4.3/10

Kritik: Johnny English – Man lebt nur dreimal

REICHT NICHT MAL ALS GUILTY PLEASURE

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Genres: Action, Komödie, Thriller, Startdatum: 18.10.2018

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Mit ‘Johnny English – Man lebt nur dreimal’ schickt Regisseur David Kerr den eingesessenen britischen Komiker Rowan Atkinson nach sieben Jahren erneut als Johnny English auf Mission. Wieso Johnny English allerdings nie seinen Ruhestand hätte verlassen sollen, erfahrt ihr in dieser Kritik.

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#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Wenn niemand besseres da ist, ruft man Johnny English (Rowan Atkinson). Genau dies ist der Fall, als ein massiver Hackerangriff die Identitäten aller Agenten des MI7 offenbart. Zu dieser Zeit ist Johnny English im Ruhestand und bringt als Erdkundelehrer seinen Schülern insgeheim Agententricks bei. Da English als beharrlicher Agent alter Schule nicht digital vernetzt ist, wird er für den Einsatz ausgewählt. Zusammen mit seinem alten und neuen Kollegen Bough (Ben Miller) macht sich der Pensionär mit altbewährten Agentenmethoden auf, um einem neumodischen Schurken das Handwerk zu legen. Dabei vergisst er auch nicht, von einer Katastrophe in die nächste zu torkeln.

Rowan Atkinson in alberner Mission

Rowan Atkinson gilt nicht grundlos als einer der markantesten britischen Comedians der heutigen Zeit. Durch die Comedyserie Mr.Bean erlangte er Berühmtheit, in der er einen meist stummen, kindischen Chaoten spielt, der durch seine Tollpatschigkeit das geregelte britische Leben aus den Fugen hob. Sein charakteristischer “Ganzkörpereinsatz” beim Slapstick-Humor und seine Gesichtsakrobatik erlangten internationale Berühmtheit, die für weitere Filme und Specials sorgten und sogar als Zeichentrickserie adaptiert wurden.

Im Jahre 2003 wollte Atkinson in eine etwas andere Richtung gehen, seiner früheren Performance aber trotzdem treu bleiben. Daraus folgte die Agentenparodie Johnny English – Der Spion, der es versiebte, in der er als inkompetenter aber gnadenlos von sich überzeugter Agent auch Wortwitz einbrachte, allerdings nichts von seiner physischen Albernheit vermissen lies. Dieser und seine Fortsetzung von 2011 (Johnny English – Jetzt erst recht) ernteten bestenfalls mittelmäßige Kritiken, erreichten jedoch eine bemerkenswerte Zuschauerquote.

Doch was Teil 3 angeht, liegen die Dinge jedoch anders:

Facepalm-Comedy

Es gibt Slapstick-Comedy, es gibt Cringe-Comedy und dann gibt es da noch Facepalm-Comedy – benannt nach der Hand vor dem Gesicht, mit der man einen Großteil des Filmes zu verbergen sucht. Das beschreibt auch den Humor von Johnny English 3 ziemlich gut. Zwar gibt es ein paar “ich-kann-nicht-glauben-dass ich darüber-lache”-Witze, doch für aufrichtige Lacher reicht es meist nicht: Es fehlt den Gags an Abwechslung und Qualität. Witze, die dann doch Potenzial haben, sind viel zu lang gezogen. Zudem verlässt sich Atkinson zu sehr auf seinen forcierten Grimassen-Zirkus, während seine ikonischen Slapstick-Einlagen zu kurz kommen. On-top lässt sich der Ausgang der meisten Witze viel zu früh erahnen. Dazu wurden einige der Highlights bereits in den Trailern gezeigt.

Das Schlimmste ist jedoch, dass der Film sich gnadenlos wiederholt und Witze aus anderen Atkinson-Filmen in lediglich geringfügig abgeänderter Form recycled werden. Manche besonders altbackene Gags wirken so aus der Zeit gefallen, dass es kaum zu glauben ist, dass noch im Jahr 2018 auf solche gesetzt wird.

Die digitale Welt macht dem Oldschool-Agenten Johnny English (Rowan Atkinson) schwer zu Schaffen.

Johnny English (Rowan Atkinson) trägt eine VR-Brille.

Das Bough-Dilemma

Aber es gibt auch etwas Gutes: Bough (Ben Miller) ist wieder da. Wir erinnern uns: Bough war der gutmütige, bescheidene und ausnahmsweise kompetente Agent, der mit engelsgleicher Geduld mit English zusammenarbeitete. Und auch im dritten Teil ist er erneut Englishs Sidekick, der nach wie vor Johnnys Faxen ausgleicht, während er weiterhin von dessen Kompetenz überzeugt ist. Bough ist durch seine (trotz allem) komödiantische Dynamik nach wie vor der beste Charakter des Reihe.

Bough wirft jedoch die Frage auf, für was die Story einen Johnny English braucht, wenn es doch einen kompetenten Bough gibt? Die Antwort ist entlarvend: Für billige Lacher. So kritisch der zweite Teil auch beäugt wurde (der Teil ohne Bough), es wurde zumindest gezeigt, dass English trotz seiner Albernheiten tatsächlich ein eigenständiger und kompetenter Agent sein kann. Das fällt nun weg. Wie im ersten Teil verfällt English in seine arrogante und überhebliche Verhaltensweise (die zudem sexistische Züge angenommen hat), während er nach wie vor Mist baut und bloß durch Zufall und Tollpatschigkeit sowohl Probleme verursacht, als auch wieder löst. Schlimmer wird es noch, wenn Bough die Spionagearbeit (und somit die Handlung) im Hintergrund weiterführt, während English “anderweitig verhindert” ist. Ein klarer Rückfall der Figur English. Aber nicht der einzige …

Bough (Ben Miller) hat es als kompetenter Sidekick zurück ins Filmgeschehen geschafft, auch wenn English dadurch trotteliger wirkt.

Johnny English (Rowan Atkinson) und Bough (Ben Miller) sehen in die Kamera.

Johnny English jagt wen nochmal?

Kommen wir zum Schurken, aka dem offensichtlichen Bösewicht ab der ersten Sekunde. Natürlich verstehen die Charaktere erstmal nicht, dass der Schurke auch wirklich ein Schurke ist. Umso nervtötender ist das für den Zuschauer, der sich konstant darüber ärgert, wie hohl und naiv die Charaktere eigentlich sein müssen, um die Gefahr nicht zu riechen. Selbst die Premierministerin, unterhaltsam gespielt von Emma Thompson, ist so naiv wie ein Kleinkind. Klar ist sie eine gnadenlos überzogene Karikatur, doch selbst aus einer Parodie ließe sich mehr herausholen, als nur eine leichtgläubige Witzvorlage. Dasselbe gilt für die Bond-Girl-Parodie Ophelia (Olga Kurylenko), die als mysteriöse Spionin eine sehr enttäuschende Performance liefert. Ist es zu viel verlangt, in einer Komödie mit ein paar halbwegs anständigen Charakteren rechnen zu dürfen?

Taumelnd über die Ziellinie

Schlimmer jedoch ist das Gefühl, dass wirklich alles altbacken wirkt. Tatsächlich wirkt es so als hätte man sich storytechnisch zu sehr am ersten Teil orientiert. Der unbeholfene Agent, der nur aufgrund von mangelnden Wahlmöglichkeiten ausgewählt wurde, etc.. Wäre da nicht von Englishs vergangener Agentenkarriere die Rede, hätte es genauso gut ein Reboot des ersten Teiles sein können. Auch auf das Thema Altbewährtes vs. Neumodisches (was im übrigen schon in Teil 2 angesprochen wurde) wird nur sehr plump eingegangen und wirkt in der heutigen Zeit überholt und fast schon peinlich. Es mangelt dem dritten Teil an einer Identität und ist dadurch schnell wieder vergessen.

Das führt bedauerlicherweise zu folgendem Fazit:

Fazit

4.3/10
Schwach
Community-Rating:
Handlung 3.5/10
Komik 5.5/10
Schauspieler 4.5/10
Spannung 3.5/10
Visuelle Umsetzung 4.5/10
Details:
Regisseur: David Kerr,
FSK: 6 Filmlänge: 89 Min.
Besetzung: Adam James, Ben Miller, Charles Dance, Emma Thompson, Jake Lacy, Olga Kurylenko, Rowan Atkinson,

‘Johnny English – Man lebt nur dreimal’ ist ein schlechter Witz

Man kann es drehen wie man will, Atkinson hat mit Johnny English 3 sein Potenzial endgültig verbraucht. Während die ersten beiden Teile, so fehlerhaft sie auch waren, zumindest mit ideenreichen und regelmäßig variierenden Gags punkten konnten, verlässt sich Johnny English 3 fast nur noch auf alte, vorhersehbare und gelegentlich sogar schmerzhaft langgezogene Witze. Und auch wenn man an manchen Stellen gnädig lacht, so sind die meisten Lacher bitter und einhergehend mit peinlich-berührtem Kopfschütteln. Selbst von einem Guilty-Pleasure-Film erwarten wir deutlich mehr Variation und Einfallsreichtum. Rowan-Atkinson-Fans kommen zwar auf ihre Kosten, aber abgesehen davon, sollte sich Atkinson aufrichtig überlegen, verstärkt in unverbrauchteren Film-Projekten mitzuwirken. Die Welt ist nicht genug, doch sie hat definitiv genug von Johnny English.

Artikel vom 26. Oktober 2018

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