Kritik: Lookism – Staffel 1
Beliebt sein, ist alles
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Nach der Vorlage des LINE Manga und Naver WEBTOON startet die gleichnamige südkoreanische Animationsserie Lookism von Netflix nun durch. Wir begleiten den Protagonisten, Daniel Park, dabei, wie er in der Schule als Aussätziger behandelt wird. Nach einem Streit mit seiner Mutter entscheidet er sich dazu, die Schule zu wechseln. Plötzlich entdeckt er eine unerwartete zweite Chance, denn er kann den Körper wechseln und sein neuer Körper ist groß, attraktiv und hat eine tolle Stimme. Mit neuem Mut startet er in sein neues Leben, aber wenn er einschläft, wechselt er wieder in seinen alten Körper zurück. Wird ihn seine Vergangenheit als Mobbingopfer einholen oder kann er sich behaupten? Wie kommt er mit der neugewonnen Popularität klar?
In Südkorea gehört das Thema Mobbing an koreanischen Schulen zur Tagesordnung. So leidet auch unser Protagonist darunter und kommt immer wieder in Schwierigkeiten. Der neue Körper sorgt, wie erwartet, zwar für mehr Anerkennung, aber auch für gehörig viel Probleme. Generell geht es in der Story um ein Klischee Schul-Drama und viel oberflächlichem Gehabe gegenüber den Reichen und Schönen. Die erste Staffel hat zwar einen Start und ein Ende, aber auch nicht viel mehr. Da die Story sich am Manwha orientiert, wurden die ersten paar Kapitel als Vorlage genommen und das Ende der achten Episode passt zwar irgendwie in die Serie, aber es werden zwischendurch so viele Löcher gebohrt, die nicht mehr beantwortet werden.
Bei einem Studio wie Mir, welches auch Hits wie Die Legende von Korra, Voltron oder DOTA: Dragon’s Blood animiert hat, waren meine Erwartungen natürlich sehr groß. An sich sind die Animationen und der Style auch gut, bis auf ein paar 3D animierte Szenen ist alles von Hand gezeichnet und kann sich sehen lassen. Ganz anders sieht die Sache aus, wenn wir uns die Vorlage aus dem gleichnamigen WEBTOON Lookism ansehen. Der Hit mit über acht Millionen Lesern zeigt sich dunkel. Schwarz, Grau und Braun sind die primären Farben aus dem Manwha. Die Charaktere in der Show wirken im Vergleich glatt poliert, das Setting ist kunterbunt. Der Ursprung ist anders – das fällt vor allem in den Kampfszenen auf, denn die sind wesentlich sanfter gestaltet und große Teile von Speichel, Blut und Zähnen fehlt. Die grotesken Fratzen, die die Charaktere zum Teil ziehen, sind einfach nicht vorhanden. Das Gleiche gilt für die eigentlichen Nationalitäten der Charaktere – man erkennt kaum den koreanischen Ursprung. Ich hätte mir da mehr Nähe zum Manwha gewünscht, statt der seichten Darstellung der Themen Mobbing und Selbsthass.
Die Serie soll zeigen, wie schwer es ist, nicht zu den beliebten Kids zu gehören. Wie furchtbar es ist, misshandelt, gemobbt und ausgenutzt zu werden und wie hart doch das Leben als dicker Mensch ist. Schwierig, sage ich da nur. Denn die Regenbogenwolke, dass ein paar purzelnde Kilos helfen und daher plötzlich alles besser ist, funktioniert nur in den seltensten Fällen.
Klar, unser Protagonist Daniel Park leidet unter seinem Schulalltag, wo er täglich wie ein Schwein behandelt wird. Wer würde das in so einer Situation nicht tun? Dass die Lehrer konsequent wegsehen und dass auch kein anderer Schüler dazwischen geht und ihn stattdessen auch noch alle auslachen. Da will man erst gar nicht eine südkoreanische Schule von innen sehen, wenn dort solche Gestalten unterwegs sind. In der Hinsicht hat mich die Serie schon sehr berührt. Was ich aber nicht nachvollziehen konnte, ist, wie Daniel Park mit seiner Mutter umgeht – nämlich schrecklich. Das fehlt auch nicht viel zum Wutausbruch bei mir.
Irgendwann entschließt Daniel Park, sein Verhalten zu ändern. Gegenüber weiteren Mobbingopfern fasst er Vertrauen, während die beliebten Teenager ihn eher abschrecken. Ist doch nicht alles so toll, wie er dachte. Die Außenseiter haben mehr Ambitionen und ein besseres Wesen, als Daniel Park selbst. Wenigstens sind damit nicht alle so schlimm in der Serie.
Sind die Charaktere an den Originalen aus dem WEBTOON orientiert? Ja, sind sie. Wurden sie dafür eher für den Mainstream animiert und ausgerichtet? Ebenfalls ja. Zwar sind alle Charaktere so weit aus dem Manwha erkennbar, dennoch hätte ich mir beispielsweise bei Daniel Park eine detailgetreuere Umsetzung gewünscht. Vasco war zwar schon davor ein treudoofer Bad Boy, aber sein witziger Gammellook hat in der Serie wohl keinen Platz mehr gefunden. Da sind einige unterhaltsame Plot-Twists verloren gegangen und mit zu langanhaltender „Coolness“ ersetzt worden.
Zack Lee verprügelt Daniel Park in seinem eigentlichen Körper direkt am Anfang der Show, aber plötzlich hängt er mit dem Icon Daniel Park aus der Schule ab. Er hätte sich jederzeit bessern können, vor allem für seine Flamme Mira Kim, denn die hält sowieso nichts von all den Prügeleien. Warum es dazu ausgerechnet Daniel Parks Erscheinen braucht, wissen wir nicht.
Im Prinzip deckt die Serie so jedes Teenager-Klischee ab: Bad Boy, Good Guy, Mobbingopfer, die Muster-Schülerin, der heiße Flirt, der witzige Nebencharakter, der schnell zum Fan-Favorit wird und der mysteriöse Kerl, der seit jeher kein Wort sagt, aber irgendwie immer da ist (Ja, wir sehen dich Jay Hong). Alles in allem sind alle Charaktere ein bunter Haufen und in ihren Begegnungen auch recht unterhaltsam. Jeder Charakter hat auch seine eigene Geschichte. Leider ist die Serie viel zu kurz, um alle zu beleuchten. Dank dem Manwha bin ich da einfach schon viel zu involviert.
Als Lookism-Leser bin ich in die Serie bereits mit einer gewissen Grunderwartung gestartet. Wie es bei den meisten Netflix-Produktionen der Fall ist, wird doch einiges an der Vorlage geändert, so zum Beispiel die eher bunten und geschönten Animationen des Anime. Es handelt sich lediglich um eine Staffel mit acht Folgen und daher habe ich nicht sonderlich viel Story-Plot erwartet. Die Vorlagen wurden sinnvoll aus der ursprünglichen Story übernommen, aber es hätte mehr Folgen gebraucht um alle offenen Fragen zu klären. Enttäuscht bin ich nicht, aber das ist viel Luft nach oben.
Ist der Anime nun für Neueinsteiger in Lookism geeignet? Ich denke, dass die Geschichte durchaus ihre Reize hat und man die Show als Unwissender sogar besser geniessen kann. Hätte ich das mal am Anfang gewusst.
Artikel vom 15. Januar 2023
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