Kritik: Bubble
ARIELLE IM DYSTOPISCHEN TOKIO
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Nach einem übernatürlichen Ereignis ist die japanische Hauptstadt Tokio kaum wiederzuerkennen: In der von einer riesigen Blase umhüllten und überschwemmten Stadt schweben tausende merkwürdige Blasen umher und die Schwerkraft scheint gestört. Die Bevölkerung hat sich zurückgezogen und einzige Waisenkinder leben noch in der dystopischen Metropole.
Um die Verteilung von Vorräten zu regeln, treten die Kinder in besonderen Parkour-Wettrennen gegeneinander an. Eines Tages wird Hibiki, seines Zeichens Parkour-Talent mit empfindlichen Gehör und Mitglied des Blue Blaze Teams, von einem mysteriösen Mädchen namens Uta vor dem Ertrinken gerettet. Noch ahnt er nicht, was diese schicksalhafte Begegnung in Gang setzen wird.
Wenn man sich Bubble auf dem Papier anschaut, spricht viel für den Netflix-Anime: Da wäre zunächst die Prämisse, die dystopische Science-Fiction-Elemente mit dem allseits beliebten Märchen Die kleine Meerjungfrau von Hans Christian Andersen mixt und so angenehm frisch daherkommt. Oder aber das zerstörte und überschwemmte Tokio als visuell-eindrucksvolles Setting für die Handlung und Action. Und nicht zuletzt natürlich auch Regisseur Tetsurô Araki und Wit Studio, die mit den ersten drei Staffel des Hit-Animes Attack on Titan ihr visuelles und dramaturgisches Talent mehr als einmal unter Beweis gestellt haben.
Ihr merkt: Bubble bietet viel. Und doch hinterlässt der Anime einen eher ernüchternden Eindruck. Und das liegt schlicht und einfach an der Umsetzung der Prämisse, die so viel mehr bieten würde, als der Anime letztendlich aus ihr macht. Da wären zum Beispiel die Charaktere, insbesondere Protagonist Hibiki und seinen Freund:innen, die so eindimensional daherkommen, dass man bis zum Ende des Films die Namen der verschiedenen Figuren schon wieder vergessen hat und es einem auch egal ist, was am Ende mit ihnen passiert.
Oder aber die zahlreichen Plots, die aufgemacht, aber nicht wirklich oder auf unglaublich plumpe Art und Weise zu Ende erzählt werden. Warum misst zum Beispiel Makoto die Gravitationswerte innerhalb der Stadt, nur um am Ende nicht wirklich was damit anzufangen und doch nur als Erklärbar innerhalb der Story herzuhalten? Von der angedichteten “Romanze” zwischen Hibiki und Uta wollen wir gar nicht erst anfangen. Und schlussendlich auch die spannende Welt selbst, die zwar ausreichend gut funktioniert, aber eben auch unglaublich viel Potential liegen lässt. Wir halten fest: Inhaltlich lässt Bubble mehr als zu Wünschen übrig.
Aber ist denn an Bubble wirklich alles schlecht, höre ich euch Anime-Fans traurig fragen. Und die Antwort ist: Nein! Denn auch wenn man inhaltlich durchaus einiges an dem Film aussetzen kann, beweisen Wit Studio und Regisseur Tetsurô Araki hier einmal mehr, dass sie wirklich mit zur A-Liga gehören, wenn es um Animationen geht. Die Farben sind knallig und frisch, die Animationen flüssig und dynamisch und die Spezialeffekte sitzen.
Araki und Wit haben bei Attack on Titan sichtlich viel über die Inszenierung von durch die Luft wirbelnde Menschen gelernt, denn die akrobatischen Parkour-Wettkämpfe sind das große Highlight des Animes. Bubble macht richtig Spaß macht, wenn sich Hibiki und seine Freund:innen durch die Trümmer Tokios schwingen und Salti inmitten von Gerüsten und bunt schillernden Blasen machen. In diesen Momenten vergisst man gerne mal die inhaltlichen Schwächen des Animes.
Und doch ist auch bei der visuellen Inszenierung von Bubble nicht alles perfekt. Denn wie für Animes üblich, werden weibliche Figuren durch sexistische Kamera-Einstellungen oftmals unnötig sexualisiert. Das ist zugegeben kein Problem von Bubble allein und eher ein Problem der gesamten Anime-Branche, es wäre aber schön gewesen, wenn die unnötige Sexualisierung nicht ihren Weg in den Film gefunden hätte.
Wo Bubble mit tollen Visuals, knalligen Farben und dynamischen Animation überzeugen kann, enttäuscht der Netflix-Anime mit einer schwachen Story, eindimensionalen Charakteren und zahlreichen verpassten Chancen. Wer sich für knapp 100 Minuten mit schönen Bildern berieseln lassen will, kann sich an den Anime wagen, aber inhaltliche Stärke sucht man hier trotz toller Prämisse vergebens.
Artikel vom 6. Mai 2022
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