Statt lange um den heißen Brei herumzureden, gibt es schon ziemlich früh Zombies zu sehen. Das mag die richtige Entscheidung sein, schließlich rechnet der Zuschauer sowieso damit. Doch gleichzeitig enttäuscht Fear the Walking Dead – Staffel 1 gerade in diesem Punkt. Bereits ab der dritten Episode macht sich das Spin-Off das altbekannte Erzählmuster der Mutterserie zu eigen. Das geht so: Die Protagonisten fliehen vor einer Bedrohung, finden einen Unterschlupf, machen es sich dort solange bequem, bis sie erneut fliehen müssen. Und dann beginnt alles von vorne.
Meine Hoffnung, dass die The Walking Dead-Produzenten um Robert Kirkman mit dem Spin-Off Fear the Walking Dead einen Ausweg aus diesem dramaturgischen Teufelskreis gefunden haben, wurde enttäuscht. Am Ende von Staffel 1 steckt die neue Zombie-Serie in der selben Patsche wie ihre Mutter. Wirklich schade.
Was ich nicht verstehe ist, warum Fear the Walking Dead – Staffel 1 nicht versucht einen anderen Weg zu beschreiten; andere Aspekte der Story zu behandeln. Eine solche erzählerische Nische, in die sich das Spin-Off reinzwängen könnte, gibt es nämlich:
In The Walking Dead – Staffel 1 wacht Hauptdarsteller Rick Grimes aus dem Koma auf und befindet sich ohne Umschweife in einer Welt, die bereits untergegangen ist. Zombies statt Zivilisation. Alles was davor geschah – wie die Zivilisation zerbrach – verschweigt uns die Mutterserie.
Verschenkte Chancen
Und jetzt also Fear the Walking Dead. Was für eine Chance? Was für eine vertane Chance! So viel Potential bot sich den Serienmachern. Mich hätte interessiert, wie eine vernetzte und hochtechnisierte Zivilisation wie die USA mir nichts dir nichts untergehen konnte. Es wäre spannend gewesen zu sehen, wie Medien und Politik die Bevölkerung falsch informieren; zu sehen, wie Hilfsmaßnahmen misslingen; wie Flüchtlingscamps zu Todesfallen werden. Die Gewissenskonflikte von Lokalpolitikern, die ihren Wahlkreis belügen, Ärzte, die ihre Patienten im Stich lassen, hätten für eine spannende Handlung gesorgt. Kurzum: Was ich wollte, war ein schrittweises Abrutschen ins Chaos. Was ich bekam, ist eine Walking Dead-Kopie.
Okay, zugegeben: Ein paar meiner Wünsche haben Eingang in die Zombie-Serie gefunden. Aber eben nur oberflächlich und nicht mit der nötigen Konsequenz. Das Drama, dass sich in einem Menschen abspielt, der plötzlich begreift, dass die Welt, wie er sie gekannt und geliebt hat, für immer verschwunden ist, spielt in Fear the Walking Dead – Staffel 1 keine Rolle. Stattdessen bekommen wir:
Eine Patchwork-Soap
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