Kritik: Der Super Mario Bros. Film
Sprunghafte Unterhaltung
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Mario und Luigi sind Brüder, sind jung und voller Tatendrang und Ambitionen. Gerade erst haben sie ihre Jobs in Spikes Klempnerei an den Nagel gehängt, um ein eigenes Business zu starten und die erfolgreichsten Klempner New Yorks zu werden. Bei einer unfreiwilligen Erkundungstour durch die Kanalisation der Stadt entdecken die beiden zwar nicht das Geheimnis des geschäftlichen Erfolgs, dafür aber ein mysteriöses grünes Rohr, von dem eine unerklärliche Anziehungskraft ausgeht und das in eine andere Welt zu führen scheint…
Es gibt kaum jemand, der Super Mario nicht kennt. Die Videospielfigur des italo-amerikanischen Klempners ist seit ihrem ersten Auftritt in Donkey Kong im Jahr 1981 – damals noch unter dem sehr deskriptiven Namen “Jump Man” – zu einer der bekanntesten und für Mutterkonzern Nintendo wertvollsten Figürchen geworden. Dutzende und aberdutzende verschiedene Spiele, in denen Mario und sein Bruder Luigi retten, springen, rennen, schrumpfen, reiten, rasen und insgesamt durch LSD-traumartige Landschaften laufen.
Jeder kennt Mario, und jeder kennt seine Geschichte. Weiß, dass er und Luigi aus dem Klempnergeschäft von Kindheitsfreund, bzw. -feind Spike ausgestiegen sind, um ihr eigenes Geschäft zu eröffnen. Dass sie den karrikaturesken italienischen Akzent nur für einen Werbespot spielen. Dass ihrer Mama dieser Spot sehr gut gefällt, die ganze restliche Großfamilie Mario sich beim Abendessen aber deshalb über sie lustig macht. Das – ach, das war nicht allgemein bekannt?
Ach stimmt, die Spiele um Mario und seinen Bro. sind ja chronisch handlungsarm, und hauptsächlich bunte Fantastereifragmente, die genau deshalb so erfolgreich und unterhaltsam sind, weil sie auch gar nicht erst versuchen, die Absurdität der Situation zu erklären. Wieso ein New Yorker Klempner in blau und rot gekleidet mit weißen Handschuhen durch große grüne Rohre springt, von gigantischen fleischfressenden Pflanzen bedroht wird, Zauberpilze isst – das alles ist im Videospiel dann doch eigentlich ziemlich egal, wenn das Game- und Leveldesign gut funktioniert. Ein Vorteil, den der Film nicht für sich in Anspruch nehmen kann.
Der erste Akt des Films zeigt das Leben der Mario Bros. in New York, wie bereits umrissen. Dabei gibt es einige sehr niedliche und annehmbar clever in die Handlung eingebaute Videospielelemente. Das macht dann auch tatsächlich Spaß, zumindest ein ganz klein wenig visuelle Kreativität zu sehen zu bekommen. Doch leider passiert das in geringer Dosis.
Die meiste Zeit ist Der Super Mario Bros. Film sehr konventionell inszeniert. Was noch zu verkraften wäre, wenn nicht ab dem Moment, ab dem Mario und Luigi in ein Videospieltraumland teleportiert werden, jedweder Versuch, clever mit dem Videospielmaterial umzugehen, aus dem Fenster flöge.
Es ist geradezu dämlich, auf welche Weise die ikonographisch ins kulturelle Gedächtnis eingebrannten Elemente aus den Spiele in die Handlung des Films eingewoben werden – nämlich gar nicht. An einer Stelle hält die Handlung einfach an, ein Hindernissparkour mit Power-Ups und allen drum und dran aus dem Boden und Mario muss fünf Minuten lang lernen, diesen zu durchqueren. Wieso er das muss? Na, weil es halt ein Mario Bros. Film ist.
Wenn der Film dich zumindest ein bisschen Selbstironie besäße und mit einem kleinen Zwinkern seine Albernheit anerkannte. The Lego Movie hat es vorgemacht, wie selbst die unverschämteste Dauerwerbesendung im Spielfilmformat gute und kluge Unterhaltung werden kann, wenn man bereit ist, auch über sich selbst zu lachen. Der Super Mario Bros. Film fehlt es leider an jedwedem noch so kleinen Bruch.
Es hätte etwas werden können. Die Animation ist gut gemacht, die Figuren sind gelungen gestaltet. Man kann einfach nicht anders, als von den unverschämt niedlichen Mario und Luigi hingerissen zu sein. Die merkwürdige, unterschwellige Homoerotik der Welt, in der nur männliche Figuren (ob Vögel, Schildkröten, Affen oder Pilze) leben, die über Regenbögen rennfahren, ist ansprechend lustig. Doch das alles hilft dann nichts, wenn die Handlung formelhaft und faul verfasst wirkt.
Seitdem Mario und Luigi zuletzt im Kino aufgetreten sind, ist viel passiert in der Welt des Kinos. Als vor genau 30 Jahren Super Mario Bros. (1993) veröffentlicht wurde, war an comuteranimierte Traumwelten, die tatsächlich in die Videospiele entführen, noch nicht zu denken. Heute ist alles möglich – und das Ergebnis sehr langweilig. Dann doch lieber katastrophalen Camp von damals. Danke Super Mario Bros., aber nein Danke.
Artikel vom 8. April 2023
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