Kritik: Fast and Furious 8
Mad Max: Fury Road on ice
Jetzt direkt streamen auf:
Mad Max: Fury Road on ice
Jetzt direkt streamen auf:
Dominic Toretto (Vin Diesel) und Letty (Michelle Rodriguez) verbringen einen gemütlichen Urlaub mit illegalen Straßenrennen in Kuba, bis sich die hübsche Cyber-Terroristin namens „Cypher“ (Charlize Theron) unerwünscht dazu mischt. Nicht nur spannt sie ihn aus: Sie lockt Dom mit einem mysteriösen Druckmittel, weswegen er sich sogar gegen seine eigene Familie stellt.
Doch die Familie wächst: Schwerverbrecher Deckard Shaw (Jason Statham) wird von Geheimdienst-Boss Mr. Nobody (Kurt Russell) dazu gezwungen, mit Ex-Cop Hobbs (Dwayne Johnson) und der altbekannten Autocrew zusammenzuarbeiten, um Dom aus den Klauen von Cypher zu befreien. Aber für was braucht Cypher den glatzköpfigen Raser überhaupt?
Wer sich nach einem Fast & Furious der alten Schule sehnt, der wird auch nicht mit diesem Film glücklich werden. Zwar zeigt die Eröffnungssequenz ein Straßenrennen in voller Länge, wie wir es seit Neues Modell: Originalteile nicht mehr gesehen haben, doch danach heißt es: Back to business.
„Wie können wir fallschirmspringende Autos an Absurdität überbieten?“
„Wie wäre es mit Zombie-Autos?“
„Eine ganze Stadt voller ferngelenkter Zombie-Autos?“
„Ja.“
„Genial, nehmen wir.“
Tipp: Hirn aus und Spaß haben. Denn die Stunts sind auch dieses Mal wieder dermaßen over-the-top ausgefallen, dass jeder Gedanke an physikalische Gesetze wehtut. Doch das ändert nichts an der unglaublichen Energie der Action-Szenen, die uns gnadenlos in den Kinositz pressen und das Adrenalin befreien.
Ganz ohne Shaky-Cam kommt die Inszenierung des neuen Regisseur F. Gary Gray (Straight Outta Compton) dabei nicht aus. Trotzdem behält die Kamera immer den Fokus, sodass die Intensität der Action-Szenen nicht gestellt wirkt und alles schön übersichtlich bleibt.
Das große Finale wirkt dabei wie ein Negativ-Bild von Mad Max: Fury Road. Eine Kolonne von schwer bewaffneten Autos mit glatzköpfigen Fahrern verfolgt eine andere Kolonne von schwer bewaffneten Autos auf einer weiten (Eis-)Wüste. Und Charlize Theron ist auch dabei.
Diese überlange Action-Sequenz erreicht zwar nicht die ästhetische Erhabenheit von Frank Millers Meisterwerk, ist aber mindestens ebenso brachial. Fans von realitätsferner Action werden Tränen heulen. Denn spätestens zu diesem Zeitpunkt ist Fast & Furious 8 ein „Fantasy-Film mit Autos“.
Leider nervt Theron als Superschurkin „Cypher“ während des Showdowns mit zu vielen hinterlistigen Headset-Befehlen, die sie ihrer fahrenden Crew während der Schlacht erteilt. „Feuert dies ab“, „Hackt das“, „Tötet diesen…“, während sie verschmitzt grinst. Schade, dass ihre bis dahin sehr charismatische Rolle mit diesem abgetretenen Actionfilm-Klischee in Erinnerung bleiben muss.
Während der Vorgänger in erster Linie eine Aneinanderreihung von Set Piece über Set Piece war, hat man nun wenigstens versucht, Fast and Furious 8 eine Geschichte mit Kopf und Fuß zu geben. Natürlich ist diese komplett frei von Sinn und voll von Logiklöchern, doch immerhin geben ein schöner dramatischer Bogen und ein paar Twists der Action einen gelungenen Rahmen.
Über die Glaubwürdigkeit der Charaktere müssen wir überhaupt nicht sprechen. Meine Vermutung ist, dass sich die Macher dieser subtilen Selbstparodie bewusst sind. Jeder, der diesem Franchise also „unterentwickelte Charakterbeziehungen“ vorwerfen will, macht sich somit selbst zum Dummen, der den Gag nicht versteht. Denn wenn Erzfeinde, die in vorherigen Filmen versucht haben, die komplette Familie des Anderen auszulöschen, auf einmal gute Grill-Buddys werden, dann kann das nur beabsichtigter Trash sein.
Warum sollte man dieses Star-Aufgebot auch in ein Charakter-Korsett zwängen? Sie machen genau das, was wir von ihnen sehen wollen. Diesel redet pausenlos über Ehre und Familie, während er sein Gegenüber mit Kartoffel-Todesblick in den Boden starrt. Johnson und Statham batteln sich mit den besten One-Liner-Beleidigungen des Autorenteams. Auch der Dauer-Beef zwischen den „Charakteren“ von Tyrese Gibson und Neuzugang Scott Eastwood sorgt für einige Lacher. Alles passt.
Warum sollten wir nach acht Filmen noch Tuning sehen wollen, wenn wir stattdessen eine brachiale Schlacht zwischen Autos und Atom-U-Boot bestaunen können? Dieses naive Einfallsreichtum ist schon längst zum großen Gimmick der Serie geworden. Nur diese Kreativität beschützt Fast & Furious davor, die Karre nicht in den Dreck zu fahren.
Denn spätestens ab dem fünften Teil wechselte das Franchise die Richtung und orientierte sich mehr an Action-Reihen wie James Bond oder Mission Impossible. Mit weniger Hirn aber mehr Bombast-Action und einer besseren Hit-/Miss-Statistik unter den Fortsetzungen, macht das Fast & Furious-Franchise mittlerweile ordentlich Konkurrenz. Wenn nach so vielen Sequels die Filme eher dazu tendieren, besser zu werden, dann grenzt das an ein Film-Wunder.
Artikel vom 11. April 2017
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!