt. Bisher beschäftigte man sich nie mit dem Thema Missbrauch und Consent, nicht so in der vierten Staffel. In gleich vier Storylines wird Missbrauch mehr oder weniger stark in den Fokus gerückt, zumindest ansatzweise „richtig” umgegangen wird mit dem Thema jedoch nur in einer.

Folgend eine kurze Auflistung der problematischen Fälle (Achtung Spoiler): Patrick drängt sich Ander mehrfach auf und behauptet, zu ihm “Nein” zu sagen sei schlimmer, als “Ja” zu sagen. Obwohl Samuel auf einer Hausparty zur betrunkenen Ari sagt, er nähere sich ihr aufgrund des Alkohols nicht an, schläft er trotzdem mit ihr, als sie sich an ihn ranmacht. Armando (Andrés Velencoso) drängt die minderjährige Mencía zum Sex gegen Bezahlung und vermittelt sie an einen Freund. Sein Drängen zur Prostitution wird kritisiert – die Tatsache das ein Erwachsener eine Minderjährige zum Sex drängt, kaum.

Einzig in der Storyline rund um Cayetana (Georgina Amorós) und Philippe (Pol Granch) wird Philippes Fehlverhalten als solches eingeordnet und thematisiert.

Cayetana (Georgina Amorós) und Philippe (Pol Granch) in Élite.

Einzig in der Storyline rund um Cayetana und Philippe werden dessen verschiedene Formen der sexuellen Belästigung und des sexuellen Missbrauchs entsprechend als falsch eingeordnet. Charaktere, die sein Verhalten ignorieren, werden mit diesem fatalen Fehlverhalten konfrontiert.

Aber eine mehr oder weniger gelungene Storyline zu diesem sensiblen Thema, das in den Medien immer wieder falsch dargestellt wird, ist nicht genug. Fehlverhalten muss immer als solches eingeordnet werden. Sexuelle Belästigung oder Nötigung in jeglicher Form ist NIE legitim, ein “Nein” ist als solches zu akzeptieren. Fehlverhalten im luftleeren Raum stehenzulassen und nicht einzuordnen ist nicht nur sinnlos und falsch: Besonders bei einer Hit-Serie wie Élite, die vermutlich auch von vielen jungen Menschen geschaut wird, sind solche Darstellung von Sex fatal, zeigen sie doch ein komplett falsches Bild auf. Hier hätte Élite definitiv besser sein müssen.

Fazit

4.4/10
Schwach
Community-Rating: (2 Votes)
Handlung 4/10
Schauspiel 7/10
Spannung 3.5/10
Emotionen 4/10
Charaktere 3.5/10

Enttäuschender Neuanfang

In der vierten Staffel enttäuscht Élite trotz spannender Neuzugänge im Cast mit einem uninteressanten Kriminalfall, nicht nachvollziehbaren Charakteren und Handlung und einem problematischen Umgang mit sexuellem Missbrauch.

Artikel vom 4. Juli 2021

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