Kritik: House of Gucci
HOUSE OF GAGA
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House of Gucci basiert auf einer wahren Begebenheit. Die aus einfacheren Verhältnissen stammende Patrizia Reggiani (Lady Gaga) lernt auf einer Party den wohlhabenden Maurizio Gucci (Adam Driver) kennen. Er ist der Enkel des Gründers des Modehauses Gucci und dementsprechend Teil einer einnehmenden Familientradition. Als sie heiraten, möchte Patrizia Teil dieser glamourösen Welt der Guccis sein. Sie wird zunehmend beliebter bei der Familie und involviert sich immer mehr in die geschäftlichen und familiären Angelegenheiten. Es folgen einige Intrigen und die Familie selbst spaltet sich zunehmend. Als jedoch auch die Ehe von Maurizio und Patrizia zu bröckeln beginnt, verliert sie allmählich ihre Selbstbeherrschung.
Seit 2006 ist House of Gucci bereits in Planung gewesen. Der Regieposten wurde zwischendurch anderweitig vergeben und Cast-Wünsche stetig geändert. So wurde am Anfang der Planung gemunkelt, dass Leonardo DiCaprio und Angelina Jolie die Hauptrollen Patrizia und Maurizio übernehmen sollten. Zwar kann man heute nicht voraussagen, wie der Film mit anderer Besetzung ausgesehen hätte und dennoch kann man die letztendliche Cast-Auswahl nur beglückwünschen.
Ausnahmslos alle Schauspieler:innen sind fantastisch besetzt. Besonders herauszuheben sind hier Lady Gaga, die der “schwarzen Witwe” Patrizia Reggiani eine Tiefe gibt, die der oberflächlichen Rezeption der Figur trotzt. “Ich finde nicht, dass Frauen als Golddigger bezeichnet werden sollten, nur weil sie ein besseres Leben haben wollen”, meinte Gaga in einem Interview mit ITV News. In ihrer Darstellung möchte sie eben Patrizia diese Vielschichtigkeit geben, die die Medien in Bezug auf Frauen wie ihr nie zugeschrieben haben. Doch nicht nur Lady Gaga sollte lobend erwähnt werden.
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Im Kontrast zu Patrizia steht der eher schüchtern Maurizio, dem Adam Driver eine fast beängstigende Charakterentwicklung eingehaucht hat. Die Dynamik des ungleichen Paars wirkt immer stimmig und dominiert einen Großteil der Handlung. Die wachsende Kälte gegenüber Patrizia überträgt sich auf die Zuschauer:innen und man identifiziert sich unwillkürlich mit ihr. So wird Patrizia im Laufe des Filmes immer durchschaubarer und Maurizio zunehmend undurchsichtiger.
Abgesehen von Maurizio sind einige Familienmitglieder des Hauses Gucci witzig und vor allem exzentrisch dargestellt. So sorgte Jared Leto als dümmlicher Cousin Paolo immer wieder für Lacher und doch hatte man Mitleid mit ihm – halt der traurige Clown der Familie. Diese überzogene Art des Schauspiels und der Darstellung muss nicht allen gefallen und ist an der Stelle eindeutig eine Geschmacksfrage.
Das hervorragende Spiel aller Beteiligten rief auch oft unangenehm echte Momente hervor, die im Kontrast zu der übertriebenen Charakterzeichnung steht. Der Film ist gespickt mit situationskomischen Momenten, die jedoch nicht immer in das Gesamtbild passen und dadurch besonders herausstechen. Hier wurde der Balanceakt zwischen Authentizität und Exzentrik nicht immer gemeistert.
Und damit kommen wir zu den Schwächen von House of Gucci. Dass so viel über das Schauspiel zu sagen ist, sagt bereits aus, dass eben dieses die Qualität des Filmes besiegelt. Wer, wie ich, die Story, auf die der Film basiert, nicht kennt, fragt sich gen Mitte, wohin der Film eigentlich führen soll. Er gleicht einem biografischem Einblick in die Beziehung zweier Menschen ohne klares Ziel. Auch ist nicht klar, was der Film genau aussagen soll. So sitzt man am Ende im Kinosessel und freut sich zwar über die 2-stündige Unterhaltung, hat aber im Nachhinein wenig mitgenommen. Dazu muss man jedoch sagen, dass diesen Anspruch nur wenige Filme erfüllen und man hier bereits auf höherem Niveau meckert.
House of Gucci zeigt, dass hinter einer Star-Besetzung wirklich tolles Schauspiel steckt. Auch untereinander stimmt die Dynamik und selten habe ich bei einem Beziehungsdrama so sehr mitgefühlt. Der Film packt nicht immer die Balance zwischen echt und übertrieben und auch ist nicht immer das ultimative Ziel der Handlung klar. Doch wem Charaktere und Schauspiel besonders wichtig sind und wer auch einfachere Unterhaltung schätzt, dem kann ich den Film guten Gewissens weiterempfehlen.
Artikel vom 11. Dezember 2021
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