Kritik: Ant-Man and the Wasp
KLEINE HELDEN AUF GROSSER MISSION
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Nachdem Scott Lang aka Ant-Man (Paul Rudd) in Civil War auf der Seite Captain Americas kämpfte, sitzt er nun im gerichtlich angeordneten Hausarrest. Ein paar Tage vor dem Ende des Arrests empfängt er Erinnerungen von Hank Pyms Frau Janet Van Dyne (Michelle Pfeiffer), die im subatomaren Raum festsitzt. Er ruft Pym (Michael Douglas) deswegen an und wird kurzerhand von ihm und seiner Tochter Hope aka Wasp (Evangeline Lilly) entführt. Diese haben nämlich die Theorie, dass Lang eine Verbindung mit Janet aufgebaut hat, als er selbst im subatomaren Raum war und wieder herausgekommen ist. Daraufhin wollen sie einen Neuversuch starten, um Janet zu befreien.
Doch die Schwierigkeiten wachsen, als eine Gestalt namens Ghost (Hannah John-Kamen) hinter Pyms Labor her ist. Kein Hindernis kann sie aufhalten…
Es ist drei Jahre her seitdem das MCU bewies, dass man selbst aus der verrücktesten Idee etwas Großes herausholen kann – selbst wenn der Hauptcharakter klitzeklein ist. Ant-Man, der erste Film über den schrumpfenden Superhelden war kreativ, visuell einfallsreich und saukomisch. Und gerade nach dem bitterbösen Ende von Infinity War ist eine lockere Seite des MCU umso willkommener (obwohl die Filmhandlung vor Infinity War spielt). Zugleich ist Ant-Man and the Wasp eine Erklärung dafür, wieso Lang nicht da war, um Thanos von Innen den Schädel zu sprengen.
Und wo wir schon bei Humor sind…
Wie zu erwarten ist Humor der dominante Ton des Films. Hier wird erneut alles rausgeholt, was man aus dem Schrumpf- und Größenverhältnisszenario rausholen kann. Seien es nun dressierte Riesenameisen oder ein Labor in Koffergröße, hier beweist Ant-Man and the Wasp eine gehörige Portion Kreativität. Wie schon in Thor: Ragnarok sorgen vor allem das absurde Setting als auch die umgedrehten Superhelden-Tropes für kurzweilige Unterhaltung.
Nicht weniger komisch sind die Dialoge zwischen den abgedrehten Charakteren. Das gilt ganz besonders für den sympathischen Trottel Lang, der erneut mit der schwierigen Pym-Familie ein Team bilden muss. Ein besonderen Anteil der humoristischen Note des Films geht auf den Nebencast zurück, denn genauso wie im letzten Teil dominiert Langs Kollege Luis (Michael Peña) die Szenerie mit seiner überdrehten Art und seinen ausschweifenden Geschichten (#wahrheitsserum). Ein überraschender Comedy-Zuwachs ergibt sich außerdem mit Jimmy Woo (Randall Park). Der für Lang zuständige FBI-Agent beweist sich schon früh als herrlich inkompetente und leicht zu beeindruckende Bereicherung der Besetzung, die ein willkommener Kontrast zu den sonst als bierernst porträtierten Behördenangestellten ist.
Die Handlung war noch nie die Stärke von Ant-Man und ist es hier genauso wenig. Das Setting wird komplexer eingeführt als es eigentlich ist. Viel mehr als die Jagd nach einem oder mehreren MacGuffins kann Ant-Man and the Wasp wenig auffahren. Was ebenfalls auffällt ist ein erstaunlich schwach ausfallender Konflikt. Während Ghost durchgehend als sympathische und tragische Antagonistin durchgeht, fühlt sich der Konflikt ziemlich konstruiert an. Fast so als ob er einfach hätte vermieden werden können. Es scheint sogar so, als sei dieses Manko den Drehbuchautoren selbst aufgefallen, weshalb sie mit dem Schwarzmarkt-Dealer Sonny Burch (Walton Goggins) und seinen Männern eine zweite Bedrohung einführen – womit sie jedoch kläglich scheitern. Burch und seine Schergen sind in die Story hineingequetscht. Fast so, als ob man lediglich ein paar weitere Action-Szenen rechtfertigen wollte. Es wäre um einiges besser gewesen, wären diese stärker mit dem eigentlichen Konflikt der Story verknüpft.
Und dennoch sind Burchs Action-Szenen die besten im Film. Wie schon beim Humor wurde hier an nichts gespart, den die Auseinandersetzung auf verschiedenen Größenebenen sind deutlich bombastischer, als man es von Helden mit Schrumpfkräften anfangs erwarten würde. Es ist schon erstaunlich, welche Gegenstände bei der richtigen Größe plötzlich gefährlich werden können. Ein großes Highlight ist hierbei die irre Verfolgungsszene durch die Straßen San Franciscos, die stark an das kultige Finale von Is’ was Doc? angelehnt ist. Hier holt Regisseur Peyton Reed und seine Crew alles raus: Spannung, Humor und zahlreiche verblüffende Größenwechsel.
Seien wir ehrlich. Die Geschichte von einem schrumpfenden Superhelden-Team, das mit Ameisen spricht, ist kein Szenario, das man übermäßig ernst nehmen sollte. Dennoch versuchen die Schreiber gerade das vehement zu tun, indem sie verzweifelt wissenschaftlich Erklärungen liefern. Doch gerade diese plumpen Rechtfertigungen funktionieren nicht und ziehen die Handlung ins Lächerliche. Besonders absurd wird es, wenn der Film alles mit dem fancy Buzzword “Quantum” zu rechtfertigen sucht. Oh lalala, Quantum ist die neue Zauberei.
Das Tragische an diesem Vorgehen ist, dass die Wissenschaft als Vorwand genutzt wird, um die Handlung zusammenhängend zu halten. Mein Tipp für den Kinobesuch: Nicht lange nachdenken! Einfach genießen!
Ant-Man and the Wasp ist genau das, was der Film sein will: die leichte und witzige Seite des MCU. Da zudem auf die Kritik am letzten Teil reagiert wurde, ist Teil 2 der Reihe deutlich erfrischender. Kreative und humoristische Einfälle sind hier klar das Highlight. Da kann man auch über die unfokussierte Handlung, den konstruierten Konflikt und die wissenschaftlichen Pseudoerklärungen hinwegsehen. Ant-Man and the Wasp ist nochmal ein ruhiges Aufatmen, bevor das MCU sein großes Finale beschreitet.
Artikel vom 27. Juli 2018
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