9.2/10

Kritik: Narcos – Staffel 3

DIE ESSENZ DES GANGSTER-FILMS

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Genres: Drama, Krimi, Thriller, Startdatum: 01.09.2017

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Zum Glück heißt die Serie nicht ‘Escobar’, sonst wäre man nach zwei Staffeln al final. Da fragt sich nur noch, ob ‘Narcos’ auch ohne das schnauzbärtige Aushängeschild begeistern kann. Viel Hoffnung hatte ich ja nicht. Warum aber Staffel 3 völlig unerwartet die ersten beiden Staffeln toppt, erfahrt ihr in der Kritik.

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#PotterUltra #SchwerMetaller #Storyteller

Darum geht’s

Das Kartell ist tot. Lang lebe das Cali Kartell! Gilberto Rodríguez (Damián Alcázar) ist der neue Drogen-Baron und überflutet die Welt mit mehr Kokain als je zuvor. Für DEA-Agent Javier Peña (Pedro Pascal) ist das Grund genug, nach Escobar nun auch das Cali-Syndikat zu vernichten. Unterstützung bekommt er von den Frischlingen Chris (Michael Stahl-David) und Daniel (Matt Whelan).

Leider ist das Drogenkartell so mächtig, dass die kolumbianische Polizei überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, die Bosse hinter Gitter zu sperren. Politik und Behörden sind durch und durch verkommen, korrupt und eingekauft. Agent Peña steht vor der größten Aufgabe seiner Karriere. Doch nicht nur die Amis helfen den Kolumbianern bei der Zerschlagung des Cali-Kartells – die wertvollste Hilfe kommt von Abtrünnigen, die ihre eigenen Bosse am liebsten tot sehen würden.

Eine dieser „Ratten“ ist Jorge Salcedo (Matias Varela), Sicherheits-Chef des Cali-Kartells. Der Familienvater hat genug und möchte sich und seine Familie aus der Schlinge des organisierten Verbrechens befreien.

Neue Protagonisten, neues Glück

Die zwei Hauptcharaktere der ersten beiden Staffeln sind weg. So eine radikale Räumung des Spielbretts würde sich nicht einmal Game of Thrones trauen. Doch ironischerweise macht es Narcos zu einer besseren Serie.

Agent Murphy (Boyd Holbrook) hat als Protagonist nie viel getaugt. Wie ich bereits vor einem Jahr in der Kritik zu Staffel 2 erklärte, war er die einzige echte Schwachstelle der Serie: Kein Charisma, langweilig und austauschbar. Zum Glück wurde Pedro Pascal als Agent Peña nun zum Protagonisten befördert.

Die Abwesenheit von Wagner Moura als grimmiger Pablo Escobar ist spätestens nach zwei Folgen vergessen. Die Herren von Cali sind in ihrer Summe mindestens genauso charismatisch wie das bisherige Aushängeschild der Serie. Neben Gilberto, der gar nicht mal der „echte“ Haupt-Schurke ist, brillieren vor allem die anderen Mafia-Brüder Miguel (Francisco Denis) und Chepe (Pêpê Rapazote) als psychopathische Gentlemen.

Das eigentliche Herz dieser Staffel ist allerdings Matias Varela als abtrünniges Kartellmitglied Jorge Salcedo. Seine Geschichte belebt das Narcos-Universum mit einer unerwarteten Menschlichkeit, die zwischen all den Intrigen und gewaltsamen Auseinandersetzungen sehr willkommen ist.

Spannung, so subtil wie eine Abrissbirne

Die dritte Staffel weiß genau welche Knöpfe gedrückt werden müssen, um dem Zuschauer einen Herzinfarkt zu bescheren. Subtil ist das nicht – eher so wuchtig wie der Ruhepuls nach einer Überdosis Kokain. Das macht sich vor allem bei den grandios inszenierten Polizei-Operationen bemerkbar, bei denen alles schiefzugehen droht, was überhaupt schiefgehen kann.

Ein anderer Grund für die unerträgliche Spannung ist die bereits erwähnte Investition in Charaktere und Emotionen. Jorge Salcedo riskiert mit seiner DEA-Kooperation das Leben seiner Familie. Das Kartell zögert nämlich nicht, Frau und Kinder von Abtrünnigen brutal abzuschlachten. Schafft Familie Salcedo die Flucht in die Vereinigten Staaten? Diese Paranoia beschwört Staffel 3 so intensiv, wie sonst keine andere Mafia-Serie.

Ein stilisiertes Mafia-Epos

Das beinahe schon sentimentale Intro mit dem Liedchen Tuyo von Rodrigo Amarante wurde in abgewandelter Form natürlich beibehalten. Diese romantisierte Vorstellung des „Paten-Lifestyles“ wird nämlich auch in Staffel 3 auf Hochglanz poliert. Die saftigen Farben des südamerikanischen Settings und das luxuriöse und dekadente Leben der Kartell-Bosse sorgen für eine dichte Atmosphäre. Beeindruckende Panorama-Shots und erhabene Kameraflüge zeigen Kolumbien erneut von seiner urlaubstauglichen Seite… vorerst.

Denn Narcos weiß genau, dass die Romantisierung von organisiertem Verbrechen mit Vorsicht zu genießen ist. Während man als Zuschauer doch das ein oder andere Mal die falsche Seite bewundert, reißt einen die Serie mit (wortwörtlicher) Gewalt wieder aus dieser Traumblase heraus und zeigt den wahren Horror des Kartell-Kriegs.

Diese Mischung aus Charme und Brutalität ist ein deutliches Hommage an die großen Mafia-Klassiker wie Der Pate oder Goodfellas. Die Diner-Szene des in New York untergetauchten Chepe ist ein astreines Zitat von Michael Corleones berühmter Restaurant-Exekution. Diese Neo-Noir-Einflüsse sind ein willkommenes Kontrastprogramm zu den sonnigen Schauplätzen in Südamerika.

Das Kartell ist der Feind

Während das Verhältnis zwischen Gut und Böse in den ersten Staffeln noch sehr undurchsichtig war, gibt einem Staffel 3 deutliche Gründe, die Kartell-Bosse zu verabscheuen. Zwar biedert sich Narcos immer noch nicht einer simplen Schwarz-Weiß-Zeichnung an, doch Protagonisten wie Jorge und Agent Peña erobern schnell unsere Loyalität, während die vielen Antagonisten zu teuflisch guten Hasssubjekten mutieren. Besonders fies ist dabei Aturo Castro als Kartell-Jüngling David Rodriguez, der den Titel „kolumbianischer Joffrey Baratheon“ regelrecht verdient.

Fazit

9.2/10
Meisterwerk
Community-Rating: (1 Votes)
Handlung 9/10
Spannung 10/10
Schauspiel 9.5/10
Visuelle Umsetzung 9/10
Emotionen 8.5/10
Details:

‘Narcos’ – Staffel 3 ist das Magnum Opus der Serie

Wäre Narcos eine Filmreihe, dann wäre Staffel 3 der sogenannte Der Pate 2 des Franchise. Entgegen aller Erwartungen macht der dritte Anlauf alles besser, was die ersten beiden Staffeln etabliert haben: Gnadenlose Spannung, erstklassiges Schauspiel, opulente Bilder und erstaunlich viel Menschlichkeit. Narcos erfindet das Genre nicht neu, sondern liefert ein perfektes Hommage an den Gangster-Film, verpackt in zehn kraftstrotzenden Episoden, die zum unerbittlichen Bingewatch einladen.

Artikel vom 16. September 2017

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