8.1/10

Kritik: Barbie

PINK VS. PATRIARCHAT?

▶ Jetzt direkt streamen auf:

[jw_add_widget-sc]

Genres: Abenteuer, Komödie, Musical, Startdatum: 20.07.2023

Interessante Fakten für…

  • Ryan Gosling sagte, er habe die Rolle des Ken angenommen, nachdem er die Ken-Puppe seiner Tochter mit dem Gesicht nach unten im Schlamm neben einer zerquetschten Zitrone liegen sah. Dann machte er ein Foto von der Puppe und der Zitrone und schickte es an Greta Gerwig mit den Worten: “Ich werde dein Ken sein, seine Geschichte muss erzählt werden.”
  • Margot Robbie hatte einen Wunsch an Regisseurin Greta Gerwig: Sie wollte eine Rutsche für Barbies Haus, die von ihrem Schlafzimmer zu ihrem Swimmingpool führt.
  • Die im Film verwendete Schriftart basiert auf der Schriftart, die von 1975 bis 1991 für alle Barbie-Puppen, -Produkte und -Waren verwendet wurde. Das Barbie-Logo wird normalerweise für jede Generation neu gestaltet.

Seitdem er 2022 das erste Mal angekündigt wurde, wartete die Welt gespannt auf den „Barbie“ Film. Gemeinsam wollen der Star Cast, Greta Gerwig im Regiesessel und das Erbe der Spielzeugfirma Mattel die Puppe zum Leben erwecken. Wie ist ihnen das gelungen?

Avatar-Foto
#Marvelgeek #Genießerin #Trash

Darum geht’s

Barbie (Margot Robbie) lebt ihr bestes Leben in Barbieland. Dort unternimmt sie jeden Tag etwas mit ihren Barbie-Freundinnen (Emma Mackey, Sharon Rooney, Issa Rae uvm.) während die Kens (Ryan Gosling, Simu Liu, Ncuti Gatwa uvm.) (und Alan (Michael Cera)) um ihre Aufmerksamkeit ringen. Am Abend dann Party und schließlich Girls Night… Jede Nacht ist Girls Night – sehr zum Verdruss von Ken (Ryan Gosling).

Aus dem Nichts befällt Barbie der Gedanke an den Tod. Plötzlich ist alles anders. Sie läuft auf flachen Füßen, die Dusche ist kalt, ihr Toast verbrannt, sie kann nicht mehr fliegen… ihr Leben ist nicht mehr perfekt.

Kurzum fragt sie weird Barbie (Kate McKinnon) um Rat. Das Resultat: Die Person, die mit ihr spielt, hat wohl eben diese negativen Gedanken und sie übertragen sich auf Barbie. Barbie muss in die echte Welt und ihre Besitzerin finden. Dabei kann Ken natürlich nicht anders, als ihr treu zur Seite zu stehen.

Mit Barbie hat Mattel eindeutig einen teuren Marketing Stunt gewagt, der sich auszahlt. Barbie ist kein einfaches Spielzeug mehr, Barbie ist ein popkulturelles Phänomen. In pink gekleidet reihen sich für die Previews Leute vor den Kinokassen, in Google glitzert der Bildschirm, wenn du nach dem Film suchst und Barbie Merch überflutet die Läden – Barbie Puppen aus dem Film, Mode-Kollektionen, Süßigkeiten und und und. Da merkt man erstmal, wer bei diesem Franchise als wahrer Gewinner herausgeht.

Natürlich war das ein Resultat einiger richtiger Entscheidungen, die mitunter von Mattels CEO Ynon Kreiz getroffen wurden, der selbst im Film Platz findet und von Will Ferrell grandios gespielt und parodiert wird. So geht Selbstironie!

Solange es glitzert

Mit Barbieland offenbart sich uns eine Spielzeugwelt, die ganz an kindlicher Spiel-Logik orientiert: Puppen müssen nicht essen, sie müssen nur so tun, als ob und Treppen braucht man nicht, man kann die Puppe doch einfach nehmen und ins Auto setzen. Hier ist so viel Liebe zum Detail reingeflossen, daran möchte sich das Auge lange nicht sattsehen. Ergänzt man nun noch die wunderschönen Outfits und die kreativ eingesetzten (Glitzer-)Effekte, ist der Barbie-Traum in pink perfekt.

Dabei fällt allgemein auf, dass mit der Spielzeugfirma eng zusammengearbeitet wurde. Sowohl bekannte und als auch unbekannte Barbiepuppen, wie beispielsweise der einzige nicht-Ken Alan, bevölkern die Welt und schaffen ein vielseitiges und aus der weitreichenden Geschichte der Plastik-Puppe entstandenes Bild von Barbieland. Der Cast ist dabei selbst eine spannende Mischung aus gestandenen Film-Stars und neueren Serien Gesichtern, wie die Sex Education Schauspieler:innen Emma Mackey, Ncuti Gatwa oder Connor Swindells.

Not just Ken!

Eben dieser vielseitige Cast liefert auf ganzer Linie ab. Nicht nur das, sondern er setzt noch eine gehörige Schippe drauf! Dass Margot Robbie und Ryan Gosling in ihren Rollen glänzen, war spätestens nach dem ersten Trailer klar. Doch sie alle, allen voran Gosling, spielen ihre Rollen so drüber, dass es nicht mehr cringe ist, sondern einfach nur lustig. Gleichzeitig findet sich hier sehr viel Metahumor mit einigen Easter Eggs, der jedes Mal sitzt.

Durch das Spiel, die Effekte und die Absurdität dieser Welt und Handlung ergeben sich einige urkomsiche Momente. Besonders hervorzuheben sind die Gesangseinlagen von Gosling-Ken. Doch der Soundtrack bringt nicht nur zum Lachen, sondern macht insgesamt einfach Spaß, sodass ich das Album seit Tagen auf Dauerschleife höre.

Probleme + Glitzer = noch immer Probleme

Doch nicht alles in Barbie spielt sich nur in Barbieland ab. Nach Barbies Reise in die Realität eröffnet sich eine Welt, in der nicht mehr nur Frauen arbeiten, nein sogar erschreckend wenige Frauen wichtige Berufe ausführen. Doch das Schlimmste: sie ist kein positives Bild einer Frau mehr, vielmehr ist sie das Symbol eines kaputten Schönheitsideals. Der Bruch zwischen den beiden Welten war nicht so raffiniert, wie ich mir das gewünscht hätte. Das Aufeinanderprallen der Welten schaffte ein merkwürdiges Mittelding aus Metapher und Realität, was mich zeitweise aus der Atmosphäre des Films herausgeworfen hat. Außerdem hat sich im Laufe der Handlung die Angst eingeschlichen, dass sie zu positiv mit der Materie Sexismus und Patriarchat herausgehen. Eine Portion Glitzer auf ein gesellschaftskritisches Thema zu werfen, das Generationen prägt, unter dem die Hälfte der weltweiten Bevölkerung leidet, reicht nicht. Nichtsdestotrotz werden die Themen angesprochen und mithilfe von Humor mehr in den Mainstream gerückt. Am Ende hat sich diese Angst nicht bewahrheitet. Man geht zwar mit einem guten Gefühl aus dem Kinosaal, aber dennoch spürt man den Hauch eines bitteren Nachgeschmacks.

Nicht jeder Film muss den Anspruch erfüllen, Denkanstöße oder gar Lösungsvorschläge zu präsentieren, manchmal reicht es auch einfach den Leuten den Status Quo aufzuzeigen. Und wenn man schon dabei ist, kann man das Ganze in ein hübsches Outfit stecken – Ein bisschen Pink und Glitzer hat noch niemandem geschadet.

Fazit

8.1/10
Stark
Community-Rating: (3 Votes)
Handlung 7/10
Schauspiel 9/10
Visuelle Effekte 8.5/10
Soundtrack 9/10
Tiefgang 7/10
Details:
Regisseur: Greta Gerwig,
FSK: 6 Filmlänge: 114 Min.
Besetzung: Emma Mackey, Margot Robbie, Ryan Gosling, Simu Liu, Will Ferrell,

Zwar ist die Handlung von Barbie nichts weltbewegendes und es erwartet einen auch kein tiefgründiger Film, der Themen wie Patriarchat oder Sexismus weiterdenkt, aber eines muss man ihm lassen: Er ist perfekte Unterhaltung. Von kreativen visuellen Effekten, über Overacting vom Feinsten bis hin zu aberwitzigen Gesangseinlagen hat der Film alles, was man für ein abwechslungsreiches und entspannt unterhaltsames Kinoerlebnis braucht.

Artikel vom 22. Juli 2023

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4001Reviews.de (V4) – Seit 2015