Batman before Batman
Bereits die ersten Minuten der Pilotfolge geben das Thema an, das für die gesamte Serie prägend sein wird: Der Mord an Familie Wayne. Doch statt kurz darauf aus dem Flashback in die Gegenwart zu einem ausgewachsenen Batman zu wechseln, wird die Handlung hier weitergeführt und entwickelt sich zum roten Faden. Die Serie zeigt, wie Bruce Wayne mit dem Tod seiner Eltern umgeht und wie er immer versessener darauf wird, Antworten auf die Frage nach dem „Warum“ zu finden. Gleichzeitig bekommt der Zuschauer mit, wie die Verdorbenheit der Stadt auf Wayne einwirkt und ihn irgendwann zu dem Mann machen wird, der nur allzu bekannt ist: Batman.
Doch bevor es soweit ist, ist Bruce Wayne ein kleiner naiver Junge, der sich in seinem Bestreben nach der Wahrheit pausenlos in Gefahr begibt. Die Sturheit des Jungen und die Probleme, die er nicht zuletzt durch seine Bekanntschaft mit Selina Kyle heraufbeschwört, gehen nach einer Weile leider ziemlich auf die Nerven.
Sean Pertwee hingegen verdient einen Lob für seine Rolle als Alfred Pennyworth. Der Butler der Waynes ist der Vormund Bruce, nimmt gleichzeitig auch die Rolle des Vaters, des Beschützers und des besten Freundes ein. Er steht ihm mit Rat und Tat zur Seite, scheut sich aber nicht davor, „Master Bruce“ Vernunft einzureden, oder gar ein Machtwort auszusprechen. Die Serienadaption bringt stärker als andere Comicadaptionen zum Vorschein, wie wichtig der treue und geduldige Butler für Bruce Waynes Entwicklung tatsächlich ist.
Bruno Heller inszeniert ein Gotham Noir
Und genau an dieser Stelle weicht der Fokus entscheidend ab. Denn in dieser Serie geht es in erster Linie nicht um Bruce Wayne, es geht um Gotham. Eine Stadt, die dadurch berühmt wurde, wie verkommen sie ist und wie sehr der amerikanische Traum persifliert wird – bis zur Grenze der Lächerlichkeit. In einem Gotham, in dem Batmans berüchtigtste Schurken noch gar nicht existieren, müssen Alternativen gefunden werden, um die Stadt nicht weniger gefährlich erscheinen zu lassen. Und hier zeigt sich die Stärke der Serie. Denn vom visuellen Standpunkt aus ist Gotham eine beeindruckende Schöpfung. Trüb, düster und melancholisch wird die Metropole präsentiert und könnte genauso in Schwarz/Weiß-Bildern gezeigt werden. Einzige Lichtquellen sind künstliche Lichter, welche die neogotischen Bauwerke in ein unnatürliches Licht tauchen. In diesem Labyrinth aus dunklen Gassen wird Verbrechen groß geschrieben. Diebstahl, Mord und alltägliche Korruption stehen auf der Tagesordnung und keiner macht sich einen Hehl daraus, das zu verheimlichen. Statt durch pompöse Spezialeffekte zu überzeugen, wird der Alltag in Gotham schonungslos, finster und vor allem brutal dargestellt.
Cop-Drama mit Jim Gordon
All dem steht das GCPD entgegen. Der idealistische Polizist Jim Gordon, – der eigentliche Protagonist der Serie – ist davon überzeugt die Stadt zu säubern. Doch ist das Police Department ebenfalls nicht frei von Korruption, sodass sich Jim viele Feinde in den eigenen Kreisen macht. Je mehr er bemüht ist Gerechtigkeit durchzusetzen, desto weiter rückt sein Ziel in die Ferne.
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Episode für Episode, wird Jim Gordon mit immer schlimmeren Auswüchsen der Stadt konfrontiert. Irgendwann fragt man sich, wann er sich in dieser korrupten Stadt endlich durchsetzen wird. Unterstützung erhält er von Harvey Bullock (Donal Logue), dem eingesessenen und desillusionierten Police Detective, der gerne den bösen Cop spielt. Er verkörpert dem augenrollenden Zuschauer, wenn Jim Gordon einmal zu oft seine Überzeugungen durchsetzen will. Trotzdem ist gerade ihre Zusammenarbeit das, was für die nötige Dynamik sorgt und ihren täglichen Kampf gegen das Verbrechen sehenswert macht.
Bezüglich des „Wayne“-Falles werden die Fans jedoch enttäuscht, denn hier offenbart sich ein Manko der Serie. Das Verbrechen ist zu vielfältig und die Episoden beinhalten gelegentlich einen “Monster-der-Woche”-Plot, während sich die Frage nach dem Mörder von Bruces Eltern nur träge entwickelt. Zwar gibt es einen roten Faden, der Gordons Kampf gegen die Korruption in den eigenen Reihen beinhaltet, aber gravierende Änderungen enden meist mit dem Status Quo, sodass sich Gordon am nächsten Tag wieder im Department vorfindet. Doch wie bereits gesagt: Es geht um Gotham.
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