Kritik: Nur noch ein einziges Mal
BITTE NICHT NOCH EINMAL
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Lily Bloom ist nach der Beerdigung ihres Vaters noch emotional aufgewühlt, als sie auf dem Dach eines Apartmentkomplexes zufällig auf den Neurochirurgen Ryle trifft. Auch er kämpft nach einer langen Schicht im Krankenhaus mit seinen Gefühlen, doch die beiden kommen sich schnell näher. Ihre Begegnung wird abrupt unterbrochen, als Ryle wegen eines Notfalls zurück ins Krankenhaus muss. Lily denkt, sie wird den mysteriösen Fremden nie wiedersehen – Bis sich herausstellt, dass Ryle der kleine Bruder ihrer neuen Kollegin und baldigen besten Freundin Alyssa (Jenny Slate) ist.
Ryle, der feste Beziehungen ablehnt und nur unverbindlichen Sex sucht, scheint auf den ersten Blick nicht zu Lily zu passen, die nach Stabilität strebt. Dennoch lassen sich beide auf eine Romanze ein, die wie aus einem Bilderbuch wirkt – inklusive kitschiger Montagen und einer Hochzeit. Doch als Lilys erste Liebe, Atlas, wieder auftaucht, wird sie in ihre schwierige Vergangenheit zurückgeworfen, die von ihrem gewalttätigen Vater geprägt ist (Kevin McKidd). Auch Ryle zeigt schließlich seine wahre, gewalttätige Seite, und Lily findet sich in einem generationsübergreifenden Missbrauchszyklus wieder.
Nur noch ein einziges Mal versucht zunächst, Ryle und Lily als das perfekte Paar darzustellen – Allerdings gelingt das nur bedingt. Vieles wird über kitschige Montagesequenzen erzählt, ohne dass eine tiefere emotionale Bindung spürbar ist oder man wirklich viel über die beiden Charaktere erfährt. Was genau Ryle zu seinem plötzlichen Sinneswandel in Bezug auf Beziehungen bewegt hat, weiß gefühlt nicht mal er selbst. Auch der plötzliche Heiratsantrag und die Off-Screen stattfindende Hochzeit haben nicht die emotionale Wirkung, die sie bieten sollten.
Die Rückblenden in Lilys Vergangenheit und die parallel erzählten Handlungsstränge stören zudem den Erzählfluss und hindern die Zuschauenden daran, eine emotionale Bindung zu den Hauptcharakteren aufzubauen. Atlas ist von Anfang an präsent in der Handlung verankert, was zum einen natürlich darauf hinweist, dass er auch in der Gegenwart nochmals eine Rolle spielen wird, zum anderen wird im direkten Vergleich der beiden Beziehungen schnell klar wo die wirkliche emotionale Bindung liegt. All diese Faktoren vermindern den Schockeffekt den man eigentlich für die zweite Hälfte bräuchte.
Die Hauptdarsteller:innen Blake Lively und Justin Baldoni übernehmen nicht nur Hauptrollen, sondern auch Produktions- und Regieaufgaben. Das hat bereits im Vorfeld zu Kontroversen geführt. Ob Blake Livelys Entscheidung ihre Haarpflegeprodukte im Film zu bewerben angebracht war, sei mal da hingestellt – Ihre Performance als Lily Bloom war jedenfalls durchwachsen.
Während sie die ernsten Szenen, die häusliche Gewalt thematisieren, authentisch spielt, wirken die romantischen Szenen zwischen Lily und Ryle oft gekünstelt. Vor allem bei dem übermäßigen Lachen von Blake Lively fragt man sich das ein oder andere mal was genau denn gerade so lustig ist.
Eher unfreiwillig lustig wirkt oft der Dialog. Der Versuch, RomCom-Elemente einzubauen, scheitert an unpassendem Humor und sorgt eher für unfreiwillige Lacher. Die Créme de la Créme war die Szene, in der Ryle Lily im Krankenhaus einen Heiratsantrag macht, während seine Schwester gerade ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat. Als Lily fragt, ob er das ernst meint, antwortet er mit: „So ernst wie ein Aneurysma.“ In diesem Moment war es mir unmöglich, den Film noch ernst zu nehmen.
Für Zuschauer, die nichts über das Buch wussten, könnte die Wendung der häuslichen Gewalt überraschend kommen, da der Film zu Beginn wie eine leichte Sommerkomödie wirkt. Einerseits zeigt dies, wie unerwartet häusliche Gewalt auftreten kann, andererseits stellt sich die Frage, ob das Thema ausreichend sensibel behandelt wurde.
Die einfachen Antworten des Films auf ein schwieriges Thema spalten sicherlich die Gemüter, denn eines kann man nicht abstreiten: Der Film zeigt eine sehr beschönigte Version einer Situation, die meist komplizierter ist. Es bleibt jedoch wichtig, dass auch leichte Filme auf solche ernsten Themen aufmerksam machen.
Nur noch ein einziges Mal ist ein Film, der versucht, vieles gleichzeitig zu sein, aber am Ende nichts richtig schafft. Das ernste Thema der häuslichen Gewalt wird zwar angesprochen, doch geht im unbeholfenen Kitsch unter. Weder die RomCom-Elemente noch die dramatischen Wendungen entfalten ihre volle Wirkung. Ohne die prominente Besetzung und die Popularität der Buchvorlage hätte der Film vermutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten. Für mich steht fest: Diesen Film werde ich wirklich nur ein einziges Mal sehen.
Artikel vom 9. September 2024
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