Kritik: Maestro
WER IST DER WAHRE MAESTRO?
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Leonard Bernstein (Bradley Cooper) steht eine blühende Zukunft als Dirigent bevor, als er Felicia Montealegre (Carey Mulligan) auf einer Party kennenlernt. Er verliebt sich Hals über Kopf in die aus Chile stammende Schauspielerin, die ihn darin bestärkt, seinem Herzen zu folgen und seinen vielfältigen Leidenschaften in der Musik nachzugehen. Bernstein wird zum Weltstar, doch seine Affären zu jungen Männern stellt die Beziehung der beiden über die nächsten Jahrzehnte nicht nur einmal auf die Probe…
Leonard Bernstein ist gerade mal 25 Jahre alt als ihn 1943 der Anruf erreicht, der ihm mitteilt er solle als Ersatz das New York Philharmonic Orchestra in der Carnegie Hall dirigieren. Das national übertragene Konzert ist ein voller Erfolg und Bernstein wird von Kritikern eine steile Karriere als erster weltweit erfolgreicher amerikanischer Dirigent vorhergesagt. Doch Bernstein will mehr. Er möchte sich nicht auf das Dirigieren beschränken, sondern auch komponieren, lehren und selbst spielen – und das genreübergreifend über Musicals bis zu Film Scores.
Als er die junge Schauspielerin Felicia Montealegre kennenlernt, ist er sofort von ihr eingenommen und beendet seine Beziehung zu Klarinettist David Oppenheim (Matt Bomer). Leonard und Felicia leben einige glückliche Jahre gemeinsam, heiraten, haben drei Kinder und unterstützen sich gegenseitig beim Erklimmen der Karriereleiter. Doch mit den Jahren belasten Leonards zunehmende Eskapaden mit jüngeren Männern und sein Drogenmissbrauch das Familienglück.
Bradley Cooper nimmt mit Maestro einen anderen Blick auf das Genre Biopic. Anstatt sich dem Werdegang des Musikers Leonard Bernstein zu widmen, fokussiert er sich auf dessen Beziehung zu seiner Frau Felicia. Wer also einen tieferen Einblick in Bernsteins Karriere erhofft, ist hier fehl am Platz. Viel mehr schaut sich Maestro wie ein klassisches Ehedrama: Das Paar steigt mit der rosaroten Brille in die Ehe, muss im Verlauf ihres Lebens viele Hürden überwinden, bleibt aber trotz vieler Fehltritte des Ehemanns zusammen.
Hier überzeugt vor allem Carey Mulligan, die mit ihrer Schauspielleistung den Film trägt. Ob in der enthusiastischen Anfangsphase der Beziehung oder Jahre später, als sich Felicia alleine gelassen und hintergangen fühlt – Mulligan brilliert mit einer bewegenden Performance. Ihr Spielpartner und gleichzeitiger Regisseur Bradley Cooper, der Jahre seines Lebens in die Recherche dieser Rolle gesteckt hat, kann mit dieser Leistung nur teilweise mithalten und tritt in gemeinsamen Szenen so eher in den Hintergrund. Er überzeugt vor allem in den – für das Biopic eines Musikers relativ raren – Musikszenen, in denen er dirigiert.
Auch die Story überzeugt nur mittelmäßig und wirkt, als könnte sie sich nicht richtig entscheiden. Cooper startet mit viel Schwung, Kreativität und Surrealismus in die ersten 30 Minuten des Films. Szenenwechsel zwischen Bernsteins Schlafzimmer und der Carnegie Hall finden ohne auffallenden Schnitt statt. Zeit und Distanz der Proben von Leonard und Felicia werden durch die Verbeugung der beiden nahtlos verbunden, die Kamera fliegt nur so durch die Räumlichkeiten und eine Tanzszene in der Bernstein auf einmal Teil des Ensembles wird verweist auf die Problematik, die die Ehe noch jahrelang begleiten wird.
Nach dem ersten Akt des Films flacht die Dynamik dann deutlich ab, verankert sich wieder im Realismus und Maestro wird zu einem teils spröden, sehr Dialog basierten Drama. Das spiegelt zwar die abflachende Beziehung der zwei Hauptfiguren wider, führt aber auch zu einem sehr zähen Mittelteil. Erst gegen Ende des Films wird man von einer starken Carey Mulligan wieder emotional abgeholt.
Cooper umspannt in seinem Film eine große Zeitspanne im Leben des Künstlers und diese wird teils im Schnelldurchlauf und sehr fragmentiert erzählt. Anstatt sich auf einen bestimmten Zeitabschnitt zu fokussieren, nimmt sich Cooper einzelne Ereignisse vor und reiht diese oft ohne viel Kontext aneinander. Zeitliche und zwischenmenschliche Kontexte müssen sich die Zuschauenden deshalb oft selbst erarbeiten oder nach Anschauen des Film ergoogeln.
Was die Story an Lücken hinterlässt, füllt die visuelle Gestaltung des Films allerdings alle Male wieder auf. Set-Design, Kostüm und vor allem auch die Maske geben Maestro die Authentizität mehrere Jahrzehnte zu erzählen. Diese Authentizität spürt man auch in der Kameraarbeit von Matthew Libatique, die die Entwicklung der Geschichte perfekt in ihrer Zeitlichkeit unterstützt. Durch Formatwechsel und einem Wechsel von Schwarz-Weiß in Farbe wird bei den Zuschauenden das Gefühl vermittelt, den zeitlichen Verlauf von den 40ern bis in die späten 80er richtig mitzuerleben.
Maestro ist ein Film mit einem starken Look, der einen neuen Blick auf das Genre Biopic wirft, in dem Bernsteins Frau Felicia im Mittelpunkt steht, was dank der herausragenden Performance von Carey Mulligan auch gut funktioniert. Leider kann der Film mit seinem starken Anfang nicht ganz mithalten und verliert im Mittelteil zunehmend an Momentum und wird in der Erzählung immer fragmentierter, was es schwer macht, mit den Figuren mitzufühlen.
Artikel vom 11. Februar 2024
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