3.7/10

Kritik: Black Friday

DON’T OPEN: BAD INSIDE

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Genres: Horror, Komödie, Startdatum: 26.11.2021

Interessante Fakten für…

  • In den letzten beiden Drehtagen drehte das Team die Schlussszenen, die im Freien spielen. Sie hatten Glück mit dem Wetter, denn am nächsten Tag gab es einen Schneesturm, der ganz Massachusetts lahmlegte.

Es ist Black Friday und hunderte Unternehmen wollen unsere Aufmerksamkeit: Guck hier, komm her, schlag zu! Amazon versucht dies neben dem Shopping-Angebot auch in der hauseigenen Streamingbibliothek. Doch wie so häufig stellt sich das vermeintliche Super-Sonderangebot als absoluter Ramsch heraus.

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#Kinogänger #Klassiker #Trashfan

Darum geht’s

Die längste Shoppingnacht des Jahres steht an! Ken (Devon Sawa) ist gar nicht begeistert, denn für ihn und die anderen Angestellten im Spielzeugladen bedeutet der Black Friday puren Stress mit zickigen Kund:innen. Doch dieses Jahr wirkt die Lage düsterer als sonst und als die ersten Shopper:innen anfangen die Zähne zu fletschen, bemerkt die Crew: heute Nacht sind Zombies unterwegs!

Shoppende Zombies

Zombies sind nicht totzukriegen. Jedes Jahr erheben sie sich aus ihren Gräbern und machen sich auf zu den Filmsets des Planeten. Längst haben sie sich aus ihrem Horror-Milieu gelöst und wanken durch alle erdenklichen Stories. Es gibt kein Genre, welches noch keine Zombifizierung erlebt hat. Mit ihrer stumpfen Tollpatschigkeit sind sie natürlich auch hervorragendes Comedy-Material und einige erfolgreiche Zombie-Komödien schafften es genial, den Horror einer Untoten-Invasion glaubhaft zu schildern und gleichzeitig die lustige Absurdität der Situation zu nutzen. Black Friday möchte sich nun in diese Reihe hereinmogeln und setzt auf ein vermeintliches Erfolgskonzept: Zombies im Kaufhaus, Splatterhumor und Konsumkritik. Dabei bedient sich Regisseur Casey Tebo jedoch minderwertiger Zutaten und beweist ein schlechtes Augenmaß für Mengenangaben.

Auf die Angestellten von “We Love Toys” kommt etwas zu.

Horrorfiguren werden ja gerne zeitgeschichtlich umgedeutet – in Godzilla sieht mancher außer Kontrolle geratenen Atommüll, moderne Vampirfilme werden als Analogie auf Krankheiten wie AIDS interpretiert, Zombies sind ein Spiegel für hirnlose, gierige Konsumenten von Produkten oder Medien. Dass dieser Film diese Parallele so dreist-direkt zieht, ist eigentlich erfrischend unverkopft. Hier wird nicht angedeutet, dass sich manche Shopper:innen wie Untote benehmen, nein, die Einkaufenden mutieren auf mysteriöse Weise wortwörtlich zu Ungeheuern, an ihrem Verhalten ändert sich wenig. Doch statt rüpelhafter Jagd auf Schnäppchen streifen sie nun auf der Suche nach Eingeweiden umher. Doch dadurch, dass man die Analogie „Shopper = Zombies“ so unmittelbar zieht, beraubt sich der Film selbst einiger schöner Momente. Kein doppelter Boden, keine cleveren Witze, die Katze ist schnell aus dem Sack und verschwindet im Gewirre der Gänge.

Space-Orc-Blob-Monster

Der normale Ablauf eines solchen Films ist: Wir beobachten unsere Hauptfiguren bei der täglichen Routine, plötzlich passiert etwas Seltsames, dem wird nachgegangen, es wird gerätselt, die Beweislage verdichtet sich und man erkennt (zu spät), was los ist. Hier passiert all das viel zu schnell. Es ist eine genretypische Seltsamkeit, dass Figuren in Zombiefilmen nie wissen, was ein Zombie ist und die ersten Begegnungen dementsprechend im Unheil enden. Auch in Black Friday wissen unsere Held:innen zunächst nichts mit den verwandelten Besucher:innen anzufangen, wirklich gefährliche Situationen ergeben sich hieraus aber nicht.

Chris (Ryan Lee) ist kein Fan von Kundenkontakt.

Überhaupt ist der Film sehr verschwenderisch mit seiner Zeit. Bei 84 Minuten Laufzeit muss jeder Moment sitzen, eine zweite Chance gibt es nicht. Trotzdem wirken manche Szenen, als stünde im Drehbuch: „Ein Zombie greift an, Chris killt ihn (lasst euch spontan am Set einfallen, wie…)“.

Auch Chancen für gute Witze werden liegen gelassen, als gäbe es sie wie Sand am Meer. Der Film wirkt etwas ratlos, als hätte „Kaufhaus + Zombies“ zunächst wie eine gute Idee geklungen, jetzt weiß man allerdings nicht mehr, sie zu verbinden. Die sprühende Kreativität von Shaun of the Dead (2004) oder Zombieland sucht man hier vergebens. Die Story über Zombies, die eigentlich eine Art Space-Orcs sind, die dann in einem Blob fusionieren um zu einem Supermonster heranzuwachsen, ist öde und gleichzeitig zu kompliziert, um sie irgendwem zu erklären. Was für eine Leistung.

Real Talk im Pausenraum

Das Setting in einem Großmarkt hat sich im Genre schon häufig als Chance bewiesen. Regalmeter voller potentieller Waffen, eingesperrt auf einem Schlachtfeld mit weit offenen Flächen und klaustrophobischen Gängen, das ist eigentlich ein Selbstläufer. Und trotzdem, die Spannung bleibt blass und der „Hinter der Kulissen“-Charme einer Kaufhaus-Crew ist quasi nicht vorhanden. Es ist zu bezweifeln, dass Amazon ein Loblied auf den Einzelhandel inszenieren würde, aber dennoch sind die Angestellten so langweilig, dass wenig Spaß aufkommt.

Chris (Ryan Lee) ist kein Fan von Kundenkontakt.

Im Pausenraum verschanzt kommt es dann zum vermeintlichen „Real Talk“, der vermutlich nicht mal einem Zombie „deep“ vorkommen würde. Vielleicht folgte man der Logik „Je hohler eine Figur ist, desto besser kann man sie mit Bedeutung füllen“, aber diese Szene ist schlicht langweilig und schockiert stellt man fest, dass dies der Wendepunkt im Spannungsbogen ist: Die Hälfte ist rum und man muss der Wahrheit ins Auge sehen – dieser Film ist nicht lustig und wird die Kurve nicht mehr kriegen.

%%% Alles muss raus! %%%

Gibt es wirklich nichts Gutes zu sagen? Doch, der Gore ist wirklich herausragend. Die Maskenbildner:innen haben tolle Arbeit geleistet, die Zombies in allen erdenklichen Verwesungsstadien sind wahrhaftige Schocker. Ein großes Lob an die Crew, man darf hoffen, dass sie in Zukunft für spannendere Produktionen engagiert werden, denn hier vergeuden sie wirklich ihre Zeit. Im großen Finale treten die Zombies dann sogar in den Hintergrund und die Qualität begibt sich konsequent weiter abwärts. Menschen laufen auf dem Parkplatz von links nach rechts, Scheinwerfer und Nebelmaschinen machen Stimmung wie im Autoscooter. Während einem bisher nur das Salz fehlte, kommt nun noch bitterer Beigeschmack minderwertiger Zutaten hinzu – die ganze Produktion wirkt unglaublich billig. Wie ein „Direct To Video“-Abklatsch des Zombie-Hypes, aus der 3€-Tonne im Elektromarkt . Wenn der Abspann endlich läuft kann man kaum glauben, was einen geritten hat, seinen Abend mit diesem Streifen derart zu verschwenden. Wieder einmal ist es passiert – man wurde vom Reizwort „Black Friday“ angelockt und hat absolut billige Ramschware angedreht bekommen.

Fazit

3.7/10
Mies
Community-Rating: (1 Votes)
Humor 3.5/10
Spezialeffekte 2.5/10
Maske 8/10
Handlung 2/10
Horror 2.5/10
Details:
Regisseur: Casey Tebo,
FSK: 16 Filmlänge: 84 Min.
Besetzung: Bruce Campbell, Devon Sawa, Ivana Baquero, Michael Jai White, Ryan Lee, Stephen Peck,

In Anlehnung an den Zombie-Giganten The Walking Dead sollte dieser Film mit Großbuchstaben beschriftet sein: „DON’T OPEN: BAD INSIDE!“. Die Aufmachung lockt mit einem bewährten Setting, Bruce Campbell und cleverer Kritik am „Black Friday“-Shopping Hype. Doch unter der Oberfläche wartet ein dreist-öder Zombie-Schnarcher, welcher in keinem Moment witzig ist und keinerlei Kreativität beweist, aus seinen Möglichkeiten etwas unterhaltsames zu machen. Tut euch selbst einen Gefallen und lasst diesen „Black Friday“ ausfallen.

Artikel vom 30. November 2021

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