Coming-of-Hä?
Das Teenager-Alter mit all seinen Irrungen und Wirrungen ist eine Thematik, die schon seit gefühlten Ewigkeiten von Filmen und Serien aufgegriffen wird. Es gibt Filme wie Eis am Stiel (1978) und American Pie (1999), die sich weniger auf echte Emotionen, sondern vielmehr auf Witze auf Kosten der von Sexualhormonen getriebenen Protagonisten fokussieren.
Aber es gibt eben auch Titel wie Skins (2007-2013), The Breakfast Club (1985) oder Lady Bird (2017), die mit viel Feingefühl und Liebe zum Detail zeigen, wie schwer und schön zugleich das Erwachsenwerden sein kann. Beide Arten von Filmen sind Auslegungen des Coming-of-Age-Genres, dass sich hauptsächlich mit jungen Charakteren und deren Suche nach den Antworten auf die großen Fragen des Lebens befasst. Doch in welche Schiene fällt Sex Education? Tiefsinnige Dramedy oder doch eher Flachwitz-Parade?
Therapiesitzung mit Tiefgang
Wenn es eine Sache gibt, die man an Sex Education definitiv loben muss, dann sind es die Drehbücher. Schon zahlreiche Serien und Filme haben sich mit dem Thema Sex befasst und bei mindestens der Hälfte dieser Serien und Filme versinkt man vor Fremdscham in der Couch oder im Kinosessel. Nicht so bei Sex Education, die auf dem Mienenfeld der Peinlichkeiten nahezu jede Falle gekonnt umschifft.
Die verschiedenen Probleme der Teenager werden mit erstaunlichem Feingefühl und einer idealen Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit behandelt. Dadurch trifft die Erzählung oftmals den Nagel auf den Kopf und lässt Momente entstehen, die das Publikum nicht nur berühren, sondern auch zum Nachdenken anregen. Zu kaum einem Punkt wirkt die Serie kitschig, peinlich, unangenehm oder klischeebeladen. Und wenn die Crew um Serienschöpferin Laurie Nunn doch mal in die Klischeekiste greift, fällt das meistens nicht unangenehm auf und fügt sich stimmig in die Geschehnisse ein.
Doch die Story des Netflix Originals ist nicht perfekt. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen, Sex Educationerzählt bis zum Finale eine mitreißende Geschichte über das Erwachsenwerden auf einem sehr hohen Niveau. Doch besonders gegen Ende nimmt die Handlung einige wenig nachvollziehbare Wendungen oder endet stellenweise sehr abrupt, was beim Publikum einige Fragezeichen hinterlassen dürfte. Ob besagte Entwicklungen in der zweiten Staffel, die von Netflix bereits bestätigt wurde, näher beleuchtet werden, bleibt abzuwarten. Einen Hauch von bitterem Nachgeschmack hinterlassen sie aber trotzdem.
Die Stars der Moordale Secondary
Ein weiterer Pluspunkt von Sex Education sind die zahlreichen sympathischen und vielschichtigen Charaktere, die man sofort ins Herz schließt. Da gibt es zum Beispiel Otis, der sich mit viel Mühe und Hingabe in seine neue Rolle als Sex-Guru einfindet und dabei lernt, aus seiner Komfortzone herauszutreten. Oder aber auch Maeve, die zu Beginn als geheimnisvolle Außenseiterin auftritt, nur um im Laufe der Serie eine weitaus verletzlichere Seite von sich zu zeigen.
Doch nicht nur die Hauptcharaktere, auch zahlreiche Nebenfiguren wirken erstaunlich authentisch und sind interessanter als so mancher Protagonist aus heutigen Blockbustern. Gerade auf Grund des hohen Grades an Authentizität ist es für das Publikum besonders leicht, sich mit den Charakteren zu identifizieren und gemeinsam mit ihnen zu wachsen.
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