7.7/10

Kritik: The Flash – Staffel 1

Schnell genug, seine Comic-Konkurrenz zu überholen?

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Genres: Action, Comic, Mystery, Startdatum: 29.01.2016

Interessante Fakten für…

  • In jeder Folge könnt ihr die Zahl “52” irgendwo entdecken!

Er ist der schnellste Mensch der Welt, doch nur Wenige kennen seine Geschichte. Nach dem Erfolg von Arrow präsentieren Greg Berlanti, Andrew Kreisberg und Geoff Johns die Serienadaption eines Superhelden, der bisher in Live-Action-Filmen und -Serien ziemlich ignoriert wurde. Statt auf den düsteren Superhelden-Trend aufzuspringen ist The Flash – Staffel 1 eine Origin-Story der alten Schule. Bunt, actionlastig und optimistisch. Erreicht The Flash – Staffel 1 die Spitze der Superhelden-Serien oder rast die Serie direkt auf eine massive Betonwand zu?

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Der kleine Barry Allen ist erst 11 Jahre alt, als er den größten Schicksalsschlag seines bisherigen Lebens erleidet. Er muss mit ansehen, wie seine Mutter Nora Allen von mysteriösen Lichterscheinungen umgeben wird, bevor sie stirbt. Sein Vater Henry Allen (John Wesley Shipp, kurios: The Flash (1990)) wird für den Mord beschuldigt und eingesperrt. Barry selbst kommt beim Polizisten Joe West (Jesse L. Martin), dem Vater seiner Kindheitsfreundin Iris West (Candice Patton), unter. Doch er ist fürs Leben gezeichnet. 14 Jahre später ist Barry Allen (Grant Gustin) bereits ein Kriminalforensiker, der weiterhin das Ziel verfolgt, die Unschuld seines Vaters zu beweisen. Eines Nachts wird er jedoch im Labor von einem Blitz getroffen, der durch eine Explosion des Teilchenbeschleunigers der Forschungseinrichtung S.T.A.R. Labs hervorgerufen wurde. Als er 9 Monate später in der Forschungseinrichtung, die von Dr. Harrison Wells (Tom Cavanagh) geleitet wird, aufwacht, stellt er fest, dass er sich mit immenser Geschwindigkeit fortbewegen kann. Diese neue Fähigkeit nutzt er dazu, um die Stadt vor Menschen zu verteidigen, die sich genau wie er selbst verändert haben. Außerdem will er endlich seinen Vater aus dem Gefängnis holen.

Superheldenbingo

Lasst uns mal zusammen durch die Ereignisse der Pilotfolge stöbern:

  • Der Held erzählt im Voice-Over über sein Leben. Check!
  • Der Held erlebt ein Kindheitstrauma, bei dem er seine Eltern verliert. Check!
  • Der Held hat ein Unfall, durch den er Superkräfte bekommt. Check!
  • Der Held ist in seine Freundin aus Kindheitstagen verliebt, vor der er allerdings seine wahre Identität verstecken muss. Check!
  • Der Held muss sich seiner Verantwortung bewusst werden. Doppelcheck!

Ding, ding, ding! Wir haben einen Gewinner beim Superheldenbingo. Bereits ab der ersten Episode ist dem Zuschauer klar, mit was er es zu tun haben wird: Mit einem klassischen Superhelden-Epos. Die Showrunner sind sich sehr wohl bewusst, dass sie damit das Comic-Genre nicht neu erfinden. Das haben sie auch nicht vor. Stattdessen erzählen sie die altbewährte Heldengeschichte in der heutigen Zeit. Das Konzept ist, trotz der vielen Klischees, erfrischend und eine Abwechslung zu düsteren Comic-Adaptionen. Ein Paradebeispiel ist Barry Allen selbst, der ein sympathischer Gegenpol zu all den manisch-depressiven Antihelden (z.B.: Jessica Jones) moderner Comic-Verfilmungen ist. Auch die Charaktere zeigen mit der Zeit mehr Tiefe als man ihnen zutraut – sei es Joe West, der mit allen Mitteln versucht, eine Vaterrolle für Barry einzunehmen, oder Iris West, die über Flashs wahre Identität im Dunkeln bleibt.

Neben der Familie bekommt Flash sein eigenes Dreamteam: die S.T.A.R. Labs-Wissenschaftler. Darunter ist die seriöse Caitlin Snow (Danielle Panabaker) und der liebenswerte Nerd Cisco Ramon (Carlos Valdes), der bekannt ist für seine Popkultur-Referenzen und seine Liebe dafür Superschurken Namen zu geben. Der Kopf des Teams und gleichzeitig die interessanteste Figur unter den Verbündeten von Flash ist Harrison Wells. Als genialer, sowie undurchsichtiger Leiter von S.T.A.R. Labs ist Wells der Mentor seiner Truppe – aber auch ein Buch mit sieben Siegeln. Schon früh wird ersichtlich, dass Wells mehr ist, als er zu sein vorgibt. Konflikte vorprogrammiert!

Dr. Harrison Wells (Tom Cavanagh): Verbündeter oder Bedrohung? Oder gar beides?

Flash rast den roten Faden entlang

Das Ziel von Barry Allen steht schon seit der ersten Episode fest: den wahren Mörder seiner Mutter finden und seinen Vater zu entlasten. Und diesem Ziel geht er nach. Der rote Faden ist ersichtlich und breitet sich durch die gesamte Staffel aus. Jede Episode und jeder Gegner ist eine weitere Stufe bis zur Erfüllung seines ultimativen Ziels. Die Handlung ist gelungen und bleibt interessant. Eine Besonderheit der Geschichte ist die Tatsache, dass entscheidende Story-Entwicklungen durch plötzliche Wendungen nicht erst gegen Ende hervorgerufen werden. Stattdessen erhält der Zuschauer am Ende jeder Episode Einblick in das, was sich im Dunkeln abspielt. Diese Epilogszenen haben den Zweck des Forshadowings und treiben die Handlung genauso voran, wie es Flash selbst Episode für Episode tut.

Gleichzeitig beeinflusst dieser Storytelling-Kniff aber auch die Spannung, da der Zuschauer schon recht früh mehr weiß, als die Charaktere. Ob unerwartete Twists die Handlung und die Spannung stärker gefördert hätten, bleibt fraglich.

Die Story der Staffel konzentriert sich auf Flash und dessen Charakterentwicklung, während das Setting, die Stadt “Central City”, eher vernachlässigt wird. Diese bleibt formlos und hat, abgesehen davon, dass sie von Metawesen überrollt wird, nur wenig Besonderheiten. Central City ist eben eine x-beliebige amerikanische Stadt mit fiktivem Namen. Kein Vergleich zu anderen Comic-Städten, wie beispielsweise Gotham City aus den Batman-Comics. Es hätte nicht geschadet, die Welt um Flash herum ein wenig lebendiger zu gestalten. Dennoch ist das nur ein kleiner Schönheitsmakel an einer wirklich gut durchdachten Handlung.

Dutzende Superschurken

Superman hat Lex Luthor, Batman hat Joker und Hulk hat nicht-reißfeste Hemden. Jeder Superheld hat seinen eigenen persönlichen Gegenspieler. So kämpft auch Flash gegen den mysteriösen Speedster im gelben Anzug. Doch dafür hat der rote Blitz wenig Zeit, denn seit der Explosion des Teilchenbeschleunigers wird die Stadt von “mutierten” Menschen heimgesucht, den sogenannten Metawesen. Das klingt nach einem perfekten Szenario für gerechtfertigte Monster-der-Woche-Handlungen – und so ist es in der Tat. Viele Episoden thematisieren einen neuen Schurken mit einzigartigen Fähigkeiten, der gestoppt werden muss. Statt jedoch als Schwachstelle aufzufallen, passt dieses Plot-Element sehr gut in das Serienformat. Zum einen stellt sich das Retro-Gefühl einer Superhelden-Serie alter Schule ein. Zum anderen tragen diese abgeschlossenen Episoden unerwartet gut zur Gesamthandlung bei.

Die Charaktere sind allerdings ein zweischneidiges Schwert. Die Explosion hat das Leben vieler Menschen zerstört – auf diesem Mist wachsen normalerweise sehr interessante und tiefgründige Schurken. Dummerweise geht dieses Potenzial nicht immer auf. Viele der Metawesen nutzen ihre Fähigkeiten nur, um Verbrechen zu begehen oder um sich kaltblütig rächen zu wollen. Da bleibt nicht viel Platz für Vielschichtigkeit. Zum Schluss erinnert man sich eher an die Fähigkeit, als an den Charakter.

Zwischen den gewöhnlichen Bösewichten gibt es allerdings auch sehr gelungene Schurken, die sich doch ins Gedächtnis einbrennen. Ein Beispiel für so einen Gegenspieler ist Leonard Snart alias Captain Cold (Wentworth Miller, Prison Break). Snart ist ein hochintelligenter und gerissener Krimineller, der seine Rolle als Superschurke liebt und Diebstähle begeht, um den ultimativen Kick zu spüren. Da er keine Superkräfte hat, besitzt er lediglich eine Kältepistole, die gleichzeitig sein Markenzeichen ist. Er ist “cool”, kalkulierend und verliert nie die Beherrschung. Gleichzeitig zeichnet er sich durch einen Ehrenkodex aus und zollt seinem Widersacher Flash Respekt.

Wir wollen erst gar nicht zu sehr auf den mysteriösen Mann im gelben Anzug eingehen. Doch eines vorweg: Er hält die Serie aufrecht. Es sind Charaktere wie diese, die zu den Höhepunkten der Serie gehören und sich von den doch eher eindimensionalen Schurken abheben.

Der Name sagt schon alles: Captain Cold (Wentworth Miller) ist eiskalt und cool.

Run Flash! Run!

Wer aufmerksam mitgelesen hat, dem ist möglicherweise ein kleines Detail aufgefallen: Flash – ist -schnell! Sehr schnell! Superschnell! Er kann Meilen innerhalb von Sekunden überqueren, Pistolenkugeln in Zeitlupe auffangen und an zwei Orten gleichzeitig sein. Hinzu kommen noch eine Regenerationsfähigkeit und die Unfähigkeit, betrunken zu werden. Da fragt sich der Durchschnittszuschauer vor dem Bildschirm: Wer kann dem Flash da noch trotzen? Gibt es überhaupt noch eine Herausforderung für den roten Blitz? Und tatsächlich werden hier sehr berechtigte Fragen gestellt. Flash ist zu mächtig. Da spielt es auch keine Rolle, ob die Metawesen jetzt stahlhart, gasförmig, oder hochexplosiv sind. Gegen einen Mann, für den die gesamte Welt in Zeitlupe abläuft, können nur die Wenigsten etwas ausrichten. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf, könnte sich beim Zuschauer nach einer gewissen Zeit ein ungewolltes Routine-Gefühl einstellen.

Es stimmt zwar, dass die Gegner zu Beginn scheinbar übermächtig sind und Flash nur mit einer bestimmten Strategie gewinnen kann, doch im Großen und Ganzen läuft es nur auf eines hinaus: Flash muss schneller rennen. Er muss rennen, um seine Grenzen zu überwinden und herausfinden, was er dadurch bewerkstelligt. Die Gegner sind dabei die Hindernisse. Und ohne zu Spoilern: storytechnisch macht es Sinn, dass Flash schneller wird. Zur Handlung trägt diese Übermacht bei, während die Spannung jedoch darunter leidet.

Es gibt drei Fälle, in denen der Monster-der-Woche-Kampf spannend wird. Erstens: Flash kann seine Kräfte nicht einsetzen. Zweitens: Nicht Flash ist das Ziel des Anschlags, sondern eine ganze Reihe schutzloser Menschen. Und Drittens: Der Gegner hat dieselben Fähigkeiten wie Flash. Dann gibt es keine Übermacht und stattdessen geht’s ans Eingemachte. Bei den meisten Gegnern jedoch entsteht der Eindruck, dass Flash nur deshalb unterliegt, weil er sich dumm anstellt. Denn am Schluss heißt meist die Rätsels Lösung, wie bereits erwähnt: Run Flash! Run!

Ein Flash für die Augen

Dass The Flash – Staffel 1 eine aufwendig erstellte Serie ist, muss nicht extra betont werden. Man muss nur das Intro sehen, um zu verstehen, wie aufwendig die Serie tatsächlich ist. Denn The Flash – Staffel 1 haut alles an Spezialeffekten raus, was in Anbetracht des Serienbudgets möglich ist. Wenn Flash durch die Stadt rast, dann im großen Kaliber: Grelle Blitze, schnelle Filmschnitte und clevere Zeitlupentechnik. Auf jeden Fall ist ein Flash in Action schön anzusehen. Die visuellen Effekte beschränken sich nicht nur auf den roten Speedster. Die Metawesen mit ihren Fähigkeiten sind ebenfalls beeindruckend umgesetzt und die Kämpfe bombastisch dargestellt. Die visuelle Umsetzung gehört klar zu den Stärken der Serie.

So aufwendig die visuellen Effekte sind, so fragt man sich, ob sie wirklich an allen Stellen nötig sind. Manchmal entsteht das Gefühl, dass weniger tatsächlich mehr gewesen wäre. Innmitten der gelungenen Spezialeffekte gibt es noch immer gewisse Szenen, die recht künstlich wirken. So muss Flash beispielsweise nicht bei jedem Rennen dieselbe Blitz/Zeitlupen-Masche abziehen. Wie man innovativ und abwechslungsreich durch die Gegend rast, hat uns bereits Quicksilver in X-Men Apocalypse demonstriert. So etwas könnte sich Flash abgucken.

Der Fluch des Crossovers?

Die Idee aus Flash eine Serienadaption zu machen, kam nicht aus dem Nichts. Bereits zwei Jahre vor Flash debütierte die Serie Arrow mit der Hauptfigur Green Arrow (Stephen Amell) der DC-Adaption Robin Hoods. Flash, damals noch Barry Allen, hatte dort lediglich Cameo-Auftritte, obwohl die Fans längst wussten, dass Barry selbst irgendwann durch die TV-Bildschirme rasen würde. Auch nachdem Barry (endlich) vom Blitz getroffen wurde, hat er sich nicht von Green Arrow getrennt. Im Gegenteil, beide befinden sich im selben Multiversum und wissen nur allzu gut übereinander Bescheid. Ihr habt es schon erahnt: Crossover garantiert!

Doch hinter dem Nerdgasm einiger Fans verbirgt sich ein ernüchternder Gedanke: Wie reagiert ein Zuschauer, der weder große Ahnung vom DC, noch von der Serie Arrow hat, auf dieses Zusammenspiel? Wie lässt sich für die Serie The Flash, im Wissen, dass sie “lediglich” ein Spin-Off einer anderen Serie ist, werben? Muss der Zuschauer beide Serien zwangsweise kennen, um The Flash verstehen zu können? Sollte das so sein, wird es problematisch, da der durchschnittliche Zuschauer nicht stundenlang recherchieren will, wie welcher Held und welcher Erzählstrang zusammenhängt. Er will sich einfach vor den Bildschirm hocken und eine Serie über einen Typen sehen, der sauschnell rennt.

Glücklicherweise haben wir eine Entwarnung: Hintergrundwissen über die Serie Arrow wird nicht benötigt. Die Geschichte rund um den schnellsten Menschen der Welt wird eigenständig und unabhängig vom berüchtigten Bogenschützen erzählt. Es sind vor allem die Easter Eggs, die die Crossover ausmachen. Dennoch wirkt es vor allem anfangs befremdlich, als sich herausstellt, dass der frisch gebackene Superheld Barry Allen bereits die ganze Zeit Kontakt zu einem anderen Superhelden hatte und das auch noch lange vor Anfang der Serie. Es beeinträchtigt die klassische Geschichte von einem Normalo, der zum Superhelden wurde, denn urplötzlich war er nie wirklich normal. Glücklicherweise nehmen die beiden Serien nur in wenigen Episoden Bezug zueinander, von denen Green Arrow nur in drei Episoden vorkommt.

Green Arrow (Stephen Amell) lässt nie die Chance aus, den Zuschauer daran zu erinnern, dass seine Serie als erstes da war.

Fazit

7.7/10
Gut
Community-Rating: (1 Votes)
Handlung 8/10
Spannung 7/10
Action 7.5/10
Charaktere 7.5/10
Spezialeffekte 8.5/10

The Flash kommt im Ziel an

Als The Flash – Staffel 1 angekündigt wurde gab es Zweifel, da man eine Comicadaption befürchtete, wie sie bereits dutzende Male etabliert wurde. Doch tatsächlich überrascht die Serie positiv, in dem sie genau das ist, was man ihr vorgeworfen hat: Eine klassische Superheldengeschichte – unerwartet clever umgesetzt. Der Protagonist ist sympathisch und geht einem nicht auf die Nerven, die Story entwickelt sich kontinuierlich und ist gleichzeitig herrlich selbstironisch. Die visuelle Umsetzung ist für eine Serie dieses Formats höchst beeindruckend. Tatsächlich überzeugt The Flash mit ihrem nostalgischen Flair: Man wünscht sich, wieder Kind zu sein und davon zu träumen, selbst in die Rolle des Superhelden zu schlüpfen, statt Gott zu danken, dass diese Welt nur fiktiv ist. Nervig sind jedoch gelegentliche repetitive Story-Abläufe in einigen Episoden, die die Spannung aufhalten, doch eine gelungene Story und einige wirklich interessante Charaktere gleichen das Manko wieder aus. Comic- und Science-Fiction-Fans werden ihre große Freude mit der Serie haben. Aber auch die “normalen” Zuschauer sollten einen Blick auf The Flash werden. Da ist man doch schon auf die zweite Staffel in Deutschland gespannt.

Artikel vom 14. Juni 2016

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