Doch glücklicherweise fokussiert man sich hier nicht allzu sehr auf die Kontinuität mit dem MCU. Die Exposition ist schnell abgefrühstückt und schon macht Deadpool sein eigenes Ding. Tatsächlich fühlt sich dieser Teil so an, als sei er sowohl von dem Marvel Universum als auch von seinen zwei Vorgängern losgelöst. Man braucht lediglich Vorkenntnisse um alle Anspielungen zu verstehen. Zwar verbessert dieser Umstand nicht die chaotische und die mit Lücken übersäte Handlung, in der Schurken wie Mr. Paradox für den Großteil des Films ausfallen und durch bizarre Bösewichte wie Cassandra Nova (Emma Corrin) ersetzt werden. Doch so ein Chaos ist von einem Deadpool zu erwarten.
Der Fan-Service aller Fan-Service
Ja, Fan-Service! In einer Comicadaption! Wer hätt’s gedacht? Tatsächlich waren die unzähligen Superheldenfilme und Serien der letzten Jahre so sehr mit (teils halbgaren) Fan-Service und Cameos übersäht, dass es schon zu Müdigkeitserscheinungen kam.
Umso erleichterter ist man, wenn sich herausstellt, dass Deadpool diesen Umstand nutzen und daraus was kreatives und erstaunlich cleveres machen kann. Von einer meta-fiktionalen Ebene her, macht der Fan-Service Sinn: Der Übergang ins Hauptuniversum und die Zerstörung des alten Universums ist eine (offensichtliche) Metapher für die Übernahme von FOX durch Disney und mit ihr die Rückholung ihrer alten Lizenzen. Einen großen Teil des Fan-Services trifft daher die alten und verworfenen Schöpfungen, einschließlich unvollständiger Projekte und fragwürdiger, aber nicht minder überraschender Cameos.
Da gibt es für Deadpool eine Menge Vorlagen, um sich über die beiden Studios lustig zu machen.
Auf den ersten Blick zumindest…
Die Maus lässt sich verarschen?
Doch wenn man sich die Witze etwas genauer ansieht, merkt man, dass sie nicht primär auf Disney abzielen. Tatsächlich gilt der Großteil des Spotts gegenüber FOX. Angefangen damit, dass man in der Wüste der Leere das alte FOX-Logo findet, fokussiert sich der Großteil des Humors auf die Darstellungen der alten Figuren von FOX und deren missglückten und abgebrochenen Filmprojekten. Das ist an sich kein Problem. Man merkt jedoch, dass man die Schöpfungen unter Disneys “Schirmherrschaft”, vor allen Dingen die Avengers, auf ein höheres Podest stellt. Daher wirken die ganzen Witze und Seitenhiebe gegen Disney fast schon “brav”. Dabei gibt es sehr viel, weshalb man sich über Disney lustig machen könnte, doch es ist fraglich, ob es jemals dazu kommt. Bereits andere Lizenzen, wie etwa die Simpsons, mussten diese Art von Humor zurückschrauben. Doch sie waren schon qualitativ tot, lange bevor Disney sie übernahm. Da hat Deadpool mehr zu verlieren.
Alles in allem hat Deadpool noch seine Kanten, doch man merkt, wo die Grenzen liegen.
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