Das große Spionage 1 x 1
Nach all den unzähligen Action- und Agententhrillern, die über die Zeit hinweg erschienen sind, fragt sich der Zuschauer nach einer Weile: Was macht ein Spion wirklich? Ein Spion muss infiltrieren und Informationen sammeln und das mit dem geringsten Widerstand. Er wird sich nicht in brisante Actionszenen stürzen. Und genau so eine Spionenrolle übernimmt Jonathan Pine – ein ruhigerer James Bond. Statt sich actionreich von einem Szenario zum nächsten zu kämpfen, nutzt Pine seinen Intellekt und seine Auffassungsgabe und behält dabei einen kühlen Kopf. Schritt für Schritt dringt er immer tiefer in die zwielichtigen Geschäfte Ropers ein, sei es durch falsche Identitäten, oder durch die geschickte Ausnutzung seines Umfeldes. Hin und wieder wird in geheime Arbeitsräume geschlichen und auch mal was auf Zettel notiert. Spionagearbeit eben.
Die Spannung ist gegeben, auch ohne unnötige Action, die ziemlich rar gesät ist. Stattdessen wird die Spannung kontinuierlich gehalten und zwar durch die stetige Gefahr, in der Pine die ganze Zeit schwebt. Die ganze Serie über existiert ein Gefühl des Unbehagens und der Ruhe vor dem Sturm. Ständig wird damit gerechnet, dass etwas passiert und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Bombe platzt. Dennoch wünscht man sich, dass sich die Spannung gelegentlich deutlicher zeigt. Gewisse Stellen wirken zu langatmig und werden letztendlich ziemlich schnell aufgelöst. Es wäre auch nicht schlecht gewesen, die Spannung durch mehr brenzlige Situationen anzutreiben. Doch trotz all dem überzeugt der Hotelmanager als Spion mehr, als der ein oder andere Film-Spion.
Die Schönheit des Krieges?
Bereits das Intro gibt klar die Thematik der Serie zu erkennen: Der Ausgleich zwischen Luxus und dem Preis, der dafür zu zahlen ist. Hinter all der Schönheit im Vordergrund verbirgt sich Krieg und Zerstörung, der diesen Luxus ermöglicht. Ein ewiger Kontrast, der sich durch die Serie in Form der Schauplätze zieht. Statt eine, von vornherein düstere Atmosphäre aufzubauen, bekommt der Zuschauer einen wahren Augenschmaus von Optik: Das Setting ist schön und prunkvoll, die Gebäude luxuriös und schön anzusehen und das Leben der Reichen und Schönen lebhaft und berauschend. Auf der anderen Seite kann der Zuschauer diesen Anblick nur widerwillig genießen, da er weis, wie dieser Luxus ermöglicht wurde.
Jede Ortschaft gibt perfekt die aktuelle Stimmung wieder: Das sonnige Spanien mit all seinem Luxus, die verschneite Schweiz mit seinen isolierten und melancholischen Berggebieten, das triste London mit seinen zwielichtigen Tätigkeiten und die schmutzigen, abgeschotteten Gebiete im Osten, wo sich die ganz großen Deals abspielen. Regisseurin Susanne Bier versucht hier nicht mit künstlicher Düsternis oder anderen Effekten zu punkten. Stattdessen überzeugt sie hier mit subtilen, schönen, aber gleichzeitig erdrückendem Realismus.
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