4.3/10

Kritik: A Quiet Place: Tag Eins

DIE RÜCKKEHR DER KIFFERKOMÖDIE?

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Genres: Action, Horror, Startdatum: 27.06.2024

Interessante Fakten für…

  • Patsy’s Pizzeria in Harlem ist ein realer Ort und gilt als Geburtsort der New Yorker Pizza
  • Das gibt es selten: Aufgrund des Streiks der Schauspieler:innengewerkschaft SAG-AFTRA wurde der US-amerikansche Kinostart verschoben. Der Film startete letztlich einen Tag nach dem deutschen Kinostart.

Wer zu viel erwartet, wird enttäuscht. “Tag Eins” funktioniert weder als Prequel noch als Katastrophenfilm, gibt der Reihe nichts und langweilt.

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#Kinogänger #Klassiker #Trashfan

Darum geht’s

Der Tagesausflug in die Stadt wird für Sam (Lupita Nyong’o) und die anderen Hospiz-Patienten zum Desaster. In New York City bricht Chaos aus, denn unbekannte Invasoren attackieren die Stadt und töten scheinbar wahllos. Sam stellt fest, dass das kleinste Geräusch die Aliens anzieht, für das Überleben gilt es also, still zu sein. Unterwegs schließt sich ihr Eric (Joseph Quinn) an und die beiden versuchen, dem Chaos zu entkommen.

Altes Rezept

Der Hype ist vorbei, A Quiet Place muss liefern. Nachdem in einem mehr als soliden zweiten Teil die Geschichte um geräuschsensitive Aliens fortgesetzt wurde, stellt sich mit dem dritten Film nun die entscheidende Sinnfrage: Warum nochmal? Der Vorgänger servierte die Vorlage auf dem Silbertablett, zum Ende von “Part II” entdeckte Heldin Regan die Achillesferse der Monster und entfachte die Hoffnung auf eine Rückeroberung der Welt. Doch verweigert sich der neue Film dankenswerter Weise dem simplen Weiterspinnen der Geschichte.

Tag Eins wechselt den Ort des Geschehens und dreht die Uhr zurück zur Stunde Null, dem ersten Eintreffen der Aliens auf dem Planeten Erde. Moment, gab es “Tag Eins” nicht bereits zu sehen? Das ist kalter Kaffee und wenig schmackhaft noch dazu. Bereits der Vorgänger warf einen Blick auf “Day One”. In einer atemberaubenden Sequenz eröffnete A Quiet Place: Part II mit dem ersten, chaotischen Aufeinandertreffen von Mensch und Monster. Die Rückblende war kurz und doch nachhaltig. Der nun vorgelegte Rückblick in Filmlänge ist eine Wiederholung, die viel verspricht aber wenig hält und der Reihe kaum substantiellen Input hinzufügt.

Motivationen?

Der Wechsel von Hauptfiguren in einem Franchise fällt immer schwer, gerade in Horrorfilmen, in denen das Publikum mit den Figuren durch tiefste Tiefen wandern. Doch auch nach anfänglichem Fremdeln wird man mit den neuen Figuren von A Quiet Place einfach nicht warm. Sam, einsilbig-coole Hospiz-Patientin mit vermutlich gescheiterter Poetry Slam-Karriere, daneben Eric, planlos stolperndes Rich Kid. Die Figuren sind langweilig und eindimensional. Ein Blick hinter die Fassade gelingt nicht, egal, wie das Skript versucht, sie mit Leben zu füllen. In einem Katastrophenfilm sind sie gänzlich fehl am Platz, denn jegliche Motivation, die den Film voranbringen könnte, fehlt ihnen. Sie haben nichts, was sie zur Handlung zwingt, keine Familie, kein Ziel, keinen Plan. Sie lassen sich durch das Drehbuch treiben und die Zuschauer:innen sind die Leidtragenden.

Dabei müssen nicht mal Filme wie The Day After Tomorrow (Vater sucht Sohn) oder Children of Men (Gruppe sucht Geburtsklinik) zum Vergleich herhalten. A Quiet Place selbst formulierte in den bisherigen Filmen stets eine kleine, doch ausreichende Motivation für die Figuren: die Familie zusammenhalten, einen “Save Haven” finden und verteidigen, eine Waffe gegen die Aliens finden. Sam und Eric werden mit der Katastrophe konfrontiert und sehen sich zwei Möglichkeiten gegenüber: Verbarrikadieren oder die Stadt verlassen. Doch wer denkt, der Film würde sich mit derart konventionellen Handlungsmustern abgeben, hat nicht mit der Cleverness des Drehbuchautors gerechnet…

Lieber nicht nachdenken

Um die doch etwas dünne Geschichte zu kaschieren, wirft der Film einige dramatische Charakterattribute in die Waagschale. Die krebskranke Sam wird als Zynikerin gezeichnet, die vom Rest ihres Lebens wenig erwartet. Immer wieder formuliert sie den Wunsch, immerhin noch ein letztes Mal eine Pizza zu essen, selbst wenn die Welt unterginge. Als die Reise zur Pizzeria tatsächlich zum Handlungsfaden verkommt, ist es bereits zu spät, um den Film zu retten. A Quiet Place: Tag Eins ist entgültig zur banalen Kifferkomödie verkommen, Harold & Kumar lassen grüßen. Kurz flammt eine freudige Erinnerung an Zombieland auf, an Woody Harrelson und seine apokalyptische Suche nach Twinkies. Doch Zombieland ist eine Komödie und unterhaltsam. A Quiet Place: Tag Eins ist keins von beiden.

Logik hat in der Geschichte nur wenig Platz und wer gar nicht erst darüber nachdenkt, ist besser dran. Die laut-leise-Dynamik der Vorgänger war zentraler Bestandteil und machten die Filme zu besonderen Erlebnissen. Die Figuren mussten lernen, in vollkommener Stille zu leben. In New York City scheint das System nicht koheränt. Mit dem Szenenwechsel in den Big Apple sabotiert sich der Film selbst, denn er muss das Unmögliche glaubhaft machen – eine stille Großstadt. Manhattan wäre, einen Tag nach der Katastrophe, nicht so still wie es das Drehbuch benötigt. Heulende Alarmanlagen, einstürzende Gebäude, umherwehender Müll, von all dem erzählt der Film nicht. Von den 1,5 Millionen Einwohnern Manhattans ebenfalls nicht. Sam und Eric dürfen ungestört durch menschenleere Straßen und wenig beeindruckende Set Pieces eiern, immer der Nase nach – einmal quer durch die Stadt zur ersehnten Pizza.

Fazit

4.3/10
Schwach
Community-Rating:
Handlung 2.5/10
Spannung 4.5/10
Action 7/10
Emotionen 2.5/10
Atmosphäre 5/10
Details:
Regisseur: Michael Sarnoski,
FSK: 16 Filmlänge: 99 Min.
Besetzung: Alex Wolff, Djimon Hounsou, Joseph Quinn, Lupita Nyong'o,

Der Zauber der Reihe verpufft ordentlich, denn der Film wählt vollkommen uninspirierte Figuren, die kein Ziel haben. Alles was an der Reihe interessant war, wird nicht nur verfehlt, sondern scheinbar wissentlich ignoriert. Doch bleibt eventuell eine wertvolle Erkenntnis aus diesem Aussetzer: Das, was die Filme ursprünglich so sehenswert machte, waren nicht die Aliens. Es war die Familie Abbott und ihr emotionales Band, welches dem Plots stets Halt und Motivation gab. Das bereits angekündigte, zum Hauptstrang zurückkehrende Sequel täte also gut daran, bei seinen Leisten zu bleiben.

Artikel vom 16. Juli 2024

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