Kritik: Kleine schmutzige Briefe
NICHT VIEL, ABER GENUG
▶ Jetzt direkt streamen auf:
[jw_add_widget-sc]
NICHT VIEL, ABER GENUG
▶ Jetzt direkt streamen auf:
[jw_add_widget-sc]
In dem 1920er Jahre Örtchen Littlehampton, England, lebt die fromme Christin Edith Swan (Olivia Colman) mit ihrem kontrollierenden Vater Edward (Timothy Spall) und ihrer Mutter Victoria (Gemma Jones). Eines Tages erhält Edith anonyme, sehr unanständige und beleidigende Briefe. Ihr Vater beschuldigt kurzum die Nachbarin – die irische Einwanderin und alleinerziehende Mutter Rose Gooding (Jessie Buckley). Zunächst scheint keine:r zu bezweifeln, dass die laute Frau, die so gar nicht in das fromme Örtchen passt, die Schuldige ist. Doch die „weibliche Polizeibeamtin“ Moss (Anjana Vasan) fängt an zu zweifeln, und auch Ediths Freundinnen beginnen, die Wahrheit zu hinterfragen. Als die Briefe anhalten, beginnt die Wahrheit ans Licht zu kommen, und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Es gilt die Unschuld von Rose zu beweisen!
Es gibt verschiedene Motivationen ins Kino zu gehen. Je nach Stimmung will man etwas tiefgründiges, actionreiches, seichtes oder zu Zeiten auch gerne mal Trash! Regisseurin Thea Sharrock hat mit Kleine schmutzige Briefe einen Film geschaffen, der witzig ist, ohne ins Geschmacklose zu rutschen. Und dabei ist er eben eine einfache Komödie.
„Verehrte Edith, du fuchsteufelsgeile Hure. Du gehörst in die Hölle. Und du bist außerdem ein stinkendes Miststück.“
Ein kleiner schmutziger Brief in Kleine schmutzige Briefe
Doch könnte eben das dem:der ein oder anderen Person zu wenig vorkommen. Die einfache Unterhaltung überschattet nämlich wichtige Themen, die der Film anspricht. So ist ein leitendes Thema die Rolle der Frau Anfang des 20. Jahrhunderts zu Zeiten des Umbruchs durch die Suffragetten. Es wird angesprochen, nicht aber bearbeitet und es hinterlässt auch keinen bleibenden Eindruck.
Doch wird das ausgeglichen durch die Auswahl und vor Allem Leistung der Schauspieler:innen wie Jessie Buckley, Olivia Colman oder Anjana Vasan. Als „weiblicher Polizeibeamter Moss“ muss Letztere sich in ihrem von Männern dominierten Berufsalltag schlagen und schafft es, ihre wiederholte Frustration mit mal mehr, mal weniger subtilen Bewegungen und Gesichtsausdrücken perfekt in Szene zu setzen.
Fast schon überflüssig zu erwähnen ist an der Stelle die Leistung von Olivia. Sie mimt die sympathisch unsympathische, fromme Tochter derart perfekt, dass man sich bis zum Ende nicht ganz sicher ist, ob man ihren Charakter nun mag, oder eben nicht.
Für eine einfache Komödie scheint dieser Zwiespalt in einer Figur eher unüblich und es macht in jeder Minute Spaß, ihr dabei zuzuschauen. Figuren wie das Familienoberhaupt der Familie Swan, gespielt von Timothy Spall, sehen neben ihr wiederum blass aus, was der Handlung und der Message des Filmes dann wiederum – sei es so gewollt oder nicht – zugutekommt. Das Patriarchat unterdrückt auch starke Frauen und lässt schwache Männer das Sagen haben. Ohne Grund, eben einfach nur, weil es so ist, wie es ist.
Zoomt man nochmal raus, lässt sich zwar keine besonders packende, actionreiche oder spannende Handlung rauslesen und doch findet sich ein schöner Plot Twist, wenn auch der Zeitpunkt dafür meinen Geschmack etwas früh in der Geschichte gewählt wurde. Man erwischt sich dabei zu hoffen, dass noch eine unerwartete Wendung passiert, was dann aber leider ausbleibt.
Und doch sitzt man im Kino und freut sich, denn er ist an Stellen echt witzig, vor Allem wenn man Fan von britischem Humor ist! Unterstrichen wird das Ganze schließlich durch die Filmmusik von Isobel Waller-Bridge und ein sehr ästhetisches Gesamtbild, was die Komposition der Bilder, Farben und Inszenierung angeht.
Kleine schmutzige Briefe ist eine schöne Komödie, die nicht versucht mehr zu sein. Trotz Ansprechen wichtiger Themen, kratzt sie daher lediglich an der Oberfläche. Handlungstechnisch gibt es einen guten Plot Twist, der aber bereits recht früh passiert. Die schauspielerischen Leistungen, sowie Filmmusik, Bildkomposition und Inszenierung gleichen einiges wieder aus. Und wer derben, britischen Humor mag und etwas für kreative Beleidigungen übrig hat, macht hier nichts falsch.
Artikel vom 1. April 2024
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!