Episodenguide: Rick and Morty – Staffel 4 (inkl. Zusammenfassung)
ALLE FOLGEN UNTER DER LUPE
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Rick Sanchez (Stimme: Justin Roiland) hat es geschafft. Er hat die galaktische Föderation zerstört, die Aliens von der Erde vertrieben und zur Scheidung seiner Tochter Beth (Stimme: Sarah Chalke) mit Jerry (Stimme Chris Parnell) beigetragen. Nun hat er die ganze Familie Smith unter seiner Kontrolle und kann alles tun, was er will. Doch durch diese uneingeschränkte Macht zeigt sich hier sein negativer Einfluss im vollen Ausmaß: Die Familie wird immer rücksichtsloser und gibt sich zerstörerischem und übertriebenem Verhalten hin, statt ihre Probleme auf konstruktive Weise zu lösen. Aber was kann man von einem Patriarchen erwarten, der sich lieber in eine Gurke verwandelt, statt zur Familientherapie zu gehen. Selbst Beth, die ihren Vater immer glorifiziert hat, sieht ihn erstmals für das was er ist und erhält gleichzeitig Einblicke in ihre eigene dunkle Seite. Dass sie möglicherweise ein Klon ist, den Rick erschaffen hat, während die echte Beth sich im Weltall selbst verwirklicht, trägt nicht positiv dazu bei.
Schlussendlich kommt es, wie es kommen muss: Als Rick so größenwahnsinnig wird, dass er sich mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten anlegt, flieht seine Familie vor ihm. Beth lehnt den existenziellen Wahnsinn ihres Vaters ab und entscheidet sich für ein simples Leben mit Jerry und ihren Kindern. Rick entscheidet sich zu Hause zu bleiben und muss sich wohl oder übel der neuen Familiendynamik unterordnen.
Werden die Smiths weiterhin zusammenbleiben? Kann Rick wieder die Kontrolle über die übernehmen? Wird die Szechuansoße jemals wieder vorrätig sein? All diese Fragen – abgesehen von der Letzten – werden in der vierten Staffel aufgeklärt:
“Ab jetzt wird vieles wie in der ersten Staffel, nur transparenter.”
Beth Smith
Originaltitel: Edge of Tomorty: Rick Die Rickpeat
Darum geht’s:
Rick, der Morty (Stimme: Justin Roiland) nun tatsächlich um Erlaubnis fragen muss, ob dieser auf Reisen mitkommen will, fliegt mit ihm auf einen Planeten, der Todeskristalle beherbergt. Sie zeigen dem Träger mögliche Zukunftsvisionen seines Todes. Als Morty eine Zukunft sieht, in der er im Alter friedlich in den Armen seiner Highschool Flamme Jessica verstirbt, lässt er einen Kristall mitgehen. Dies führt zu einem Kampf mit Rick, der eskaliert und in Ricks Ableben endet. Statt Rick wiederzubeleben, fliegt Morty davon, mit dem Ziel, seine ideale Zukunft mit allen Mitteln wahr werden zu lassen.
Doch Rick ist nicht komplett weg vom Fenster. Dessen Bewusstsein wurde in einen Klon in einem alternativen Universum transferiert. Doch das Universum erweist sich ihm gegenüber nicht allzu freundlich gesittet. Rick muss schnell einen Weg zurückfinden und hoffentlich verhindern, dass sich Morty diversen Dummheiten hingibt.
Bewertung:
Bereits die erste Folge demonstriert die gewandelte Familiendynamik. Rick, der ehemalig unangefochtene Patriarch der Familie, braucht nun deren Zustimmung, damit er mit Morty weiter auf Abenteuer gehen kann. Und auch Morty zeigt sich ungewohnt widerspenstig und rebellisch als er den Todeskristall mitgehen lässt und Rick nicht wiederbelebt. Was daraufhin folgt, sind zwei sehr unterschiedliche Versuche, das eigene Schicksal zu kontrollieren. Einerseits ist da Morty, der seinen Willen komplett dem Kristall ergeben hat und ausnahmslos alles tut, um sich seine erwählte Zukunft zu sichern, wobei er auch nicht vor extremen Maßnahmen zurückschreckt (was aber für ein paar bombastische Momente sorgt). Andererseits ist da Rick, der planlos versucht, zu seinem Universum zurückzukehren. Beide müssen auf sehr extreme Weise lernen, dass sich das eigene Schicksal nicht so einfach kontrollieren lässt. Zu viel Planung verhindert das Leben in der Gegenwart, während ein Leben ohne Plan auf einen selbstzerstörerischen Pfad führt. Gelegentlich muss man auch das eigene Selbstinteresse runterschrauben. Gerade Rick muss diese Lektion in Anbetracht seiner familiären Verhältnisse lernen und hoffentlich verhindern, dass Morty sich seinen eigenen Dämonen hingibt.
Fazit: Folge 1 ‘Der Tod steht ihm gut’
Der Tod steht ihm gut ist ein bombastischer Einstieg mit neuem Rick-Wahnsinn, der nicht an Cleverness, Humor und Anspruch spart. Gleichzeitig gibt er mit seiner Thematik über verzweifelte Kontrollversuche herausragend den Ton an, der für die ganze vierte Staffel ausschlaggebend sein wird.
Originaltitel: The Old Man and the Seat
Darum geht’s:
Es gab nur eine Regel, die man gegenüber Ricks neuem Praktikanten Glootie einhalten musste: Entwickle NICHT seine App! Doch natürlich hält sich Jerry nicht dran und so wird “Lovefinderrz” produziert – eine Dating-App, die die Nutzer dazu verleitet, wie besessen ihren ständig wechselnden Liebespartnern nachzugehen. Während Jerry und Morty auf Glooties Mutterschiff die App deaktivieren wollen, macht sich Beth auf, um Summer (Stimme: Spencer Grammer) zurückzuholen, die sich der Suche nach „wahrer Liebe“ komplett ergeben hat.
Rick hingegen bekommt davon nichts mit. Dieser hat sich zu seinem privaten Planeten aufgemacht, um friedlich und in aller Ruhe seine Notdurft zu verrichten. Doch da er muss schockiert feststellen: Jemand hat seine Privat-Toilette verwendet. Erzürnt bricht Rick auf, um den Übertäter zu finden. Doch was er findet, könnte seine Weltanschauung erschüttern…
Bedeutung:
Wie sehr haben Dating Apps unsere modernen Beziehungen beeinflusst? Lovefinderzz treibt dieses Konzept auf ein neues Extrem: In Sekundenschnelle wird der scheinbar optimale Liebespartner ausgesucht, bis sich das Matching kurz darauf verändert – immer und immer wieder. Dies ist klar ein Kommentar an die gigantische Auswahl an Partnern, die durch das Internet zur Verfügung stehen. Klingt zwar praktisch, doch wie kann man ernste Bindungen eingehen, wenn man bei der kleinsten Schwierigkeit stattdessen zum nächsten Partner wechseln kann?
Schlussfolgerung ist klar: Wahre Liebe liegt nicht in der Suche nach einer Liebesbeziehung, sondern in dem Verlangen, die Liebesbeziehung aufrechtzuerhalten.
Eine nicht weniger faszinierende Entwicklung erlebt Rick. Der gottgleiche Wissenschaftler begibt sich auf ein Soloabenteuer um den zu finden…der sein Privatklo benutzt hat? So absurd die Prämisse auch ist und so herrlich übertrieben die Mittel sind, die Rick bereit ist dafür zu nutzen – das gesamte Unterfangen fühlt sich irgendwie…erbärmlich an. Dass eine so glorifizierte Figur wie Rick so verzweifelt nach dem bisschen Kontrolle nachjagt, zeigt gut, wie sehr Rick gefallen ist. Selbst nachdem er den Übeltäter aufgespürt hat, kann er nicht auf gesunde Weise damit umgehen. Eine erschreckende, aber auch geniale Charakterstudie.
Die Episode veranschaulicht sehr gut sowohl sein vergebliches Verlangen nach dem kleinsten bisschen Kontrolle als auch seine Unfähigkeit, sich emotional mit anderen Lebewesen binden zu können. Vor allem das Ende erreicht ein Level an Depression, dass schon fast an Bojack Horseman herankommt. Eine Botschaft ist hier offensichtlich: All die Macht, die Rick besitzt, kann nicht hinwegtäuschen, wie einsam der alte Mann tatsächlich ist.
Fazit: Folge 2 ‘Das stillste Örtchen’
Das stillste Örtchen ist eine erstaunlich tiefgründige Episode, die auf sehr originelle Weise die Tücken der sozialen Bindungen beschreibt.
Originaltitel: One Crew over the Crewcoo’s Morty
Darum geht’s:
Als Rick und Morty in einem Aliengrab Schätze plündern wollen, müssen Sie feststellen, dass ihnen jemand zuvorgekommen ist – Ein berüchtigter Meisterdieb namens Miles Knightly, der bekannt für seine spektakulären Raubzüge im Heist-Stil ist und in der HeistCom seinen Auftritt vor dem Publikum hat. Rick konfrontiert Miles und es kommt zum Wettbewerb um den besten Diebstahl. Dafür konstruiert Rick den Heist-o-Tron, eine selbstlernende Maschine, die darauf programmiert ist, immer größere und komplexere Raubzüge durchzuführen. Zwar kann Rick die Wette für sich entscheiden, doch Heist-o-Tron denkt gar nicht daran aufzuhören. Stattdessen erreichen seine Raubzüge ein planetares Level. Nun müssen Rick und Morty clever vorgehen. Können Sie Heist-o-Tron aufhalten? Doch die wichtigere Frage ist: Können Sie Heist-o-Tron aufhalten, ohne zu sehr in das von Rick verhasste Heist-Genre zu verfallen?
Bedeutung:
Superhelden-Parodien waren in der letzten Staffel, nun geht es um Heist-Filme. Von der Rekrutierung des Teams, zur Durchführung bis zur Auflösung des tatsächlichen Plans – Rick greift die Themen auf und führt sie Ad Absurdum. Vor allem wird das Verlangen nach unnötiger Komplexität aufgegriffen. Das wird vor allem bei dem Heist-O-Tron ersichtlich, der sich trotz zunehmender Macht immer noch stur an die unnötig verschachtelten Pläne des Heist-Handbuchs hält. Ebenso verläuft es mit den neuen Charakteren, die Rick aufgreift. Faszinierende Persönlichkeiten, die so wirken, als wären sie für diese Episode mit einem Random Generator erstellt worden. Gezeigt wird vor allem, wie man mit einer Reihe von absurden Pseudo-Twists, gepaart mit sekundenlangen Flashbacks, die komplette Prämisse ins Lächerliche ziehen kann – auch wenn man dafür dem Zuschauer bewusst auf die Nerven geht.
Normalerweise würde man jetzt dieser Episode vorwerfen, sie würde die Verarschung eines Genres über eine starke Handlung setzen, ähnlich wie in Vindicators 3: The Return of Worldender. Anders als dort jedoch baut die Heist-Episode tatsächlich etwas Großes auf. Ein Twist, auf den niemand kommt, da jeder durch das ganze Chaos abgelenkt ist. Dieser Twist offenbart den eigentlichen Sinn des ganzen Heist-Wirrwarrs und thematisiert vor allem ein einzelnes zentrales Element: Die Dynamik der Hauptcharaktere.
Fazit: Folge 3 ‘Der Heist-Meister’
Der Heist Meister ist eine kunterbunte und herrliche verdrehte Episode, die hervorragend Heist-Klischees aufs Korn nimmt und mit einem bitterbösen Ende abschließt.
Originaltitel: Claw and Hoarder: Special Ricktim’s Morty
Darum geht’s:
Morty hat genug davon, dass Rick ihn ohne Gegenleistung die ganze Zeit mit sich schleppt, also verlangt er etwas Besonderes – einen echten Drachen. Nach lang andauerndem Genörgel arrangiert Rick ein Geschäft mit einem Zauberer, der durch einen magischen Vertrag Morty an den Drachen Balthromaw bindet. Morty genießt zwar seine Zeit mit Balthromaw, der Drache hingegen weniger. Als Rick den Drachen loswerden will, freunden sich beide an und betreiben ein regelrechtes Saufgelage, dass in einer sehr „intimen“ Seelenbindung endet. Morty gefällt das gar nicht …
Währenddessen hat Jerry seinen eigenen Gefährten gefunden: Ein sprechender Kater, mit dem Rick nichts zu tun hat. Der Kater weigert sich zu erzählen, wieso er sprechen kann, mit der Begründung, es würde den ganzen Spaß aus der Sache nehmen. Stattdessen überredet er Jerry, mit ihm nach Florida zu fliegen, wo die Leute einfach nur Spaß haben. Doch kann der Kater sich an seine eigenen Regeln halten?
Bedeutung:
Claw and Hoarder: Special Ricktim’s Morty ist … bizarr und nicht immer auf eine gute Weise. Bemüht das Fantasy Genre durch den Kakao zu ziehen, geht hier die Episode sehr ungewohnte Wege. Dabei wird vor allem angespielt, wie willkürlich Magie funktioniert und wie einfach sie manipuliert werden kann. Hier hätte man Rick in eine ihm nicht vertraute Umgebung werfen und schauen können, wie er sich anpassen muss. Doch dieses Potenzial wird nicht genutzt. Man kann nur deuten worauf die Showrunner hinauswollten.
Tatsächlich erscheint es so, als wollten die Showrunner mit dieser Episode die Fans trollen. Das ist keine große Überraschung, zumal einige Fans in der letzten Staffel ein paar unschöne Seiten gezeigt haben: Es wurde schikaniert, beleidigt und sehr unrealistische Erwartungen aufgestellt. Vor allem die sprechende Katze ist dafür ausschlaggebend, dass nicht alles erklärt werden muss. Wenn dies der Fall wäre, dann könnte die Auflösung alles andere als befriedigend sein. Und auch die Drachen selbst sind ein gutes Beispiel dafür. Als Stand-In für epische Handlungsstränge wie beispielsweise das umstrittene Game of Thrones Finale, die zwar monumentale Erwartungen aufbauen, deren Auflösung jedoch höchst unbehaglich ist.
Mächtige Drachen sind erstaunlich notgeil …
Fazit: Folge 4 ‘Drachenschämen leicht gemacht’
Drachenschämen leicht gemacht hat zwar interessante Ideen, ein paar clevere Botschaften und einen satirischen Umgang mit dem Fantasy-Genre, doch die Showrunner stellen diese leider über eine gute Story.
Originaltitel: Rattlestar Ricklactica
Darum geht’s:
Während der Reparatur des Raumschiffs wird Morty mitten im Weltall von einer Schlange im Raumanzug gebissen, die daraufhin verstirbt. Als Rick die Schlange zur Erstellung eines Gegengiftes analysiert, erfährt er, dass die Schlange von einem Schlangenplaneten ähnlich der Erde stammt, die kurz vor einem gigantischen Weltkrieg steht. Da Morty sich schuldig wegen der toten Schlange fühlt, setzt er eine normale Schlange in den Raumanzug und schickt sie auf den Schlangenplaneten. Doch das macht die Sache nur schlimmer: Die Schlangen erfahren, dass es eine noch größere Macht gibt, gegen die sie sich vereinen können und erschaffen die Zeitreise in einer dystopischen Terminator-Zukunft. Nun schicken sich die Schlangen in die Vergangenheit um Morty entweder zu töten oder ihn zu retten. Und alles nur, weil er das Richtige tun wollte.
Bei all dem Chaos hat Jerry seine eigenen Probleme. Um Jerry vor einem Unfall beim Aufhängen der Weihnachtsdekorationen zu bewahren, macht Rick Jerry leichter als Luft und seine Schuhe hingegen schwerer, um ihn auf den Boden zu halten. Doch es kommt wie es kommen muss: Jerry verliert einen Schuh und treibt davon. Statt sich jedoch von Rick wie erwartet retten zu lassen, will Jerry es verbittert alleine durchziehen und dieses Weihnachten überleben. Ist das eine gute Idee?
Bedeutung:
Es gab einen guten Grund, wieso Harmon und Roiland keine Thematik mit Zeitreisen gemacht haben. Diese Episode erläutert es nun genau. Und alles was man dafür braucht, ist ein Gegenstück der Erde, komplett bevölkert mit intelligenten Schlangen. So absurd es auch klingen mag, noch absurder wird es, sobald es zum Zeitreisen kommt. Vor allem stellt sich die Frage: Wer kontrolliert hier das Reiselimit der Reisenden? Schlussendlich bleibt nichts, außer ein einziges Chaos, ohne Sinn und Verstand. Die daraus resultierende Moral ist ziemlich simpel: Die Einmischung von Morty, ebenso wie die Korrektur durch Zeitreisen zeigt, dass es keine gute Idee ist, sich kopfüber in die Entwicklung und das Schicksal fremder Welten zu stürzen, ganz gleich wie gut die Absichten sind. Am Schluss wird es nur schlimmer und das in ungeahnt absurden Maßen.
Das Problem ist jedoch, dass die Episode kaum etwas Neues macht, weder was die Story, noch die Charaktere angeht. Auch hier wird wieder die Dekonstruktion eines Genres an erster Stelle gesetzt. Auch Mortys Einmischung ist nichts Neues: Bereits in Mortynight Run ist Morty seinen eigenen moralischen Prinzipien nachgegangen und hat alles nur schlimmer gemacht. Ein wiederholtes Vorgehen fühlt sich wie ein Rückschritt für Morty an. Eine rasante Entwicklung erlebt jedoch Jerry: Auch wenn er sich selbst durch seine Jerry-typische Inkompetenz den Schlamassel eingebrockt hat, so ist seine Entschlossenheit, ohne Ricks Hilfe zu überleben, höchst bemerkenswert, auch wenn sie auf falschem Stolz basiert. Doch wenn man sich gegenüber Rick als Herr im Haus durchsetzen will, braucht es Nerven (und auch Finger) aus Stahl.
Fazit: Folge 5 ‘Terminatter: Genizisch’
Terminatter: Genizisch taucht mit einer herrlich absurden Prämisse in die Tücken von übermäßigen Zeitreisen ein, auch wenn dadurch die Story gelegentlich schwächelt.
Originaltitel: Never Ricking Morty
Darum geht’s:
Aus irgendeinem Grund finden sich Rick und Morty auf dem Story Train wieder: Einem Zug, in dem offenbar jeder eine Geschichte über Rick zu erzählen hat. Es stellt sich heraus, dass der Zug, der scheinbar im All treibt, ein buchstäbliches erzählerisches Stilmittel ist, das von dem Story-Potenzial, den die Geschichten um Rick und Morty bieten, angetrieben wird. Die einzelnen Wagons sind hier die Stufen eines jeden Episodenablaufs. Im Zug zu bleiben bedeutet, die gewöhnliche Erzählstruktur aufrechtzuerhalten. Den Zug zu verlassen hingegen bedeutet, etwas Drastisches zu tun, das den gewöhnlichen Erzählablauf aus den Bahnen wirft. Rick und Morty müssen sich an beiden Elementen und zahlreichen weiteren metafiktionalen Techniken bedienen, um es zum Lockführer zu schaffen und dem Zug zu entkommen…oder ihn komplett zu entgleisen.
Bewertung:
Hand hoch – Wer hat keine Ahnung, wovon ich da gerade spreche? Das ist verständlich, denn Never Ricking Morty ist selbst für die Serienverhältnisse lächerlich komplex. Vereinfacht lässt es sich so beschreiben: Der Zug ist die Verkörperung der Geschichten, die mit Rick und Morty möglich sind. Um zu entkommen, müssen Rick und Morty bewusst die gewöhnlichen Handlungsstrukturen nachstellen: Anfang – Mittelpunkt – Ende. So überrascht es auch nicht, wenn Rick beispielsweise einen Zeitlimit für die Luftzufuhr setzt, um die Spannung beabsichtigt nach oben zu treiben. Etwas zu tun, dass für die Serie untypisch ist, würde die Stabilität des Zuges beeinflussen – Was für Rick natürlich auch eine Option ist. Wenn sie da weitere Hilfsmittel, wie beispielsweise buchstäbliche Handlungslöcher nutzen, wird es umso schräger.
Erst mit der Zeit wird klar, worauf die Episode hinausläuft: Never Ricking Morty ist eine zynische Veranschaulichung dessen, was benötigt wird, um eine einzelne befriedigende Episode zu erstellen. Die Zugstruktur basiert auf Showrunner Dan Harmons 8-stufigem Geschichtskreis (ähnlich der Heldenreise), mit dem er all seine Geschichten schreibt. Tatsächlich thematisieren die Showrunner ein Dilemma, dass immer sichtbarer wird: Wie sollen sie die künftigen Episoden produzieren und dabei immer noch die Zuschauer und ihre Sendeleiter zufriedenstellen? Können sie auch weiterhin stur dieselbe Handlungsstruktur verfolgen und immer noch originell bleiben? Oder können sie „den Zug verlassen“ und etwas Gewagtes tun, ohne die Fans zu verärgern? Das sind Fragen, die in dieser etwas anderen Zugfahrt thematisiert werden, zumal der Zug wortwörtlich von der Marktfähigkeit von Rick und Morty angetrieben wird.
Fazit: Folge 6 ‘Lug und Trug im Zug’
Lug und Trug im Zug ist Mindfuck par excellence. Eine geniale Odyssee durch den bizarren Verstand der Showrunner mit einer einzigartigen Handlungsprämisse, die in Sachen Meta nicht zu überbieten ist – und das will vor allem bei Dan Harmon etwas heißen.
Originaltitel: Promortyus
Darum geht’s:
Urplötzlich kommen Rick und Morty auf einem fremden Planeten zu sich. Sogleich erfahren Sie auch den Grund dafür: Ihre Körper wurden von Glorzos übernommen, einer parasitären Alienrasse, die eine hoch entwickelte Zivilisation aufgebaut hat. Nur mit Glück konnten sich die beiden befreien. Nun müssen sie sich an den Glorzos vorbeischleichen und ihr Raumschiff erreichen, bevor die Aliens zur Erde reisen können und diese zu übernehmen. Schaffen es Rick und Morty eine friedliche Lösung zu finden, oder endet es in einem Alienmassaker?
Und haben Rick und Morty in der Hitze des Gefechts nicht irgendwas vergessen?
Bedeutung:
Ist der Fortschritt immer besser als die Natur? Wenn es um die parasitären Glorzos geht, würde man meinen: Ja. Statt einen Körper zu übernehmen, kurz darauf ein Ei zu legen und dann zu sterben, haben die Facehugger eine Zivilisation aufgebaut, ähnlich der unseren. Doch auch wenn hier ein klares Zeichen gesetzt wird, dass Natur nicht immer automatisch gut ist, so zeigt auch der Progress seine Nachteile: Die Geburtenrate geht runter, geplante Expansionen führen zum Widerstand und selbst Befürworter des Fortschritts werden eventuell zurückgelassen. Ein Fortschritt des Fortschritts wegen führt eventuell in eine Sackgasse.
Gleichzeitig greift die Episode folgende Thematik auf: Wie viel Leben ist ein Nichtmensch wert? Sobald Rick und Morty den unsanften Weg beschreiten, nehmen sie freudig an dem Gemetzel teil: Immerhin sind das nur Parasiten, nicht wahr? Dies spielt auf zahlreiche Filme an, in denen der Held sich durch scheinbar gesichtslose Gegner durchkämpft. Umso unbehaglicher wird es, wenn man gezwungen ist zurückzukehren und den angerichteten Schaden tatsächlich zu begutachten. Es ist schon erstaunlich, was man alles rechtfertigen kann, wenn man sich im Recht fühlt.
Doch seien wir mal ehrlich: Wie sehr kann man mit einer Alienrasse mitfühlen, die fremde Körper übernimmt, auch wenn sie nichts für ihre Natur können?
Fazit: Folge 7 ‘Eier für alle und alles für Eier’
Eier für alle und alles für Eier ist eine mehr als solide Episode, die philosophische Fragen mit actionlastigem Gemetzel kombiniert, auch wenn einige Einfälle und Twists ziemlich fragwürdig bleiben.
Originaltitel: The Vat of Acid Episode
Darum geht’s:
Morty ist wütend: Ricks neue geniale Erfindung bestand in einem Fass voll falscher Säure, mit dem sie ihren Tod vortäuschen können. Als der Plan nicht wirklich aufgeht, hat Morty genug und stellt Rick wegen dessen albernen Ideen zur Rede. Gleichzeitig konfrontiert er Rick mit der Tatsache, dass Morty selbst kaum was zu melden hat und er keinen Freiraum für eigene Ideen hat. Nach genug Provokation setzt Rick eine von Mortys Ideen um: eine Fernbedingung, mit der man einen Speicherpunkt setzen und zu diesem per Knopfdruck zurückkehren kann – wie in einem Videospiel. Sogleich macht sich Morty mit seinem neuen Spielzeug auf und betreibt zahlreichen Schabernack.
Doch wie lange wird der Spaß andauern?
Bedeutung:
Die Säurefass-Episode bringt den Konflikt zwischen Rick und seinem pubertierenden Enkel auf die Höhe. Morty kritisiert die Einfälle seines Großvaters und fordert immer mehr Autonomität ein. Daher ist es auch nicht überraschend, dass sich der Großteil der Episode auf Morty und seinen zeitreisenden Freifahrtschein konzentriert. Was folgt, sind zahlreiche Montagen, wie Morty seine Fähigkeiten für herrlich belanglose, aber auch leichtsinnige, gefährliche und sogar unmoralische Tätigkeiten missbraucht. Doch gleichzeitig bietet die Morty-Handlung eine erstaunlich emotionale Szene, die komplett wortlos und nur mit der passenden Musikuntermalung präsentiert wird. Ein erstaunlich cleverer Umgang mit der existenziellen Frage in dieser Episode.
Die Folge zeigt, wie es ist, komplett ohne Konsequenzen zu leben: einfach, doch ebenso leer. Zudem kommt man mit sehr fragwürdigen Taten und Entscheidungen davon. Zwar zeigt sich hier eine sehr düstere und auch sehr kleinliche Seite von Rick. Aber auch Morty demonstriert, dass er doch nicht viel anders als sein unverantwortlicher Großvater ist, der lieber den einfachen Weg geht.
Doch die wahrscheinlich wichtigste Botschaft wird wohl sein: Ganz gleich, was man dir einredet, es gibt IMMER Konsequenzen!
Fazit: Folge 8 ‘Die Säurefass-Episode’
Die Säurefass-Episode, ist eine clever durchdachte und gleichzeitig bitterböse Episode, die philosophische Fragen behandelt und zudem die Dynamik des Helden-Duos auf drastische Weise weiterentwickelt.
Originaltitel: Childrick of Mort
Darum geht’s:
Eigentlich sollte es ein ganz gewöhnlicher Campingausflug werden. Das hat zumindest Jerry gehofft. Da bekommt Rick plötzlich einen Anruf von Gaia, einem lebenden Planeten, die ihm mitteilt, dass sie mit seinen Kindern schwanger ist. Auf Beths Bedrängnis hin, fliegt Rick zu dem Planeten, der gerade haufenweise ihrer Kinder geboren hat. Mit Hilfe von Beth baut Rick eine automatisierte Zivilisation auf, die den Kindern ihre jeweiligen Tätigkeiten zuweist, während die „Unproduktiven“ aus der neuen Stadt geworfen werden.
Während all dem möchte Jerry trotzdem mit seinem Kindern campen, die nicht begeistert sind. Vor allem nach dem Summer ihre Verachtung ausdrückt, wars das mit dem Camping Trip. Der sichtbar bedrückte Jerry nimmt eine Auszeit und trifft schon bald auf die „Unproduktiven“. Diese sehen in ihm einen Stammesführer und blühen unter seiner Leitung auf. Und schon bald sehen sie mit Verachtung auf die Stadt, die sie ausgestoßen hat…
Bedeutung:
Kinder machen ist nicht schwer, Kinder haben aber sehr, vor allem, wenn es ein ganzer Planet voller Kinder ist. Für Rick ist das kein Problem, der mit Hilfe von Beth sogleich den einfachsten Weg nimmt, indem er den Prozess automatisiert und eine gelungene Dystopie-Parodie erschafft: Die neugeborenen Gaianer werden im Fließband-Stil ihren Rollen im Leben zugewiesen. Obwohl die Stadt in enormer Geschwindigkeit wächst, ist klar, dass sich Rick nicht um seine Kinder schert. Für ihn sind sie nur ein Problem, dass er auf Drängen hin beheben muss. Die einzige familiäre Bindung, die er verstärkt, ist die zu seiner Tochter Beth, die sogleich in ihr altes Verhaltensmuster verfällt. Sofort ist sie wieder das Mädchen, dass sich nach der Anerkennung ihres Vaters sehnt. Doch mit den kommenden Ereignissen wird die folgende Frage immer wichtiger: Kann Rick sein Ego dem Wohlergehen seiner Kinder unterordnen oder geht er lieber wieder seinem Gottkomplex nach?
Eine interessante Entwicklung erlebt hingegen Jerry. Der „Versager“ der Familie, der mit dem Campingausflug seinen Wert beweisen wollte, findet in den „Unproduktiven“ Gleichgesinnte. Es ist faszinierend Jerry als Führungsperson zu sehen, der den Gaianern die nötige Aufmerksamkeit gibt, dabei jedoch dauerhaft im Campingmodus bleiben will. Nur hier fühlt er sich besonders. Jetzt fragt sich nur, welche Erziehungsmethode die bessere ist: Ricks und Beths hochentwickeltes, aber kaltes und unpersönliches Vorgehen oder Jerrys persönliche, aber anspruchslose Herangehensweise. Vor allem der Kontrast zu Rick wird hier wieder deutlich: Jerry ist zwar mittelmäßig, doch bei ihm muss Beth nichts beweisen.
Doch machen wir uns nichts vor. Sie sind alle schlechte Eltern. Denn während diese ihre Komplexe ausleben, versuchen ihre eigenen Kinder den Weg durch die Wildnis zu finden, die ohne die richtige Führung aufgeschmissen sind.
Fazit: Folge 9 ‘Urgeknallt’
Urgeknallt behandelt auf herrlich abgedrehte Weise die Tücken der Erziehung auf globaler Ebene, gepaart mit Dystopie-Humor und einer anständigen Portion an Familiendrama.
Originaltitel: Star Mort Rickturn of the Jerri
Darum geht’s:
Endlich erfahren wir es: Beth wurde tatsächlich geklont. Offenbar ist die richtige Beth ins All aufgebrochen und bekämpft die neue galaktische Föderation. Doch ihre Identität ist nicht ganz so klar wie ursprünglich gedacht: Bei einer Untersuchung entdeckt sie eine Apparatur in ihrem Nacken. Diese war für den Klon bestimmt, um ihn auszuschalten. Um die Wahrheit zu erfahren, möchte sie Rick konfrontieren – oder ihn töten. Zwar versichert Rick ihr, dass sie die richtige Beth sei, doch später behauptet er das gleiche von der anderen Beth. Nun wollen beide Beths Rick an die Kehle.
Welche ist denn nun die echte Beth?
Doch sie haben nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn die galaktische Föderation hat ihren Planetenzerstörer bereit gemacht und ihr Ziel ist die Erde…
Bewertung:
Der Konflikt, der Rick die ganze Staffel über antreibt, erreicht in der finalen Episode seinen Höhepunkt.
Mit der Auflösung, dass es eine Klon-Beth gibt, wird neu aufgegriffen, wo Ricks Werte liegen: Wen liebt Rick mehr? Liebt Rick überhaupt eine von ihnen? Spielt das eine Rolle? Das Rick sich weigert, selbst in so einer angespannten Situation Stellung zu beziehen und Verantwortung zu übernehmen, ist ausschlaggebend für seine ganze Philosophie: Unendliche Realitäten bedeutet, dass nichts mehr eine Bedeutung hat. Der Unterschied ist jedoch, dass seine Familie nicht mehr seinen Nihilismus teilt und sie stattdessen ihre eigene Identität finden wollen.
Die Existenz von Weltraum-Beth hat gezeigt, dass sie zu allem fähig ist: Zur Aufrechterhaltung einer Familie als auch zur Anführung einer intergalaktischen Rebellion. Und obwohl Weltraum-Beth ein jüngeres Gegenstück zu ihrem Vater ist, ist sie willig, für ihre Überzeugungen zu kämpfen. Ein klarer Kontrast zu dem vernachlässigendem Rick. Ebenso gilt die neue Unabhängigkeit für ihre Familie. Seien es Morty und Summer als kompetentes Geschwisterteam oder auch Jerry, der sich seinen Platz in der Familie gesichert hat. Sie haben Rick durchschaut und brauchen ihn nicht mehr, um jemand zu sein.
Der Mythos Rick ist damit dekonstruiert. Die Illusion des allmächtigen Halbgottes ist gebrochen und wir alle sehen Rick für das was er wirklich ist: keine Identifikationsfigur, kein weiser Philosoph. Nur ein trauriger alter Mann, dessen konsequenzlose Lebensweise sein Leben miserabel gemacht hat.
Nicht einmal die neue galaktische Föderation hat noch Interesse an Rick. Dieser ist einfach nur… durchschaubar geworden.
Fazit: Folge 10 ‘Vater-Klon-Konflikt’
Vater-Klon-Konflikt schließt die vierte Staffel auf eine epische und intensive Weise ab, die das künftige Storypotenzial von Rick und Morty auf unberechenbare Weise vorantreiben wird.
Artikel vom 5. Januar 2021
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