8.6/10

Kritik: Game of Thrones – Staffel 5

KANN ES WIRKLICH NOCH BESSER WERDEN?

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Genres: Drama, Fantasy, Historienserie, Startdatum: 27.04.2015

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Game of Thrones – Staffel 5 fühlt sich wie ein Neubeginn an. Neue Spielorte, neue Charaktere, neue Möglichkeiten. Doch hat die äußerst blutrünstige Fantasy-Serie nach der Romanvorlage von George Martin in den letzten Staffeln soviel ihrer besten Charaktere zur Schlachtbank geschickt, dass Staffel 5 keinen leichten Start hat. Schafft es die fünfte Staffel, das entstandene Loch mit neuen spannenden Figuren zu stopfen? Oder haben sich die Serienmacher verrechnet?

#storysüchtig #strangerthings #schwarztee

Darum geht’s

Es scheint so. Nach Staffel 4 ist nicht mehr viel übrig. Viele spannende Figuren mussten in der vierten Staffel der Serie den Löffel abgeben. Das hat Vor- und Nachteile. Vorteilhaft ist, dass Game of Thrones – Staffel 5 verständlicher ist als seine Vorgänger. Weniger verwirrende Bündnisse machen die Staffel geradliniger und erleichtern es der Handlung zu folgen. Andererseits bedeutet das auch, dass Game of Thrones – Staffel 5 ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Serie fehlt. Lug und Trug, Schein und Sein kommen zu kurz.

Nicht verpassen: unsere Zusammenfassung von Game of Thrones

Dazu kommt, dass sich die einzelnen Handlungsstränge immer weitere voneinander entfernen und teilweise nur noch wenig miteinander zu tun haben. Beispielsweise fehlen die Intrigen am Hofe in Königsmund nahezu vollends. Ersetzt werden sie durch etwas neues. Frömmigkeit.

Die Spatzen

Seit dem Eddard Stark, für seine Tugendhaftigkeit sterben musste, sind in Westeros bereits mehrere Jahre vergangen. Viel ist passiert seit dem. Könige kamen und gingen. Tausende starben in den Schlachten der rivalisierenden Adelsfamilien. Das Land wurde verwüstet, das einfache Volk tyrannisiert.

Zeit, dass sich jemand für die „normalen“ Menschen einsetzt. Zeit, dass sich das Volk gegen seine selbstsüchtigen Lords und Ladys erhebt. Ganz soweit traut sich zwar noch keiner. Aber immerhin gibt es einen neuen Akteur in der Hauptstadt Königsmund: eine Glaubensgemeinschaft mit dem putzigen Namen die Spatzen.

In Zeiten der Not und des Leids finden Menschen Zuflucht im Glauben. So war es schon immer. So ist es auch in Game of Thrones. Der Bettelorden der Spatzen erklärt dem Prunk, dem Laster, kurzum, den Lieblingsbeschäftigungen der Lords und Ladys, den Krieg. Bordelle werden verwüstet, Huren und Freier getötet, Wein auf die Straßen gekippt und unnötiger Zierrat zerstört.

Die Spatzen selbst tragen nichts als Lumpen. Schuhe haben sie keine. In ihren Augen, müssen die Sieben Königslande – allen voran der Adel – von Prunksucht und Laster befreit werden. Wer in der Welt von Game of Thrones ein Problem mit Wein, mit Huren, mit Homosexualität und mit Inzest hast, der hat ein Problem mit so ziemlich allem, was Westeros und Essos ausmacht.

Spannend ist jedoch, dass es sich bei den Auseinandersetzungen zwischen den Spatzen und der Elite Königsmunds um eine neue Form des Konflikts geht. Einen Konflikt, den Cersei, Margaery und Olenna Tyrell anscheinend nicht gewinnen können.

Besonders schlecht kommt dabei Cersei Lennister (Lena Headey) weg. Für den Zuschauer ist es eine Genugtuung zuzusehen, wie der seelische Widerstand der selbstsüchtigen Cersei Schritt für Schritt gebrochen wird. Für die Staffel ist ihr Leiden eine Bereicherung. So haben wir Lena Headey noch nicht gesehen.

Abgeschrieben?

Game of Thrones – Staffel 5 ist ein wildes Sammelsurium aus Themen des Geschichtsunterrichts. Ein bisschen fühlt sich die Staffel so an, als hätte George Martin, der Autor der Romanvorlage, wahllos Seiten aus seinem Schulbuch herausgerissen und auf gut Glück neu zusammengesetzt. Im Grunde macht die Serie das bereits seit geraumer Zeit. Beispielsweise erinnert die Mauer im Norden des Reiches an den antiken Hadrianswall im römisch besetzten England. Die Eisenmänner wiederum ähneln Wikingern und Daenerys ist eine Mischung aus Jesu Christus und Spartakus.

Bisher waren die Anlehnungen der Fantasyserie an reale historische Ereignisse größtenteils gut umgesetzt. In Staffel 5 muss David Benioff und D.B. Weiss, die Showrunner der Serie, jedoch in puncto kreative Eigenleistung ein bisschen was abgezogen werden. Beispielsweise erinnern die Gladiatoren-Arena von Meereen zu stark an römische Amphitheater wie bspw. im Film Gladiator.

Auch die radikal-fromme Bewegung der Spatzen ist deutlich an historische Vorbilder angelehnt. Eine Ansprache, die der Hohe Spatz (Jonathan Pryce) Cersei Lennister hält, könnte eins zu eins aus einem Film über Martin Luther, den Reformer der katholischen Kirche, stammen. Die Bestrafung, die der verdorbene Hochadel für seine Sünden und Laster bezahlen muss, erinnert in Zügen an die französische Revolution. Ganz soweit kommt es noch nicht. Aber es geht in die Richtung.

Cersei – Eine Runde Mitleid

Überhaupt wäre Cersei eine gute Marie Antoinette. Wer bitte? Marie Antoinette. Die französische Königin, die zur Tatsache, dass ihr Volk am Verhungern sei, da es kein Brot mehr habe, antwortete, dass es dann eben Kuchen essen solle. Ganz schön weltfremd die Dame. Wer kein Brot hat, hat auch keinen Kuchen. Letzten Endes bekam sie dafür dann eine saftige Rechnung. Kopf ab.

Für ihren Hochmut und ihren Laster muss auch Cersei bezahlen. Und jetzt mal ganz ehrlich, wer würde die hinterfotzige Cersei nicht gerne mal leiden sehen. Alle die jetzt „Ich“ geschrien haben, dürfen sich freuen. In der fünften Staffel von Game of Thrones bekommt Cersei, was sie verdient.

Dorne ohne Stachel

In Game of Thrones – Staffel 5 führt die Handlung in den Süden. Nach Dorne. Seinen Platz in der Welt der Serie Game of Thrones muss sich das südlichste Königsland aber erst verdienen. Zwar sind die prächtigen Palastanlagen und orientalisch-angehauchten Kostüme der Dornischen wunderschön, doch ist ihr Handlungsstrang einfallslos, überzeugt nicht und geht unter. Was äußerst schade ist, denn die stolzen Dornischen sind eine spannende und vielversprechende Kultur.

Zum Rest von Westeros unterscheiden sie sich erheblich. Offene sexuelle Freizügigkeit, eine tolerantere Einstellung gegenüber Frauen und der Hang dazu lieber mit Gift als mit Schwertern zu kämpfen, machen die Bewohner Dornes zu perfekten Charakteren für Game of Thrones.

In der Serie fehlen Dorne jedoch die Stacheln. Doran Martell, der Fürst von Dorne versucht den Frieden zwischen Martells und Lennisters zu wahren. Mit seiner Kompromissbereitschaft raubt er der Handlung jedoch erzählerisches Potenzial. Letzten Endes gibt es dann doch noch eine Überraschung. Den gewaltgewohnten Fan von Game of Thrones schockt das jedoch kaum.

Hoffentlich beschäftigen sich die folgenden Staffeln von Game of Thrones noch ausführlicher mit Haus Dorne. Denn in der Buchvorlage von George Martin steckte weit aus mehr Stoff, der seinen weg noch nicht in die Serie gefunden hat.

Ebenfalls schade ist, dass die wilden Eisenmänner, das Wikinger-ähnliche Volk der Graufreuds, vollkommen von der Bildfläche der Serie verschwunden sind. Warum dieser Handlungsstrang in Game of Thrones – Staffel 5 nicht wieder aufgegriffen wird, ist mir unverständlich. Im Lied von Eis und Feuer, der Buchvorlage, gibt es genug spannende Ereignisse, die den Eisenmännern widerfahren.

Welcome to Essos

In Game of Thrones – Staffel 5 verlagert sich das Gewicht der Handlung erheblich nach Essos. Das vom Krieg angeschlagene Westeros scheint nach vier Staffeln nicht mehr viel herzumachen. Verbranntes Land. Im östlichen Kontinent Essos schlummert jedoch ungenütztes erzählerisches Potenzial. Während der ersten fünf Staffeln der Serie siedeln insgesamt vier Hauptcharaktere (Barristan Selmy, Arya, Varys und Tyrion) nach Essos über.

Daenerys Targaryen meets Tyrion Lannister

Was Game of Thrones so besonders macht, ist auch die Vielzahl an Figuren, die sich in der Handlung der Serie tummeln. Der große Vorteil daran ist, dass wenn man Figuren, die bisher nichts miteinander zu tun hatten, aufeinander treffen lässt, entstehen neue spannende Konstellationen. Genauso ist es auch mit Tyrion Lennister und Daenerys Targaryen. Zu sehen, wie zwei der beliebtesten Charaktere der Serie zusammen sitzen, muss jedes Fanherz erfreuen. An dem ungleichen Paar der wunderschönen Daenerys Targaryen und dem narbigen und neuerdings vollbärtigen Zwerg Tyrion Lennister werden wir uns hoffentlich noch lange erfreuen können.

Und das, obwohl sich Tyrion Lennister (Peter Dinklage) verändert hat. Der sarkastische und listige Tyrion ist ernster geworden. Es scheint, als sei ein Teil seiner selbst mit dem brutalen Tod seines Vater Tywin Lennister und seiner Geliebten Shae ebenfalls gestorben.

Tyrion trinkt noch mehr als sonst. Er lässt sein äußeres gehen und – am schockierendsten – verspürt keine Freude mehr an der Hurerei. All das Hintergehen, das Verraten und das Sterben, scheinen seinen Tribut gefordert zu haben. Auch diesen Teil seiner Rolle spielt Peter Dinklage mit der gewohnten schauspielerischen Brillianz.

Arya und die Sterbehilfe

Arya Stark hingegen hat kein Problem mit dem Tod. Im Gegenteil. Der Tod ist ihr neues Handwerk. Denn Arya (Maisie Williams) arbeitet jetzt in der Sterbehilfe. Sozusagen. In einem ominösen Tempel der Kaufmannsstadt Braavos lernt sie von Dienern des Vielgesichtigen Gottes wie man Leben nimmt. Mal als Akt der Gerechtigkeit, mal als Akt der Rache. Was wohl ihre Mutter zu Aryas neuem Ausbildungsplatz sagen würde?

Arya ist vor allem an Rache interessiert. Ihr Wille scheint nicht gebrochen werden zu können. Während andere die Gräuel des Krieges schwächen, wird sie mit jeder Gewalttat stärker. Sie kann sogar einen weiteren Namen auf ihrer Todes-Wunschliste abhaken. Spätestens jetzt ist ihre Verwandlung komplett. Arya Stark ist niemand, mit dem man sich gerne anlegen will. Wenn man bedenkt, wie sie zu Beginn der ersten Staffel war und wenn man sie jetzt betrachtet, kann man nur Staunen. Hut ab Maisie Williams. Du bist großartig. Aber auch ganz schön gruselig.

Alles Böse kommt von Norden

Immer gruseliger wird es auch im Norden der Sieben Königslande. Die Bedrohung der Reiche der Menschen durch die eisblau-äugigen Weißen Wanderer und ihre Armee von Untoten (sozusagen Walking Dead auf Winterurlaub!) machen ungewohnte Bündnisse notwendig. Jon Schnee (Kit Harrington) ist er Einzige der erkennt, dass sich Wildlinge und Nachtwache zusammenschließen müssen um der Bedrohung aus dem Norden widerstehen zu können. Das ist ganz schön viel verlangt. Immerhin bekämpfen Nachtwache und Wildlinge sich seit über tausend Jahren. Doch Jon Schnee kann sich dank der Unterstützung von Stannis Baratheon (Stephen Dillane) durchsetzen. Vorerst zumindest.

Eine Rettungsmission, bei der die Jons Nachtwache tausende Wildlinge zu retten hofft, läuft jedoch nicht ganz planmäßig. Ebenfalls nicht planmäßig läuft Stannis Baratheons Feldzug gegen Haus Bolton, denen er das besetzte Winterfell zu entreißen hofft. Der Winter naht. Dieses Mal ist das nicht nur der Bannerspruch der Starks sondern Realität. Mit seiner eingeschneiten Armee sitzt Stannis vor Winterfell fest. Um den Segen des Gottes des Lichts zu erbeten, überredet die Rote Priesterin Melisandre (Carice Van Houten) ihren König Stannis zu einer Tat, die alles verändert. Wirklich schockierend. Sogar für harte Fans von Game of Thrones.

Zum Niederknien: die visuelle Umsetzung

Volle Punktzahl bekommt Game of Thrones – Staffel 5 für seine visuelle Umsetzung. Ganz besonders für die Drachen. Mittlerweile sind Daenerys Haustiere zu riesigen Biestern herangewachsen. Wenn Drache Drogon sein Frauchen beschützt, dann klappt einem die Kinnlade herunter. Jede Schuppe und jeder Stachel des Drachenpanzers wirken absolut echt. Die Augen Drogons spiegeln Zorn und Zuneigung zugleich wieder. Drogon ist mehr als nur ein Monster. Er ist ein Filmcharakter mit Emotionen. Smaug aus Der Hobbit hätte seine Freude an seinen Artgenossen.

Auch sonst, bringt einen Game of Thrones – Staffel 5 zum Staunen. Besonders die Städte von Essos, die in spektakulären Kameraflügen ihre ganze Pracht zur Schau stellen dürfen, bereichern den Look des Films. Während gerade in den ersten zwei Staffeln das Setdesign und die Kostüme des Handlungsstranges in Essos plump und wenig durchdacht wirkten, überzeugt in der fünften Staffel gerade dieser östliche Kontinent. Bravoos, Meereen, Valyria und Volantis wirken nicht mehr wie Städte aus Pappmaché sondern atmen Geschichte, was sie glaubhaft und lebendig macht.

Unüblich für eine Serie, die normalerweise unter Kostendruck steht, werden in Game of Thrones – Staffel 5 kostspielige Kameraeinstellungen nicht vermieden, sondern vielfach eingesetzt. Das kommt auch Königsmund zu Gute, dass wir bisher vor allem nur im Mikrokosmos vorbestellt kamen. Enge Gassen, königliche Gemächer oder unterirdische Verliese. In der fünften Staffel kommen eine Vielzahl von Aufnahmen zum Einsatz, die einem zum ein Gefühl für die Größe und den räumlichen Zusammenhang von Königsmund geben.

Vom visuellen Tatendrang der fünften Staffel profitiert auch der Norden. Der Angriff einer Armee von Untoten, mit dem sich Nachtwache und Wildlinge herumschlagen müssen, macht besondere Freude. Der Kampf ist dreckig, brutal und hautnah. Die eingesetzten visuellen Effekte stehen dabei großen Hollywood-Produktionen um kein bisschen nach. Mein Highlight: Wun Wun Weg Dar Wun. Der massige Riese sorgt für unterhaltsame Action und verschafft dem Handlungsstrang einen neuen spannenden Charakter.

Probleme bei der Nachwuchsarbeit

Vom Sport kennt man das ja. Leistungssportler haben nur eine begrenzte Zahl an Jahren, in denen sie die notwendige Leistung erbringen können. Ein Verein, der sich nicht um seinen Nachwuchs kümmert, geht unter. Die Erfolgsserie Game of Thrones macht auch Leistungssport. Ihr Verbrauch an Charakteren ist dabei immens hoch. Es sterben einfach zu viele. Das ist im Grunde kein Problem, im Gegenteil, macht gerade diese Tatsache die Serie so genial und sorgt für Spannung. Doch die Lücke, die nach dem Ableben etlicher Charaktere aus Staffel 4 entstanden ist, kann die fünfte Staffel nicht schließen. Bis auf Haus Martell in Dorne werden kaum neue Figuren und Schauplätze eingeführt. Das in der fünften Staffel sogar noch mehr Langzeit-Figuren der Serie sterben, wirft eine Frage auf. Wer bitte soll Staffel 6 mit Leben füllen? Game of Thrones hat sich seinem Blutrausch hingegeben und vergessen sich um seinen Nachwuchs zu kümmern. Wir werden sehen ob das klappt.

Fazit

8.6/10
Sehr Gut
Community-Rating:
Handlung 8.5/10
Visuelle Umsetzung 10/10
Schauspiel 8.5/10
Emotionen 8/10
Spannung 8/10

‘Game of Thrones – Staffel 5’ eröffnet neue Perspektiven

Mit Game of Thrones – Staffel 5 haben die Showrunner David Benioff und D.B. Weiss vor allem eine visuell starke Staffel abgeliefert. Nach wie vor ist die Handlung von Game of Thrones einzigartig und äußerst durchdacht. Im Vergleich zur besonders starken vierten Staffel fehlt Staffel 5 ein wenig die Raffinesse. Besonders Haus Martell im südlichen Dorne kann noch nicht vollends überzeugen. Dass sich große Teile der Handlung nach Essos verlagern bereichert Game of Thrones – Staffel 5 jedoch und eröffnet neue Perspektiven. Wir werden sehen, was Staffel 6 aus den neuen Schauplätzen macht.

Artikel vom 24. April 2016

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