Der Vorlage treu bleiben
Bei einem Remake, das auf einen über 50 Jahre alten Film basiert, der wiederum selbst auf einem japanischen Klassiker basiert, darf man sich nicht wundern, dass Die glorreichen Sieben das Rad nicht neu erfindet. Selbstverständlich war das auch nicht das Vorhaben und so bietet die Handlung nicht viel Innovation. Die Handlung wird schnell eingeführt und ist klar, stabil und altbewährt, was 2016 noch deutlicher auffällt, als es noch in den 60er Jahren der Fall war. Auch bestimmte Wendungen sind vorhersehbar. Am meisten fällt dieser Makel bei der Hintergrundgeschichte und der Motivation der Sieben auf. Zwar machen sie Andeutungen über ihre Vergangenheit und persönliche Motivationen, doch wird das nicht ausführlich beleuchtet. Die Sieben glänzen nicht gerade durch eine ausführlich sichtbare Charakterentwicklung. Doch auf den Einfallsreichtum der Handlung kommt es in diesem Film auch nicht wirklich an. Die Geschichte hat immer noch ausreichend Herz.
The Good, the Bad and the Promis
Sehen wir uns doch mal die Truppe genauer an. Die Sieben sind eine bunte Multi-Kulti-Clique mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften. Überraschend ist das nicht, schließlich macht das den Charme der Geschichte aus. Doch schnell wird ersichtlich, dass nicht alle Sieben gleich wichtig sind. Das wird an der Wahl der Besetzung klar: Die bekanntesten Schauspieler haben die Rollen mit der meisten Screentime. Somit ist es kein Wunder, dass die Aufmerksamkeit auf Denzel Washington, Chris Pratt und zum Teil auf Ethan Hawke liegt. Vor allem Chris Pratt überzeugt als unterhaltsamer und charismatischer Comic Relief. Eine Rolle, die man von dem “Space Cowboy” aus Guardians of the Galaxy nicht anders erwartet.
Anders sieht es hingegen bei den übrigen Vier aus. Diese bekommen eine kleine Einführung und weniger Screentime, sodass sie sich ganz auf ihren ersten Auftritt, ihre Ausstrahlung und ihre individuellen Actionszenen verlassen müssen. Es kommt sogar die Frage auf, was ihre Motivation in diesem tödlichen Krieg ist. Klar wäre es unmöglich allen Sieben gleichwertig viel Aufmerksamkeit zu geben, dennoch hätte es nicht schaden können, es wenigstens zu probieren. Trotz allem geben alle Sieben mehr Ausstrahlung als die Bewohner der Kleinstadt. Diese bleiben nämlich blass und dienen dem Mittel zum Zweck: als Kanonenfutter. Selbst Haley Bennett weis als entschlossene Witwe nicht wirklich zu überzeugen und bleibt im Hintergrund.
Bandito Deluxe
Der erste Eindruck ist heutzutage immer noch entscheidend. Dieser Fakt ist kaum jemandem so gut bekannt wie dem Antagonisten Bartholomew Bogue. Dieser weis sich nämlich perfekt zu präsentieren. Bereits sein erster Auftritt ganz am Anfang des Films gehört zu einem der einprägsamsten Momente. Seine fast schon teuflische Ausstrahlung erfüllt die Szenerie mit unheimlicher und düsterer Spannung. Die ganze Zeit hat der Zuschauer eine berechtigte böse Vorahnung, dass gleich etwas passiert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Axt fällt. Enttäuscht wird der Zuschauer nicht, denn Bogue ist mit seiner brutalen Skrupellosigkeit nicht zimperlich. Er ist durch und durch bösartig und das sollen alle Anwesenden erfahren. So sieht ein beeindruckend inszenierter Bösewicht aus.
Allerdings hätte man sich schon gewünscht, dass er mehr direkte Auftritte bekommt, denn abgesehen von seiner Einführung hat er danach nur vereinzelte Momente für sich. Man hätte gern mehr von Sarsgaard zu einem späteren Zeitpunkt gesehen. Nichtsdestotrotz bekommen wir einen einprägsamen Schurken serviert, den man einfach nur leiden sehen will.
Während der Dreharbeiten wurden keine Pferde verletzt
Selbstverständlich sind spannende Stand-Offs ein klassisches und altbewährtes Stilmittel in einem jeden Western. Die glorreichen Sieben macht da keine Außnahme. Intensive Spannung dominiert die Szenen mit den Fingern am Abdruck, wobei alles passieren kann. Das ist auch schön und gut. Doch Regisseur Fuqua hat sich gedacht, dass bei einem solchen Blockbuster in Sachen Aktion noch mehr gehen kann. Also beschert er uns ein Actionspektakel, das für ein Westernfilm ziemlich unüblich ist. Besonders die zweite Hälfte des Filmes wird dominiert von intensiven, wenn auch extrem langen Actionszenen, wobei sich die Sieben Individuen von ihrer besten Seite zeigen. Munition wird verschossen, Messer werden geworfen und Dynamit fliegt einem um die Ohren während sich die Stadt gegen die berittenen Angreifer wehrt. So viel Action, wie es in einen FSK 12-Film eben erlaubt ist. Es ist schon fast erstaunlich, dass keine Pferde zu Schaden kamen.
Ein Ritt durch die Prärie
Ohne groß drumrumzureden: Was den Film ausmacht ist die Atmosphäre. Die glorreichen Sieben bietet ein Western-Feeling, wie man es in dieser Form seit einiger Zeit nicht mehr spüren konnte. Seien es die intensiven Barszenen, die Siedlungen des wilden Westens oder die zahlreichen Landschaftsmontagen – der Film weis mit seinem Flair zu fesseln. Vor allem die Ritte durch die Prärie beim Tag-Nacht-Zyklus geben das Gefühl eines echten Westerns wieder. Die audiovisuelle Untermalung und eloquente Kameraführung tragen nur positiv zur Atmosphäre bei. Bei so einer Darstellung kann man nur hoffen, dass das Western-Genre weiterhin erhalten bleibt.
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