3.9/10

Kritik: I Care A Lot

EIN TRICKBETRUG DER ÜBLEN SORTE

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Genres: Komödie, Thriller, Startdatum: 19.02.2021

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Rosamund Pike und Thriller. Bei dem Mix kann nichts schief gehen, oder? Doch, und wie! Warum ‘I Care A Lot’ definitiv nicht das nächste Netflix-Highlight ist, erfahrt ihr in der Kritik.

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#ComingOfAge #Dramedy #BesterHobbyKoch

Darum geht’s

Böse, böser, Marla Grayson – Marla Grayson (Rosamund Pike) ist eine Löwin, die alles tut, um zu gewinnen. So beschreibt sie sich zumindest selbst. Als rechtlicher Vormund für alleinstehende Senior:innen schafft es die Betrügerin seit Jahren, hilflose Menschen vor den Augen des Gesetzes zu entmündigen und sich auf Kosten dieser ein Luxus-Leben zu finanzieren. Das alles natürlich unter dem Deckmantel, dass für sie das Wohl der Alten an oberster Stelle steht. Doch als Marla gemeinsam mit ihrer Partnerin Fran (Eiza González) ihr nächstes Opfer, die freundliche Seniorin Jennifer Peterson (Dianne Wiest) ausnehmen will, ruft das einige mächtige und gefährliche Menschen auf den Plan.

Verschwendetes Potential

Eine spannende Geschichte darüber zu erzählen, wie eine skrupellose Betrügerin hilflose Senior:innen ausnimmt, bis sie mit ihrer Unmenschlichkeit gehörig gegen die Wand knallt, hört sich an sich erstmal ziemlich gut an. Wenn besagte Trickbetrügerin auch noch von Rosamund Pike gespielt wird, die bei Film-Fans spätestens seit Gone Girl – Das perfekte Opfer (2014) einen Stein im Brett hat, ist das fast schon zu schön um wahr zu sein. Und leider ist es eben genau das.

Ähnlich wie Marla Senior:innen reinlegt, versucht auch I Care A Lot das Publikum davon zu überzeugen, es sei eine bitterböse Thriller-Komödie über ein fragwürdiges Rechtssystem und eben diejenigen Menschen, die besagtes System ausnutzen. Herausgekommen ist aber eben keine spannende Gesellschaftskritik, sondern ein weder im Thriller-, noch im Comedy-Segment überzeugender Film, der das Publikum auf halber Strecke verliert und am Ende frustriert zurücklässt.

Fran (Eiza González) und Marla (Rosamund Pike) haben ein weiteres ahnungsloses Opfer (Dianne West) in ein Altersheim verfrachtet.

Eiza González, Dianne West und Rosamund Pike in I Care A Lot.

Dabei hätte I Care A Lot durchaus die Möglichkeit gehabt, zu einem unterhaltenden und zugleich schockierenden Film zu werden. Die ungerechte Behandlung von Senior:innen mag im Film zum Teil ein wenig überspitzt dargestellt sein. Trotzdem ist die Frage, wie es denn sein kann, dass die ältesten Mitglieder einer Gesellschaft regelmäßig Opfer von Betrug werden, nicht nur interessant sondern auch relevant. Kein Wunder, dass die ersten 20 Minuten des Films, in denen genau das gezeigt und thematisiert wird, die spannendsten und unterhaltendsten Minuten des Films sind.

Wäre man auf dieser Schiene weitergefahren und hätte eine Geschichte darüber erzählt, wie Marla sich gegen Familienmitglieder eines ihrer Opfer behaupten muss, die nicht zufällig gefährlich Gangsterbosse, sondern normale Menschen sind, hätte I Care A Lot vermutlich weitaus mehr überzeugt. Doch leider hat sich Regisseur und Drehbuchautor J Blakeson dafür entschieden, die Gesellschaftskritik mit Elementen des modernen Action-Thrillers zu mischen. So steht der Netflix-Film zwischen den Stühlen verschiedener Genres, weiß nicht so recht wohin mit sich und versucht Puzzleteile miteinander zu verbinden, die sich nicht verbinden lassen wollen. Rund fühlt sich das Ganze nicht an, frustrierend aber allemal. Da kann auch das „schockierende“ Ende nicht mehr viel retten.

Unpassender Genre-Mix

Wie bereits erwähnt, versucht I Care A Lot Elementen der Gesellschaftskritik mit Elementen von modernen Action-Thrillern mixen. Diese Elemente, wie schnelle, desorientierende Schnitte in Action-Sequenzen, moderne Electro-Beats und „coole“ Szenen aus Spinning-Classes im vom Neonlicht überfluteten Fitnessstudio, lassen sich allesamt auch in Blakesons Thriller wiederfinden. Doch warum, fragt man sich? Zur Stimmung tragen diese Szenen nicht wirklich was bei, vielmehr fühlen sie sich deplatziert an. Auf technischer Ebene funktioniert I Care A Lot genau dann, wenn er eben nicht diesen Trends folgt und effektiv ungewöhnliche, aber wirkungsvolle Close-Ups oder angenehm, unaufgeregter Kamera und Schnittarbeit einsetzt. Man kommt nicht drum rum, sich zu fragen, ob hier nicht einfach einem Trend gefolgt wurde, ohne wirklich zu hinterfragen, ob besagter Trend irgendwas für den eigenen Film tut.

Unsympathische Figuren, egal wohin man schaut

Ein weiterer Grund, warum I Care A Lot nicht richtig funktioniert, sind die Charaktere. Weder Marla, noch ihre Partnerin Fran, noch der Antagonist (gespielt von Peter Dinklage) sind in irgendeiner Form Sympathieträger:innen oder spannende Figuren. Zu keinem Charakter baut man eine Bindung auf, alle sind auf ihrer eigene Art und Weise uninteressant und stellenweise sogar nervig. Keines der Schicksale, die hier auf dem Spiel stehen, liegt einem als Zuschauer:in wirklich am Herzen. Je länger man dabei zuschaut, wie Marla sich dem Antagonisten zur Wehr setzt, desto egaler wird einem, was mit ihr am Ende passiert. Also im Grunde genau die gegenteilige Entwicklung, die Blakeson wohl beabsichtigt haben muss.

Marla Grayson (Rosamund Pike) ist eine eiskalte Karrierefrau – und leider kein Charakter, bei dem man mitfiebern mag.

Rosamund Pike in I Care A Lot

Dabei muss ein:e Protagonist:in nicht sympathisch sein, um mitfiebern zu können. Das haben Filme wie Nightcrawer – Jede Nacht hat ihren Preis (2014) oder eben Gone Girl eindrucksvoll bewiesen. Die Protagonist:innen dieser Filme sind alle auf ihre eigene Art schlimme Menschen, zu denen man aber dank eines cleveren Drehbuchs und toller Charakterzeichnung trotzdem eine Bindung aufbaut. Und eben dieser wichtige Baustein fehlt Netflix’ jüngstem Thriller komplett. Marla scheint zwar eine spannende Figur zu sein, entpuppt sich dann aber relativ schnell als eine nicht sonderlich komplexe Person, die einem eben deswegen relativ schnell egal wird. Da kann selbst Rosamund Pike, die das Beste aus der Rolle rausholt, nicht mehr viel machen.

Fazit

3.9/10
Mies
Community-Rating:
Handlung 3.5/10
Schauspiel 5.5/10
Spannung 3.5/10
Atmosphäre 3/10
Humor 4/10
Details:
Regisseur: J Blakeson,
FSK: 12 Filmlänge: 118 Min.
Besetzung: Chris Messina, Dianne West, Eiza González, Nicholas Logan, Peter Dinklage, Rosamund Pike,

‘I Care A Lot’ – Nur ein halbgarer Thriller-Mix

Trotz einer wie gewohnt starken Rosamund Pike kann I Care A Lot nicht überzeugen. Das liegt nicht nur an den unsympathischen Charakteren, zu denen sich keinerlei Bindung aufbauen lässt, sondern auch an einem schwachen Drehbuch, das ohne Erfolg versucht, Elemente der Gesellschaftskritik, Comedy und des Thrillers zu mischen und so keinem der Genres gerecht wird.

Artikel vom 14. März 2021

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