Kritik: Der König der Löwen
DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS
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Der übermütige Löwenjunge Simba ist der Sohn von König Mufasa und somit der zukünftige Herrscher über das geweihte Land und all seine Bewohner. Doch auch der machthungrige Scar, der Bruder Mufasas, hat es auf den Posten des Königs abgesehen. Er schafft es in einem Hinterhalt, Mufasa zu ermorden und redet Simba ein, er sei für den Tod seines Vaters verantwortlich. Er rät ihm, das Königreich zu verlassen und nie zurückzukehren. So flieht der traumatisierte Simba und wird von dem Erdmännchen Timon und dem Warzenschwein Pumbaa aufgenommen. Währenddessen zerstört Scars brutale Herrschaft über Jahre hinweg das geweihte Land immer mehr, weshalb sich Simbas Kindheitsfreundin Nala auf die Suche nach dem verschollenen Thronfolger macht.
Neben einigen neuen Filmen haben sich die Walt Disney Studios in den letzten Jahren immer mehr auf Remakes alter Klassiker fokussiert. Seinen Anfang nahm diese Entwicklung mit Cinderella (2014), der die Geschichte des Zeichentrickfilms mit Lily James (Baby Driver) in der Hauptrolle neu erzählte. Jetzt wagt man sich im Mouse-House gemeinsam mit Regisseur Jon Favreau, der schon The Jungle Book (2016) erfolgreich neu inszenierte, an den auf der ganzen Welt gefeierten Der König der Löwen. Der Kniff: Diesmal erzählt man die Geschichte mit fotorealistischen Animationen der afrikanischen Tiere. Aber reicht das aus, um die Magie des Klassikers von 1994 wieder aufleben zu lassen?
Vorweg sei folgendes gesagt: Die Animationstechnik von Der König der Löwen ist atemberaubend. Tatsächlich fühlt es sich so an, als würde man sich eine Naturdokumentation über die Tierwelt Afrikas anschauen und nicht eine epische Geschichte über den Kreislauf des Lebens. Jede Feder, jedes Fell, jedes Sandkorn und jeder Stein sehen wirklich so aus, wie man sie in der echten Natur vorfinden würde. Man kann nicht anders, als dem gesamten Animationsdepartment für diese Leistung, die es so bisher noch nicht auf der Kinoleinwand zu sehen gab, größten Respekt auszusprechen.
Doch die Frage, die man sich stellen muss ist, ob fotorealistische Bilder das sind, was man von Animationsfilmen erwartet. Denn durch die naturgetreue Darstellung der Tiere verliert der Film auch die Möglichkeit, durch Überspitzung und Vermenschlichung Emotionen darzustellen. Das Gesicht eines echten Löwen hat nun mal keine riesigen Augen und auch keine ausdrucksstarke Mimik, mit der man Gefühle und Gedanken vermitteln könnte. Der König der Löwen tauscht also im Grunde Emotionen durch Realismus aus. Das tut der grandiosen Arbeit der Animationskünstler auch keinen Abbruch. Hier muss jeder Kinogänger für sich selbst entscheiden, ob er mit diesem Tausch zufrieden ist. Wir sind es leider nicht.
Wer sich von dem Remake eine Neuinterpretation der Geschichte im Stil von Maleficent (2014) erhofft, wird wohl enttäuscht werden. Die Story des Originals wurde fast bis ins kleinste Detail übernommen und nur wenige Szenen wurden ergänzt. Natürlich ist die Handlung von Der König der Löwen nach wie vor packend. Aber während des Schauens fällt einem eben auch auf, dass die doch sehr geradlinige Geschichte wegen der Emotionen so begeistert, die hier kaum über Gesichter und praktisch nur über die Stimmen und Lieder vermittelt werden. Nur selten schafft es das Remake, die Epik und Emotionalität des Originals zu erreichen, obwohl sich an der Geschichte eigentlich wenig bis gar nichts verändert hat. Glücklicherweise schaffen es aber die meisten Songs, die vom neuen Cast neu interpretiert werden, Emotionen zu wecken. In dem Moment, in dem mit „Circle of Life“ der Film eröffnet wird, lief auch uns eine kleine Träne der Freude über die Wange.
Nun verpflichtet sich ein Remake in keiner Weise dazu, der zugrundeliegenden Geschichte etwas Neues abzugewinnen. Aber trotzdem hätte ein wenig mehr Experimentierfreudigkeit und Mut in Sachen Drehbuch gutgetan, um die spannende Geschichte über die Selbstfindung Simbas für ein neues und altes Publikum noch spannender zu machen. Denn gerade die Elemente, die ergänzt wurden, insbesondere die Dialoge und Szenen mit den Publikumslieblingen Timon und Pumbaa (im Original gesprochen von Billy Eichner und Seth Rogen), funktionieren wunderbar.
Für das Remake konnte Jon Favreau einen erstaunlichen Cast im Synchronstudio versammeln. Neben James Earl Jones, der schon im Original Mufasa seine unglaublich Stimme lieh, dürfen diesmal unter anderem der Allrounder Donald Glover (Solo: A Star Wars Story) als Simba und Beyoncé (Dreamgirls) als Nala an die Mikrofone. Wie zu erwarten liefert der stimmengewaltige Cast eine gute Performance ab, vor allem Chiwetel Ejofor kann als hinterlistiger Scar überzeugen. Das zeigt sich auch in den Liedern des Remakes, in denen vor allem Glover und Beyoncé mit ihrem Duett „Can You Feel the Love Tonight?“ verzaubern.
Doch die wahren Stars des Casts sind nicht die Löwen des Königsfelsen. Dieser Preis geht ohne jeden Zweifel an Billy Eichner als Erdmännchen Timon und Seth Rogen als Warzenschwein Pumbaa. Die zwei Schauspieler verkörpern das Duo mit derart viel Witz, dass man tatsächlich zum Schluss kommen kann, über alle Der König der Löwen-Interpretationen hinweg hier die beste Version der zwei Sidekicks zu sehen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt und sobald nur ein Ton aus dem Mund des überheblichen Erdmännchens erklingt, macht sich ein Lächeln auf unseren Gesichtern breit.
Mit fotorealistischen Animationen schafft Der König der Löwen, das Publikum zum Staunen zu bringen. Doch schnell fällt auf, dass es dem Remake des Disney-Klassikers an Herz und Emotionen fehlt, die der talentierte Cast trotz toller Synchron- und Gesangsarbeit auch nicht erzeugen kann.
Artikel vom 30. Juli 2019
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