8.3/10

Kritik: Spider-Man: Across the Spider-Verse

SPIDER-MANIA

Jetzt direkt streamen auf:

[jw_add_widget-sc]

Genres: Action, Animation, Comic, Startdatum: 01.06.2023

Interessante Fakten für…

  • Phil Lord und Christopher Miller haben Sony gesagt, dass der Produktionsumfang der Fortsetzung genauso groß sein würde, wie Into the Spider-Verse. Doch am Ende war es mit rund 1.000 Leuten die größte Crew, die jemals an einem Animationsfilm gearbeitet hat. Sie fügten hinzu, dass es 240 Charaktere gibt und der Film in sechs Universen spielt.
  • Der Film hat eine Laufzeit von 140 Minuten. Damit ist er der bislang längste amerikanische Animationsfilm und übertrifft den bisherigen Rekordhalter Consuming Spirits (2012) um 4 Minuten.

Mit Spider-Man: Across the Spider-Verse will Sony den Spider-Neuling Miles Morales nochmal ins Spiderversum schicken. Kann Sony den vorherigen Erfolg nochmal toppen und ein für alle mal beweisen, dass die Marke Spider-Man bei ihnen am besten aufgehoben ist?

Avatar-Foto
#FantasyFanatic #Comicserien #AfterCredit

Darum geht’s

Wie jeder Spider-Man muss auch Miles Morales (Shameik Moore) lernen, seine Superheldenverantwortung mit seinem Privatleben zu verbinden. Und damit hat er immer größere Probleme. Er vernachlässigt seine Schularbeiten und verpasst selbst wichtige Familienfeiern. Seine Eltern werden immer ratloser, während Miles sich immer stärker zurückzieht. Die Wahrheit sagen kann er Ihnen nicht. Hinzu kommt, dass er Gwen Stacy (Hailee Steinfeld) vermisst, die aus einer anderen Dimension stammt.

Umso überraschter ist er, als eben diese Gwen Stacy ihn aus heiterem Himmel besucht. Sie erzählt ihm, dass der Spider-Man Miguel O’Hara (Oscar Isaac) sie zu einem Mitglied der Spider-Gesellschaft gemacht hat, in der sich alle Spider-Men aus allen Ecken des Spider-Versums zusammengetan haben. Das kommt ihr gelegen, zumal sie selbst familiäre Probleme aufgrund ihrer Geheimidentität hat. Nun jagt sie Feinde aus anderen Dimensionen, denn offenbar gibt es immer noch Risse im Multiversum, die es zu stopfen gilt.

Und eines davon befindet sich direkt in Miles’ Universum: Ein bizarrer Schurke namens Spot (Jason Schwartzman) kann schwarze Portale erschaffen, mit denen er den Raum manipulieren und durch Dimensionen reisen kann. Er gibt Miles die Schuld an seiner Entstehung und will durch weitere Teilchenbeschleuniger zu dessen mächtigsten Erzfeind werden – auch wenn er dafür das ganze Spider-Versum auseinanderreißen muss…

Eine Spinne, sie zu knechten…

Marvel hat es nicht leicht. Ihr goldenes Zeitalter ist vorbei und alles was ihnen noch bleibt, sind mittelmäßige Fortsetzungen und am Fließband produzierte Serien, die fast nur von Kontroversen getragen werden. Aber was bleibt zu erwarten, wenn die große Disney-Maus der Kreativität offenbar den Krieg erklärt hat. Selbst experimentelle Ableger erweisen sich als enttäuschend, so auch Doctor Strange in the Multiversum of Madness das sowohl das “Multiversum” als auch das “Madness” vermissen ließ. Einzig Spider-Man: No Way Home erwies sich als überwältigender Erfolg, doch es erinnerte Marvel gleichzeitig an ihren größten Fehler:

Sie haben vor Jahrzehnten Sony die Rechte an Spider-Man verkauft, ihrem größtem geistigen Eigentum. Und nach mehreren Fehlschlägen hat Sony mit Spider-Man: A New Universe endlich das Riesenpotenzial erkannt, das damit einher geht. Der comichafte Animationsstil war bahnbrechend und die Erforschung des Spider-Verse-Konzeptes hat es in der Form noch nicht gegeben. So ist es auch kein Wunder, dass Sony den Regisseuren grünes Licht gibt, um noch weiter aufzudrehen – und Marvel dabei links liegen lässt.

Keine Zeit für Arachnophobie

Um die Spider-Verrücktheit komplett aufzudrehen, präsentierte uns Sony beim letzten Mal ganze sechs Spinnenmenschen aus verschiedenen Universen. Doch erst jetzt lernen wir, dass es nicht mal ansatzweise ausreicht. Wie es sich herausstellt, brauchen wir nun ein ganze arachnoide Armee, um auf der Höhe zu bleiben. Doch glücklicherweise nimmt man sich hier trotzdem genug Zeit, um auf die Hauptspinnenmenschen einzugehen. So hat Miles mit seiner neuen Familiendynamik zu kämpfen, wobei nun auch glücklicherweise beide Elternteile von ihm stärker beleuchtet werden. Und auch Gwen, die zuvor eher eine unterstützende Rolle hatte, wird stärker beleuchtet. Die ganze Einführung wird ihr gewidmet, ebenso wie ihrem Verhältnis zu ihrem Vater, der als Polizist jagt auf Spider-Woman macht – ohne ihre wahre Identität zu kennen, versteht sich. Die Hauptcharaktere werden bei all dem Spider-Chaos nicht vernachlässigt.

Doch widmen wir uns nochmal kurz den ganzen Spidermännern und Frauen zu. Dabei holt man mal spontan alles raus, was jemals über die Netzschwinger erschienen ist: Indischer Spider-Man? Check. Videospiel-Spider-Man? Check. T-Rex Spider-Man? Selbstverständlich! Das Regisseur-Team ist sich für kein Absurdum zu schade. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Easter Eggs man da tatsächlich reingepackt hat.

Doch zum Glück beschränkt man sich hier nicht nur auf billige Gimmicks, wie es schon zu oft bei Comicadaptionen der Fall ist. Tatsächlich wird hier sehr clever darauf eingegangen, was sie alle miteinander verbindet und was erforderlich ist, um ein Spider-Man zu werden. Das wird vor allem durch den Anführer Miguel O’Hara verdeutlich, der mit eiserner Faust den Spider-Mythos aufrecht erhalten will. Selten hat man Metafiktion so gut in eine Adaption eingefügt. Und das vor allem in die Geschichte von Spider-Man, die schon ausgelutscht wirkte.

Einfach nur… WOW!

Die Animation! Verdammt, die Animation! Wie haben die es geschafft, die Animation so stark aufzudrehen? In Across the Spider-Verse gehört sie zu dem Erstaunlichsten, was man in diesem Medium gesehen hat. Die Farben, die psychedelischen Stilmittel, die Variationen – Es ist überwältigend. Man müsste den Film mehrmals ansehen, um sich all die Details einzuprägen, die auf einen geschleudert werden.

Doch das beeindruckendste ist es, wie sehr man das Konzept des Multiversums der Animation zugute kommt. Jedes Universum und jeder Spider-Man wirken allein durch ihre visuelle Darstellung einzigartig. Das beginnt bereits in Gwens Welt, die von transparenten und nebulösen Farben geprägt ist, die ihre Emotionen widerspiegeln. Noch auffälliger ist dabei der anarchistische Spider-Punk Hobie Brown (Daniel Kaluuya) der so aussieht als sei er aus Punk Rock Postern der 70er Jahre herausgeschnitten worden. Und wenn es dann um den Spot geht, springt man über auf ein minimalistisches Schwarz-Weiß, dass schnell ins Verstörende abdriftet. Der Aufwand, die Kreativität und die Liebe zu Details ist dabei beeindruckend.

Doch es gibt ein kleines Problem:

Epileptisches Animations-Flexing

Bereits im ersten Teil gab es Szenen, die überzogen wirkten, um auf auffällige Animationen zu setzen. Verständlich, zumal man so einen Animationsstil so noch nicht gesehen hat. Der zweite Teil setzt hier weiter an, doch er übertreibt etwas mit den Animationen. Alles ist ständig in Bewegung und verträgt einfach keine Pause. Vor allen Dingen Actionszenen sind ziemlich in die Länge gezogen und wirken mit der Zeit etwas chaotisch. Ab einem gewissen Zeitpunkt hat man Probleme zu erkennen, wo oben oder unten ist. Das ist natürlich bei dem Netzschwinger zu erwarten, doch Across the Spider-Verse übertreibt es hier. Es ist schon ein Wunder, dass es bis jetzt keine epileptischen Anfälle gab.

Genauso sticht auch der Drang zur ellenlangen Sprücheklopferei hervor. Klar, ohne beißende Dialoge und sarkastische Meta-Sprüche kann man heutzutage keinen Comicfan mehr hinterm Ofen hervorlocken. Doch auch hier ist es zum Teil so vollgepackt, dass es schon ablenkend wirkt, vor allem wenn bei einer Actionszene vieles auf dem Spiel steht. Und klar hat der Film auch seine ruhigen und emotionalen Szenen, doch nach dem Überschuss an Animationsfeuerwerken fühlt sich der Wechsel leicht abrupt an.

Und auch so hat Across the Spider-Verse mit strukturellen Problemen zu kämpfen, denn eines muss man unbedingt hervorheben:

Miles Morales will return

Ich sag es schonmal im Voraus: Der Film ist ein Zweiteiler, der mit Beyond the Spider-Verse nächstes Jahr fortgeführt wird. Das wird für einige als Überraschung kommen, zumal der letzte Teil relativ abgeschlossen wirkte. Deshalb sollte man sich nicht überrascht fühlen, wenn man bestimmte Charaktere zu spät einführt, oder viel Zeit einem Charakter zuwidmet, nur um ihn über einen großen Zeitraum komplett auszulassen. Das beste Beispiel ist hier der Möchtegernschurke Spot: Als unerfahrener Bösewicht stellt er sich extrem ungeschickt an und wirkt als einfache Monster-of-the-Week-Witzfigur – bis er seine Portalfähigkeiten verstärkt. Ein interessanter Schurke, der leider in der zweiten Hälfte des Filmes kaum mehr vorkommt.

Diese chaotische Handlung erkennt man auch an der Länge: Der Film dauert 140 Minuten und man fühlt diese auch. Tatsächlich hätte man ein Viertel davon kürzen oder diesen einfach in die kommende Fortsetzung verschieben können, ohne dass es dem Film geschadet hätte. Man wollte hier einfach so viele Wendungen und Twists in diesen Teil packen, um auf einem extremen Höhepunkt aufzuhören. Das ist zwar gelungen, wirkt aber trotzdem überhäuft.

Fazit

8.3/10
Stark
Community-Rating:
Handlung 6.5/10
Charaktere 8.5/10
Action 8/10
Visuelle Umsetzung 10/10
Emotionen 8.5/10

Spider-Man: Across the Spider-Verse ist eine Liga für sich. Nicht nur ist es eine der experimentellsten Comicadaptionen bis jetzt, man wird auch mit visuellen Eindrücken absolut überhäuft. Die Ausmaße sind gewaltig, der metafiktionale Aufbau des Spider-Versums erstaunlich clever und man findet auch Zeit für die persönlicheren und emotionaleren Momente mit Miles und Gwen.

Und auch wenn der Film für einen Zweiteiler an einigen Stellen zu überhäuft und chaotisch wirkt, so hat man zweifellos etwas Großes geschaffen.

Es bleibt nur noch zu fragen, wie man diesen Spider-Wahnsinn im zweiten Teil überhaupt noch toppen kann?

Doch nichtsdestotrotz sollte für Sony eines nun unmissverständlich klar sein: Gebt Spider-Man auf keinen Fall an Marvel zurück!

Artikel vom 10. Juni 2023

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

4001Reviews.de (V4) – Seit 2015