7.6/10

Kritik: Lucifer – Staffel 3

THEOLOGIESTUNDEN MIT SATAN

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Genres: Comic, Fantasy, Krimi, Startdatum: 20.07.2018

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Der Teufel ist einfach nicht kleinzukriegen: ‘Lucifer’ geht bereits in die dritte Staffel. Wie immer verbindet Tom Kapinos Serie Krimi, Komik und Fantasy. Doch schafft es der Teufel mit seinen neuen Flügeln, endlich in neue Gefilde zu fliegen, oder wird er endgültig zum gefallenen Engel? Mehr in der Kritik.

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Kurz bevor er Chloe (Lauren German) seine wahre Identität verraten kann, erwacht Lucifer (Tom Ellis) in der Wüste, ohne Erinnerungen wie er dahin kam. Das dubiose: Seine Engelsflügel sind wieder nachgewachsen. Und nicht nur das: Sein Teufelsgesicht kann er nicht mehr anwenden. Wird er wieder zu einem “vollwertigen” Engel?

Mit der Hilfe von Chloe Decker und dem LAPD, angeführt vom neuen Leutnant Marcus Pierce (Tom Welling), erfährt Lucifer, dass seine Entführung von einem mysteriösen Kriminellen, der sich selbst “Sündenmann” nennt, in Auftrag gegeben wurde. Das wirft Lucifer noch mehr Fragen auf:

Ist das Gottes Werk? Oder ist etwas Teuflisches auf der Lauer?

Wer hat Angst vorm Sündenmann?

Eines Vorweg: Nein, die dritte Staffel wird keine radikalen Änderungen haben, auch wenn es der Cliffhanger aus der zweiten Staffel impliziert hat. Nach dem kurzen Wüstenodyssee läuft das meiste seinen gewohnten Gang, abgesehen von den Flügeln und der Suche nach dem berüchtigten Sündenmann, der dafür bekannt ist, Gefallen zu erfüllen. Macht da jemand Lucifer gezielt Konkurrenz?

Doch so interessant der Sündenmann aufgebaut wird und so unerwartet der Twist um seine Identität auch ist, sein Handlungsstrang fällt erstaunlich mager aus. Das liegt zumal daran, dass sich beide Staffelhälften sehr stark von einander unterscheiden. Die erste Hälfte entwickelt sich nur sehr langsam und ist gefüllt mit Monster-of-the-Week-Episoden. Zwar sind sie deutlich unterhaltsamer aufgebaut und bieten durchaus Charakterentwicklungen (wenn auch gelegentlich etwas zu konstruiert), doch der Fokus auf den Sündenmann ist nicht konstant. Die zweite Hälfte, die sich vom Aufbau und der Situation her stark unterscheidet, springt jedoch in das andere Extrem: Die Handlung springt rasch von einem Ereignis zum anderen hin und her, sodass es gelegentlich schwer fällt, den Ereignissen in Gänze zu folgen.

Oder um die folgenden Fragen zu stellen:

Ist der Teufel ausgelaugt?

Keine Sorge: Lucifer ist nach wie vor das teuflisch charismatische Zentrum der Serie. Tatsächlich hat Lucifer eine charakteristische Entwicklung durchgemacht, man erkennt sogar eine bestimmte Reife. Er ist bedachter aber gleichzeitig auch zweifelnder geworden und ist unsicher was seine Identität, das Verhältnis zu seinem engsten Mitmenschen und seine Zukunft betrifft.

Hier muss man allerdings einwenden, dass die Showrunner mit der Unsicherheit übertreiben, und das betrifft nicht nur Lucifer. Wie oben bereits bereits beschrieben ist das größte Problem die chaotische Handlung – und diese wird durch konstant schwankende Motive hervorgerufen. Die Charaktere ändern ständig ihre Motive, die nicht immer glaubhaft rüberkommen und die dann wieder geändert werden, bevor sich der entsprechende Handlungsstrang richtig entfalten kann. Das sieht dann in etwa so aus:

Lucifer und Amenadiel (D.B. Woodside) ergreifen verschiedene Fronten. Eskalierender Geschwisterkonflikt? Doch nicht. Lucifer will seinem Vater endgültig eins auswischen? Doch nicht. Potenzielle Handlungsstränge entstehen, nur um dann schnell wieder einzubrechen. Selbstverständlich sind wandelnde Überzeugungen und Motive notwendig und zeugen von lebendigen und aktiven Charakteren, wenn man diesen die entsprechende Zeit widmet. Andernfalls wirken einige Entscheidungen viel zu überstürzt und daher nicht immer nachvollziehbar. Es würde nicht überraschen, wenn sich einige fragen würden: “Wie zur Hölle ist er/sie darauf gekommen?”

„Well, you may have crossed paths with god, but you certainly never made a deal with the devil now, did you?“

Lucifer

Engel mit Existenzkrisen

Doch genug zur Handlung. Kommen wir zu den besten Eigenschaften der Staffel: den Charakteren. Diese entwickeln erstaunliche Tiefen, ganz gleich ob Engel, Dämonen, oder lediglich Menschen. Lucifer, der sich mit seiner erneuten Engelsidentität auseinandersetzen muss, Amenadiel, der trotz aufkeimender Zweifel den Glauben an den Plan seines Vaters beibehalten will und die Dämonin Mazikeen (Lesley-Ann Brandt), die an ihrer Zugehörigkeit zu den Menschen und den Engeln zweifelt. Charakterbildende Konflikte garantiert.

Doch der größte charakteristische Zuwachs kommt jenseits der Hauptbesetzung. Charlotte Richards (Tricia Helfer) ist wieder da – und diesmal ist sie nicht Lucifers Mutter, die Charlottes Körper besetzt hat, sondern die echte Charlotte Richards. Nachdem Lucifers Mutter in eine andere Welt entschwunden ist, findet sich Charlotte wieder ohne Erinnerungen an diese Zeit, dafür aber mit furchterregenden Visionen von der Hölle. Daraufhin ist sie bemüht, Wiedergutmachung zu leisten, für die zahlreichen Schuldigen, die sie als korrupte Anwältin rausgehauen hat. Tatsächlich gehört Charlottes Weg zur Erlösung zum interessantesten Handlungsstrang der Serie und gibt einige interessante theologische Aspekte preis.

Und wo wir schon bei theologischen Aspekten sind:

Theologiestudium mit Nebenfach Philosophie

Theologische Themen in Lucifer sind an sich nichts Neues – anders könnte man die Geschichte um Engel unter den Menschen nicht erzählen. Dennoch hätte man wohl kaum erwartet, wie viele theologische und philosophische Themen in die dritte Staffel gepackt wurden. Passend zu der bereits beschriebenen emotionaleren Erzählweise nehmen auch tiefgründigere Themen, wie Schuld, Glaube und der freie Wille zu. Vor allem auf das Konzept der Hölle wird deutlich mehr Bezug genommen, was sehr interessante Schlussfolgerungen zulässt.

Tatsächlich sieht es sogar so aus, als würden die Showrunner das theologische Setting nutzen, um klevere Gedankenspiele aufzubauen. Einige der Episoden wirken abgeschirmt von der Handlung und erscheinen verhältnismäßig surreal, dennoch funktionieren sie, einfach weil sie sehr interessante Schlussfolgerungen zulassen und an sich als abgeschlossenen Handlungen funktionieren.

Dies würde zumindest die unfokussierte Haupthandlung erklären…

Fazit

7.6/10
Gut
Community-Rating:
Handlung 6/10
Spannung 6.5/10
Charaktere 8.5/10
Emotionen 8.5/10
Tiefgang 8.5/10
Details:

‘Lucifer’ – Staffel 3 ist eine Himmelfahrt mit gewissen Sturzflügen

Die Serie Lucifer ist ein eigenartiges Werk. Wenige Showrunner können solch ein absurdes Setting erfolgreich aufbauen, doch offenbar funktioniert es – immerhin ist die Hauptfigur der Leibhaftige in Person. Doch in der dritten Staffel zeigen sich erste Abnutzungserscheinungen. Dies wird vor allem an der Haupthandlung, die nicht der zweiten Staffel das Wasser reichen kann, ersichtlich. Stattdessen dominiert die dritte Staffel mit starken Charakteren, unerwarteten Emotionen und erst recht unerwartetem Tiefgang. Hier gibt es noch Potenzial.

Und so hervorragend der Cliffhanger für eine vierte Staffel (die Netflix noch rechtzeitig aufgefangen hat) auch ist, langsam müssen sich die Showrunner eine konstante Richtung mit einem festgelegten Ziel entwickeln, die sie anstreben wollen, statt von einem Fall in den nächsten zu springen und drumherum eine Entwicklung aufzubauen. Andernfalls sollten sie zu einem Abschluss kommen und den Teufel so bald wie möglich in Ruhe lassen.

Artikel vom 1. Oktober 2018

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