Kritik: Fear Street – Teil 3: 1666
SIE IST EINE HEXE, SIE IST EINE HEXE!
▶ Jetzt direkt streamen auf:
SIE IST EINE HEXE, SIE IST EINE HEXE!
▶ Jetzt direkt streamen auf:
Nachdem Deena (Kiana Madeira) am Ende des zweiten Teils endlich verstanden hat, wie die mysteriösen Hexenknochen, die Morde in Shadyside und die Besessenheit ihrer Freundin Samantha (Olivia Welch) zusammenhängen, passiert etwas unerwartetes: sie „springt“ durch die Zeit ins Jahr 1666. Das Jahr, in dem der Sage nach der Fluch seinen Ursprung fand. Schnell wird klar, dass an der Sache mehr dran ist, als vermutet: denn Mad Thomas (fantastisch: McCabe Slye) startet mit großer Vorliebe die gelegentliche Hexenjagd.
Es ist bisher ein erstaunlich stilsicherer Move gewesen, die drei Filme in unterschiedlichen Äras spielen zu lassen. So ändert sich nicht nur die Genre-Nuancen entsprechend der Dekade, sondern auch die Horrorfilm-Anspielungen sind so weit gefächert, wie es sich für eine postmoderne Horrorreihe eben so ziemt. War Fear Street – Teil 2: 1978 ein atmosphärischer und stilistischer Volltreffer, fällt die rustikale Siedler-Welt doch eher ernüchternd aus.
Für den Wiedererkennungswert springen einige Schauspielende aus den ersten Teilen in die Hauptrollen. Das soll offenbar eine Identifikationsfläche bieten, irritiert aber eher. Zumal überzeugen nur wenige mit einem halbwegs authentischen Akzent. Nur McCabe Slye, der schon im Vorgänger herrlich böse aufspielen durfte, macht hier so richtig Laune. Der Rest ist solide, aber sticht auch nicht sonderlich hervor.
Nun ist der Ausflug ins Jahr 1666 (der Name ist Programm!) deshalb wichtig, um endlich herauszufinden, was an der Geschichte um die angebliche Hexe Sarah Fier wirklich dran ist. Wer bis dahin gut aufgepasst hat wird bei dem berechenbar geschriebenen Plot mit seinem Mini-Twist nicht unbedingt Luftsprünge machen. Doch eins muss man Leigh Janiak und ihrem Team lassen: alle sorgsam verstreuten Brotkrumen in den ersten Teilen werden hier säuberlich aufgelesen und stimmig zusammengeführt.
Denn – und so viel darf verraten werden – wir haben ja immer noch eine offene Rechnung im Jahr 1994 zu begleichen. Dass Deena mit den Erkenntnissen von 1666 jetzt natürlich ganz genau weiß, wie sie dem Fluch ein Ende setzen kann, ist klar. Und so springt der Film nach der Hälfte zurück in die „Gegenwart“: 1994 – Teil 2. Das ist auch folgerichtig und gut so, immerhin ging dem alten Setting schnell die Luft aus.
Kevin allein in der Mall
Dort überschlagen sich die Ereignisse jetzt. Den Kids ist nämlich nun nicht nur eine Horde Untoter auf den Fersen, sondern auch der just entlarvte Bösewicht der Trilogie. Das darauffolgende große Finale ist zwar schön anzusehen, lässt aber einerseits die brachiale Gewalt des ersten, und die Spannung des zweiten Teils vermissen.
Tatsächlich ist der Showdown in einem Einkaufszentrum nicht nur schon in der dritten Staffel von Stranger Things wesentlich effektiver gezeigt worden, er erinnert zuweilen auch etwas an den Fallen stellenden Kevin aus Kevin allein zu Haus. Das ist kein Beinbruch, haut uns jetzt aber auch nicht vollends vom Hocker. Hier ist es vor allem der sorgsam entfaltete Plot der Vorgänger, der im dritten Teil für den Payoff sorgt. So ist dieser zwar der schwächste Teil, doch im Gesamtkontext kann man getrost sagen:
Ob man sich die Teile schön mit Abstand anschaut oder sich die Schlachtplatte am Stück reinzieht: die Reihe bietet einfach starke Unterhaltung. Die Story passt, das Blut fließt, die großen Vorbilder werden zitiert und für das gelegentliche Augenzwinkern hat man auch noch Zeit. Da ist es verschmerzbar, dass der dritte Teil zu Beginn einige Durchhänger hat und das Finale etwas weniger spektakulär ausfällt. Spaß macht die Angelegenheit trotzdem. Und ganz ehrlich: darum geht es bei dieser Art Horror auch!
Das Jahr 1666 steht dem Horrorspektakel leider nicht ganz so gut wie 1994 oder 1978. Die altertümliche Hexenjagd ist insgesamt nur mäßig spannend, auch, wenn der blutige Fluch hier sorgsam und stimmig erklärt wird. Erst, als wir wieder in die Gegenwart springen, nimmt die Sache noch mal Fahrt auf und mündet in einem guten, obgleich nicht sonderlich überraschenden Finale. So ist der dritte Teil der schwächste der Trilogie, führt aber im großen Kontext die Fäden der Vorgänger stimmig zusammen, sodass die kleinen Durchhänger nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Als Film in Ordnung, als Trilogie insgesamt gut!
Artikel vom 12. September 2021
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!