Doch so interessant der Sündenmann aufgebaut wird und so unerwartet der Twist um seine Identität auch ist, sein Handlungsstrang fällt erstaunlich mager aus. Das liegt zumal daran, dass sich beide Staffelhälften sehr stark von einander unterscheiden. Die erste Hälfte entwickelt sich nur sehr langsam und ist gefüllt mit Monster-of-the-Week-Episoden. Zwar sind sie deutlich unterhaltsamer aufgebaut und bieten durchaus Charakterentwicklungen (wenn auch gelegentlich etwas zu konstruiert), doch der Fokus auf den Sündenmann ist nicht konstant. Die zweite Hälfte, die sich vom Aufbau und der Situation her stark unterscheidet, springt jedoch in das andere Extrem: Die Handlung springt rasch von einem Ereignis zum anderen hin und her, sodass es gelegentlich schwer fällt, den Ereignissen in Gänze zu folgen.
Oder um die folgenden Fragen zu stellen:
Ist der Teufel ausgelaugt?
Keine Sorge: Lucifer ist nach wie vor das teuflisch charismatische Zentrum der Serie. Tatsächlich hat Lucifer eine charakteristische Entwicklung durchgemacht, man erkennt sogar eine bestimmte Reife. Er ist bedachter aber gleichzeitig auch zweifelnder geworden und ist unsicher was seine Identität, das Verhältnis zu seinem engsten Mitmenschen und seine Zukunft betrifft.
Hier muss man allerdings einwenden, dass die Showrunner mit der Unsicherheit übertreiben, und das betrifft nicht nur Lucifer. Wie oben bereits bereits beschrieben ist das größte Problem die chaotische Handlung – und diese wird durch konstant schwankende Motive hervorgerufen. Die Charaktere ändern ständig ihre Motive, die nicht immer glaubhaft rüberkommen und die dann wieder geändert werden, bevor sich der entsprechende Handlungsstrang richtig entfalten kann. Das sieht dann in etwa so aus:
Lucifer und Amenadiel (D.B. Woodside) ergreifen verschiedene Fronten. Eskalierender Geschwisterkonflikt? Doch nicht. Lucifer will seinem Vater endgültig eins auswischen? Doch nicht. Potenzielle Handlungsstränge entstehen, nur um dann schnell wieder einzubrechen. Selbstverständlich sind wandelnde Überzeugungen und Motive notwendig und zeugen von lebendigen und aktiven Charakteren, wenn man diesen die entsprechende Zeit widmet. Andernfalls wirken einige Entscheidungen viel zu überstürzt und daher nicht immer nachvollziehbar. Es würde nicht überraschen, wenn sich einige fragen würden: “Wie zur Hölle ist er/sie darauf gekommen?”
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