Kritik: Kingsman 2: The Golden Circle
FORTSETZUNG AUS DER MIKROWELLE
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Die Welt wurde gerettet. Nun ist Eggsy (Taron Egerton – hat man einfach seinen echten Spitznamen übernommen?) ein vollwertiges Mitglied der Kingsman. Der unabhängige Agenten-Laden, getarnt als Schneiderei, läuft wie geölt – bis ein Drogenkartell namens „The Golden Circle“ Anschläge auf jeden einzelnen Agenten in die Wege leitet. Eggsy ist unter den wenigen Überlebenden. Es ist nun seine Pflicht, das „Doomsday Protocol“ auszuführen.
Eggsy und Angestellter Merlin (Mark Strong) suchen Hilfe beim amerikanischen Pendant der Kingsman: Den „Statesman“. Die erfüllen nämlich genauso die Klischees der Klischees ihrer Heimatnation, wie es auch die edel bekleideten Briten für England tun. Statt Anzüge produzieren die nämlich Alkohol, statt Melonen tragen sie Cowboyhüte, und so weiter. Natürlich spielt Vorzeige-Südstaatler Jeff Bridges den uramerikanischen Anführer der Statesman.
Zusammen wollen Kingsman und Statesman den verantwortlichen Drogenring aufmischen, der zeitgleich seine weltweiten Konsumenten vergiftet. Anführerin Poppy (Julianne Moore) hat nämlich einen ähnlich apokalyptischen Plan wie Samuel L. Jackson im Vorgängerfilm.
Das zweite Kapitel der Kingsman-Saga ist im Endeffekt genau das, was man von einer Fortsetzung erwartet: Länger, lauter, größer und schamlos selbstreferentiell. Der frische Wind des Vorgängers bleibt dennoch aus.
Die Formel hat ihren Überraschungseffekt verspielt, die den ersten Kingsman zu etwas Besonderem machte. „What the f*ck“-Momente wie Agent Hart’s irres Kirchen-Massaker gibt es nicht wirklich. Stattdessen bekommen wir ein Cameo mit leichtem Fremdschäm-Faktor, das aufgrund seiner ständigen Wiederkehr eigentlich gar kein Cameo ist, sondern beinahe eine vollwertige Nebenrolle.
Darüber hinaus schmeckt Kingsman 2: The Golden Circle stark nach Aufguss. Man muss dem Sequel dennoch eingestehen, dass die endlosen Selbstreferenzen zum Großteil sehr unterhaltsam und raffiniert aufbereitet wurden. Dazu trägt vor allem Colin Firth bei, der natürlich wieder mit dabei ist.
Die Fortsetzung verlässt sich stark auf die Einführung der Statesman. Es ist zwar ganz charmant, das amerikanische Pendant der Kingsman kennenzulernen – aber irgendwie ist es auch nur dasselbe in grün, wie man so schön sagt. So aufregend wie das beinharte Rekruten-Training aus dem ersten Film ist nichts – nicht einmal Channing Tatum mit Cowboy-Hut.
Allerdings ist Halle Barry als unterschätzte Büro-Assistentin recht niedlich. Eine Rolle ganz ohne Sexappeal. Steht ihr gut!
Pedro Pascal, aka Oberyn Martell aus Game of Thrones, spielt den lässigen Agent Whiskey (Ein englischer Gentleman würde übrigens das „e“ weglassen). Im Kino-Format konnte der charismatische Schauspieler allerdings nie sein volles Potential entfalten. Dafür zeigt er zum Beispiel in Narcos Staffel 3, dass er für Coolness kein elektroschockendes Lasso schwingen muss.
Stilisierte Massaker gibt es auch in The Golden Circle – allerdings muss man länger darauf warten. Zwar eröffnet der Film mit einer rasanten Verfolgungsjagd durch die Straßen Londons, die jedoch aufgrund der offensichtlichen CGI-Effekte mehr trashig als aufregend wirkt. Das Opening von Baby Driver zeigt zum Beispiel, wie das richtig geht.
Die beste Action-Szene ist erstaunlicherweise keine Kampfeinlage, sondern eine irrwitzige „Fahrt“ in der Seilbahn des Montblanc in Italien. So etwas hat man noch nicht gesehen…
Der erste Teil war einer der großen Überraschungshits 2014. Die Fortsetzung ist, wie befürchtet, ein typisches Sequel, das die Magie des Vorgängers nicht einfangen kann. Dennoch muss man die Mühe und die Liebe zum Detail schätzen, die Regisseur Matthew Vaughn in sein Agenten-Universum investiert. Wer sein Hirn ausschalten kann, der wird im Kino eine lustige Zeit haben. Eine anhaltende Euphorie nimmt man allerdings nicht mit nach Hause.
Artikel vom 19. September 2017
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