6.9/10

Kritik: Fear the Walking Dead – Staffel 1

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Genres: Abenteuer, Comic, Zombie, Startdatum: 24.08.2015

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In Los Angeles treiben Zombies ihr Unwesen. Bald zumindest. Denn anders als die Mutterserie spielt das ‘The Walking Dead’-Spin-Off ‘Fear the Walking Dead – Staffel 1’ noch vor der Apokalypse. Die ‘Amazon Video’-Serie, die nicht auf der Comicvorlage von Robert Kirkman basiert, ist vielmehr eine Parallelgeschichte zu ‘The Walking Dead’. Fraglich ist, ob kalifornische Sonne, Patchwork-Familien und Einbauküchen Grund genug sind, eine komplett neue Serie vom Zaun zu brechen. Mal sehen.

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Darum geht’s

Nick Clark findet wieder zu Bewusstsein. In einer Kirche. Wen er nicht findet, ist seine Freundin. An dem maroden Gotteshaus, in dem die beiden Junkies gewöhnlich ins Reich der Drogenträume entfliehen, ist nichts mehr wie gewohnt: Blut an den Wänden, angeknabberte Leichen im Altarraum. Ein Totenhaus. Schließlich findet Nick seine Freundin doch noch. Jedoch in einem anderen Zustand, als erwartet. Nick rennt. Er ist aus seinem Drogendelirium aufgewacht, doch nur um sich in einem noch schlimmeren Albtraum wiederzufinden. Oder hat sich Nick (Frank Dillane) die lebenden Toten nur eingebildet?

Nicks Mutter Madison Clark (Kim Dickens) glaubt Nicks haarsträubender Geschichte von wandelnden Untoten nicht. Seine Vorzeige-Schwester Alicia (Alycia Debnam-Carey) weiß nicht, was sie glauben soll. Schließlich geht Nicks Stiefvater Travis Manawa (Cliff Curtis) der Sache auf den Grund. Fazit seiner Untersuchung: Die Zombie-Apokalypse beginnt.

Der Wunsch nach dem Ende der Welt

Was apokalyptische Erzählungen wie The Walking Dead oder Mad Max: Fury Road so spannend macht, ist die Frage, was passieren würde, wenn unsere durchgetaktete, durchgeplante und durchregierte Welt, von heute auf morgen einfach verschwinden würde. Ein wenig sehnen wir uns alle nach diesem romantisierten Ende der Welt. Keine Verpflichtungen, keine Matheklausuren, kein Büroalltag, nie mehr Strafzettel unterm Scheibenwischer. Was sind schon ein paar Zombies gegen die ultimative Freiheit?

Die Antwort, die Fear the Walking Dead – Staffel 1 auf diese Träumerei nach dem Ende der Zivilisation bereit hält, ist ernüchternd. Ohne Ordnung regiert das Recht des Stärkeren. Die Schwachen verlieren.

Die zentrale Frage

Am Stärksten ist in Fear the Walking Dead – Staffel 1 das Militär. Noch ist die Zivilisation nicht vollends zusammengebrochen. Die Armee, der Vertreter der öffentlichen Ordnung, ist die letzte Hoffnung. Um die Nachbarschaft von Familie Clarke-Manawa errichtet die Soldaten eine Sicherheitszone. Ein Zaun soll die Zombies draußen halten. Oder geht es vielleicht darum, die Bewohner drinnen zu halten?

Die zentrale Frage in Fear the Walking Dead – Staffel 1 ist, ob dem Militär zu trauen ist? Sind die Soldaten am Wohl der Bevölkerung – die sie zu beschützen verpflichtet sind – interessiert, oder verfolgen sie gar andere Ziele? Der The Walking Dead-Kenner, wird diese Fragen schnell beantworten können. Denn wenn uns das TWD-Universum eins lehrt, dann, dass man im Angesicht einer Zombie-Apokalypse niemandem trauen darf.

Und hier liegt auch eines der entscheidenden Probleme von Fear the Walking Dead – Staffel 1. Der Zuschauer weiß, was passieren wird. Die meisten kennen bereits die Mutterserie und wissen, wie die Welt in wenigen Wochen aussehen wird. Das Problem des Wissensvorsprunges versuchen die Produzenten folgendermaßen zu lösen:

Der Teufelskreis oder was der Serie fehlt

Statt lange um den heißen Brei herumzureden, gibt es schon ziemlich früh Zombies zu sehen. Das mag die richtige Entscheidung sein, schließlich rechnet der Zuschauer sowieso damit. Doch gleichzeitig enttäuscht Fear the Walking Dead – Staffel 1 gerade in diesem Punkt. Bereits ab der dritten Episode macht sich das Spin-Off das altbekannte Erzählmuster der Mutterserie zu eigen. Das geht so: Die Protagonisten fliehen vor einer Bedrohung, finden einen Unterschlupf, machen es sich dort solange bequem, bis sie erneut fliehen müssen. Und dann beginnt alles von vorne.

Meine Hoffnung, dass die The Walking Dead-Produzenten um Robert Kirkman mit dem Spin-Off Fear the Walking Dead einen Ausweg aus diesem dramaturgischen Teufelskreis gefunden haben, wurde enttäuscht. Am Ende von Staffel 1 steckt die neue Zombie-Serie in der selben Patsche wie ihre Mutter. Wirklich schade.

Was ich nicht verstehe ist, warum Fear the Walking Dead – Staffel 1 nicht versucht einen anderen Weg zu beschreiten; andere Aspekte der Story zu behandeln. Eine solche erzählerische Nische, in die sich das Spin-Off reinzwängen könnte, gibt es nämlich:

In The Walking Dead – Staffel 1 wacht Hauptdarsteller Rick Grimes aus dem Koma auf und befindet sich ohne Umschweife in einer Welt, die bereits untergegangen ist. Zombies statt Zivilisation. Alles was davor geschah – wie die Zivilisation zerbrach – verschweigt uns die Mutterserie.

Verschenkte Chancen

Und jetzt also Fear the Walking Dead. Was für eine Chance? Was für eine vertane Chance! So viel Potential bot sich den Serienmachern. Mich hätte interessiert, wie eine vernetzte und hochtechnisierte Zivilisation wie die USA mir nichts dir nichts untergehen konnte. Es wäre spannend gewesen zu sehen, wie Medien und Politik die Bevölkerung falsch informieren; zu sehen, wie Hilfsmaßnahmen misslingen; wie Flüchtlingscamps zu Todesfallen werden. Die Gewissenskonflikte von Lokalpolitikern, die ihren Wahlkreis belügen, Ärzte, die ihre Patienten im Stich lassen, hätten für eine spannende Handlung gesorgt. Kurzum: Was ich wollte, war ein schrittweises Abrutschen ins Chaos. Was ich bekam, ist eine Walking Dead-Kopie.

Okay, zugegeben: Ein paar meiner Wünsche haben Eingang in die Zombie-Serie gefunden. Aber eben nur oberflächlich und nicht mit der nötigen Konsequenz. Das Drama, dass sich in einem Menschen abspielt, der plötzlich begreift, dass die Welt, wie er sie gekannt und geliebt hat, für immer verschwunden ist, spielt in Fear the Walking Dead – Staffel 1 keine Rolle. Stattdessen bekommen wir:

Eine Patchwork-Soap

Fear the Walking Dead beginnt wie eine Soap. Travis Manawa und Liza Ortiz (Elizabeth Rodriguez, bekannt aus Orange is the New Black) haben sich getrennt. Christopher Manawa (Lorenzo James Henrie), der Sohn der beiden gibt seinem Vater Travis die Schuld. Travis, der mittlerweile mit Madison Clark (Kim Dickens) zusammenlebt kämpft an zwei Fronten. Mit seinen Stiefkindern Nick und Alicia wird er nicht richtig warm, sein Sohn Christopher weicht ihm aus.

Travis Manawa ist der Mittelpunkt der Serie und soll, wie Rick Grimes in The Walking Dead, den moralischen Anker geben. Tatsächlich wirkt er wie eine schwache Kopie. Rick Grimes ist Polizist. Travis Manawa ist Lehrer. Beide sind gewohnt Autorität auszuüben. Der Unterschied: Der Polizist Rick ist es gewohnt hart durchzugreifen. Der Lehrer Travis redet lieber; versucht es allen Recht zu machen.

Grundsätzlich ist das okay. Schließlich lebt eine Serie von der Entwicklung, die ihre Charaktere durchleben. Wer zu Beginn der Geschichte ein Weichei ist, kann immer noch zu einem hartgekochten Kerl werden. Dennoch verschwendet Fear the Walking Dead – Staffel 1 mit der grundsympathischen Darstellung Cliff Curtis‘ als Travis Potential. Dadurch, dass er den Großteil der ersten Staffel damit beschäftigt ist es allen Recht zu machen, verliert die Erzählung an Drive und Biss. “Biss” im wahren Sinne des Wortes. Statt Zombie-Beißattacken gibt’s oft einfach Diskussionen in der Einbauküche.

Eine weitaus spannendere Figur als Travis ist Daniel Salazar (Rubén Blades). Der Barbier kann nicht nur mit dem Rasierapparat umgehen, sondern auch mit dem Rasiermesser, das er vielfältig einzusetzen weiß. Auch sonst ist Daniel, der nach Kriegsende mit seiner Familie aus seinem Heimatland El Salvador floh, interessant. Er will seine Familie retten; allen voran seine Tochter Ofelia (Mercedes Mason). Anders als Travis scheut er dabei vor nichts zurück. Wenn ich einem Charakter der Serie die besten Überlebensaussichten garantieren müsste, dann ihm.

Die Schlechtesten hat auf jeden Fall Nick Clark. Zumindest wünsche ich mir das. Nick, der neben Travis die meiste Screentime bekommt, ist vor allem anstrengend. Das liegt nicht daran, dass er schlecht schauspielert, sondern eher daran, dass er den verzogenen Sohn auf Drogenentzug zu gut spielt. Betrachtet man seine Darstellung genau, fällt auf mit welcher Akkuratesse er jede seiner Bewegungen spielt. Das Problem dabei ist, dass man einfach nicht warm wird mit Nick. Besonders Regisseur Adam Davidson, der in den ersten drei Folgen Regie führte, hätte da an Frank Dillanes schauspielerischen Stellschrauben drehen müssen. Er tat es nicht. Fazit: Nick nervt einfach nur.

Fatal daran ist, dass eine Zombie-Serie nur dann funktionieren kann, wenn der Zuschauer sich um das Wohl der Protagonisten sorgt; wenn er mitfiebert. In Fear the Walking Dead – Staffel 1 ist das nicht der Fall. Stirbt ein Charakter, so be it. Mir egal.

Fazit

6.9/10
Okay
Community-Rating: (1 Votes)
Handlung 7/10
Darsteller 6.5/10
Spannung 7/10
visuelle Umsetzung 8/10
Horror und Splatter 6/10

‘Fear the Walking Dead – Staffel 1’ ist nicht viel mehr als eine Backup-Kopie

Alles ist nicht schlecht. Fear the Walking Dead – Staffel 1 bietet solide Unterhaltung. Es gibt visuell eindrucksvoll inszenierte Szenen, wie den Zerfall der Ordnung in den Straßen von Los Angeles. Dennoch schafft es die Serie nicht, im gleichen Maß wie ihr Namensvetter Spannung aufzubauen und zu fesseln. Gleichzeitig reißt sich das Spin-Off nicht von der Mutterserie los und fühlt sich, spätestens zum Ende der ersten Staffel, wie eine müde Kopie an. Tragisch ist vor allem, dass der Cast nicht überzeugt. Bis auf Daniel Salazar sind die Charaktere der Serie zu normal, zu geradlinig und zu einseitig. Die Konflikte, die zwischen den Figuren bestehen sind bereits nach der ersten Staffel zu genüge behandelt. Entweder findet Staffel 2 einen Ausweg aus diesem Dilemma oder die Serie wird gnadenlos untergehen. Mit Mann und Maus.

>> Lies jetzt die Kritik zu Staffel 2

Artikel vom 15. Mai 2016

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