Das Ende einer Liebesgeschichte
Das Verhältnis zwischen dem X-Men Franchise und Hugh Jackman ähnelt schon fast einer Liebesgeschichte. Kein anderer Schauspieler hat so lange eine Comicfigur verkörpert, wie Hugh Jackman schon seit über 17 Jahren den beliebtesten X-Men Charakter: The Wolverine. Seine Beliebtheit ist nicht wegzudenken, denn er hat es geschafft in jedem der X-Men-Filme (mit Ausnahme des unabhängigen Deadpool-Films) aufzutreten. Selbstverständlich wollte man diesem ikonischen Charakter gerecht werden und ihm das entsprechende Soloabenteuer präsentieren. Was daraus resultierte waren der Flop namens X-Men Origins: Wolverine und der sehr mittelmäßige The Wolverine. Beide scheiterten an Kompromissen, wirren Storys und sehr losen Charakterinterpretationen, die dem jahrhundertealten Veteranen nicht gerecht wurden.
Nun wollte man allerdings etwas Anderes probieren. Zum Ende von Jackmans berühmtester Rolle (und auch der von Patrick Stewart) sollte er unter der Leitung von Regisseur James Mangold und Produzent Simon Kinberg endlich die Freiheiten haben, die Wolverine in den Comics hat: blutig, brutal, unnachgiebig und gleichzeitig erstaunlich authentisch.
Harte Schale, weicher Logan
Die Umbenennung des Filmtitels von Wolverine zu Logan kommt nicht von ungefähr. Endlich soll es mal um die Person hinter dem “Tier” gehen und die Figur “Wolverine” in all ihren Facetten zeigen. Und genau das macht der Film ausgesprochen gut. Der unverwüstliche Mutant ist mittlerweile am Ende seiner Kräfte und klammert sich an das Einzige, was ihm von seiner Familie übrig geblieben ist. Dennoch scheut er sich nicht, die Krallen auf die denkbar blutigste Weise auszufahren. Es ist zweifellos die überzeugendste und gleichzeitig die ergreifendste Interpretation der Figur Wolverine, die jemals auf der Leinwand zu sehen war und den Comics zweifellos gerecht wird.
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Mutanten-Film ohne Mutanten?
“Keine Mutanten mehr” heißt offenbar genauso viel wie “keine gewohnte Mutanten-Action”. Doch Logan Ist kein gewöhnlicher X-Men-Film. Er ist nicht mal ein gewöhnlicher Comicfilm. Stattdessen bekommen wir einen kleinen, aber umso eindrucksvolleren Main-Cast. Dabei sind es gerade Logan und Charles, die die Handlung vorantreiben. Und auch Laura überzeugt auf ganzer Ebene mit ihrer stummen Darstellung, die als “wildes Tier” langsam mit menschlicher Gesellschaft zurecht kommt. Sonst gibt es wirklich kaum Mutanten. Aber sie fehlen auch nicht. Eine befriedigende Exposition, die das Verschwinden der Mutanten erklärt, fehlt dennoch.
Ein emotionaler Comicfilm?
Emotionen sind sicher kein Attribut, das mit Comicfilmen in erster Linie verbunden wird. Wenn, dann nur auf platte, kitschige Weise, die sich nur gelegentlich zwischen den ganzen Actionszenen hervorwagt. Umso erstaunlicher ist es, dass es gerade der Film eines Franchise ist, dessen Prioritäten für gewöhnlich woanders liegen. Es beginnt bereits am Anfang, als Logan den bereits labilen Charles Xavier betreut und ihn mit Medikamenten bei Verstand hält. Wie die beiden “Überreste” der ehemaligen Ikonen in solchen schlimmen Zeiten immer noch zusammenhalten ist einfach nur schön mit anzusehen. Es ist gerade dieser Kontrast zwischen dem zynischen und verbitterten Logan und Charles, der immer noch idealistisch an eine Zukunft glaubt, der die nötige emotionale Tiefe erreicht.
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