Kritik: Baywatch
SELBST ALS PARODIE NICHT GANZ FREI VON PEINLICHKEIT
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SELBST ALS PARODIE NICHT GANZ FREI VON PEINLICHKEIT
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Rettungsschwimmer Mitch Buchannon (Dwayne Johnson) nimmt seinen Job etwas zu ernst. Menschen vor Sonnenbrand oder dem Ertrinken zu schützen reicht ihm nicht, Mitch geht lieber auf Ganovenjagd. An seinem schönen Westküsten-Strand werden nämlich urplötzlich Drogenpäckchen und Leichen angeschwemmt. Alle Spuren führen zur schönen Clubbesitzerin Victoria Leeds (Priyanka Chopra) – nutzt sie ihr Business als Fassade für Drogenschmuggel?
Doch nicht nur das: Mitch sieht sich gezwungen, den in Ungnade gefallenen Olympia-Schwimmer Matt Brody (Zac Efron) in seine Crew aufzunehmen, der sich nur aus PR-Gründen als Rettungsschwimmer präsentieren möchte. Für den idealistischen Mitch ist das ein fettes Problem. Entwickelt sich aus der Feindschaft eventuell doch eine Bromance?
Der charismatische Dwayne Johnson lässt sich praktisch mit jedem anderen Schauspieler kombinieren. Das Johnson/Efron-Duo aus Baywatch funktioniert dementsprechend genauso gut wie das Johnson/Statham-Duo aus Fast and Furious 8. Und wieder stellt sich die Frage, ob Johnson überhaupt schauspielert, oder einfach nur er selbst ist (Besten Filme mit Dwayne Johnson). Dennoch sind die Sticheleien zwischen den beiden Hauptdarstellern sehr unterhaltsam.
Zac Efron ist seit High School Musical kaum wieder zu erkennen – für seine Rolle musste er sichtlich viele Gewichte stemmen, um gegen „The Rock“ nicht peinlich dürr auszusehen. Doch Test bestanden: Physisch macht Efron einen beeindruckenden Auftritt. Blöd nur, dass Efron die HSM-Vergleiche sogar als Charakter im Film ertragen muss.
Das männliche Publikum muss natürlich auch bedient werden. Der weibliche Part der Rettungsschwimmer-Crew zeigt sich mit Summer Quinn (Alexandra Daddario), Stephanie Holden (Ilfenesh Hadera) und C.J. (Kelly Rohrbach) von seiner erotischsten Seite. Zum Glück werden die kurzen Badeanzüge und käsigen Zeitlupen-Aufnahmen mit genug Selbstwitz aufgegriffen, um nicht in die komplette Peinlichkeit abzurutschen.
Diese Selbstironie zieht sich durch den kompletten Film. Damit hat Regisseur Seth Gordon den richtigen Weg eingeschlagen, denn mehr als ein naiv-lustiger Trash-Streifen wäre in diesem Material auch nicht drin gewesen.
Nicht jeder Gag zündet. Neben typischen „Mein Schwanz steckt fest“- und „Er hat in den Pool gekotzt“-Witzen, finden sich jedoch auch eine Hand voll echter Lacher. Der nerdige Sidekick Ronnie (Jon Bass), der nur Rettungsschwimmer werden will, um bei der hübschen C.J. zu landen, zieht die besten Gags an Land.
Das „Parodie-Reboot” ist kein neues Kino-Phänomen. Die beiden 21 Jump Street-Filme haben es vorgemacht und es ist offensichtlich, dass sich Baywatch an diesem Vorbild orientiert. Allerdings erreicht der Film nie ganz dessen Qualitäten.
Während des Films vergisst man hin und wieder, dass es tatsächlich eine Geschichte gibt. Die wird, je nach Bedarf, aus- und angeschaltet. Im großen und ganzen muss die Story aber dem breit angelegten Gag-Feuerwerk weichen.
Der Kriminalfall um Mord und Drogenschmuggel ist belanglos – Handlung aus der Konservendose. Doch etwas anderes kann auch wirklich niemand von Baywatch erwarten. Umso unterhaltsamer sind das völlig absurde Finale und die darauf folgenden Outtakes. Wann haben wir das letzte Mal Outtakes in einem Film gesehen, in den 90ern?
Natürlich gibt es noch zwei obligatorische und vollkommen überraschungsarme Kameos, die sogar im Vorspann angekündigt werden. Ach komm, ich verrate sie einfach: David Hasselhoff und Pamela Anderson schleichen sich für ein paar Sekunden in den Film. Was für ein Spoiler.
Natürlich kann ein Baywatch-Reboot im 21. Jahrhundert nicht mehr ernst genommen werden. Darum präsentiert sich der Film als Parodie, die mit coolen Sprüchen, Kaka-Witzen und viel nackter Haut als „Sommerkomödie“ durchgehen möchte. Doch bevor Baywatch ins Wasser fällt, kommt The Rock und rettet das Spektakel – natürlich in Zeitlupe.
Artikel vom 22. Mai 2017
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