Kritik: Spider-Man – No Way Home
SPIDER-MAN ENTTARNT! WAS NUN?
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Peter Parkers (Tom Holland) geheime Identität ist aufgeflogen. Nun weiß die ganze Welt, dass er als maskierte Spinne netzschwingend für Tumulte sorgt. Für einige ist er ein Held und für andere ein Schurke. Letzteres gilt vor allem für den ikonischen Nachrichtensprecher J. Jonah Jameson (immer noch hervorragend gespielt von J. K. Simmons), der Spider-Man zum Staatsfeind Nr.1 erklärt. Nun haben es alle auf ihn und seine Familie und Freunde abgesehen. Peter ist sich bewusst, dass weder er noch seine Familie jemals wieder ein normales Leben haben werden. Doch wie kann alles zum Status Quo zurückkehren?
Peter weiß, dass er Hilfe brauchen wird. Magische Hilfe! Also geht er zu dem größten (und einzigen) Zauberer, den er kennt: Doktor Stephen Strange (Benedict Cumberbatch). Parker schafft es, Strange zu einem Zauberspruch zu überreden, mit dem alle Peter Parkers geheime Identität vergessen.
Doch der Zauberspruch geht schief und erst mit der Zeit begreift Parker, wie schief er gegangen ist: Aus dem Nichts scheinen Besucher zu kommen, die ebenfalls Peter Parker als Spider-Man kennen – oder zumindest einen Peter Parker als Spider-Man.
Tatsächlich wirken diese Schurken so, als wären Sie nicht ganz von dieser Welt…
Vor zwei Jahren endete Spider-Man – Far From Home mit einem Knall. Wie aus dem Nichts wurde Spider-Mans Identität vor der Öffentlichkeit enttarnt und alles hat sich komplett verändert. Diese eine Aktion schaffte es, das MCU-Franchise, das scheinbar nach Endgame ausgebrannt war, mit neuem Leben zu fühlen. Auch wenn wir mit Disney+-Serien wie Wandavision oder Filmen wie Eternals bei Laune gehalten wurden, so scheint es einen klaren Fokus zu geben, auf den das MCU nun zusteuert: Spider-Man und das Multiversum.
Erstaunlicherweise verkörpert No Way Home diese Richtung damit, dass es wenig Bezug zu vorherigen MCU-Ereignissen aufbaut. Abgesehen von Doktor Strange gibt es kaum Verweise auf Peter Parkers Zusammenarbeit mit den Avengers, sodass er sein eigenes Abenteuer haben kann. Und dieses hat es in sich. Tatsächlich ist es sehr schwer, über den Film zu sprechen, ohne an einer Stelle zu spoilern. Dafür ändert er schnell die Handlung und die Ereignisse, sodass es nie wirklich vorhersehbar ist, in welche Richtung es geht. Ein klarer Vorteil und eine weitere Erinnerung daran, dass man Trailern nicht trauen sollte.
Alles schön und gut. Doch wer sind denn nun diese “Besucher”, die da aufgetaucht sind? Einer davon ist der Spider-Schurke Doc Ock. Doch nicht irgendein neuer Doc Ock. DER Doc Ock aus dem allerersten Spider-Man 2! Nach ganzen 17 Jahren verleiht Alfred Molina dem Oktopus-Mann neues Leben. Dieser ist nach wie vor derselbe: Spricht mit seinen Tentakeln und ist besessen mit der Macht der Sonne. Doch aus irgendeinem Grund ist er beim falschen Spider-Man in einem falschen Universum. Und spätestens nachdem der Green Goblin aus dem originalen Spider-Man (Willem Dafoe) seine ikonische Bombe geworfen hat, wird klar: Doc Ock ist nicht der einzige Spider-Schurke, der sich verlaufen hat.
Diese Prämisse ist so verrückt wie genial. Nun treffen sich die ganzen Spider-Generationen und was sie ausmachten. Sie bringen sich hervorragend in die Handlung ein und haben (zum Großteil) eine tolle Dynamik mit dem neuen Spider-Man. Dabei machen die Autoren nicht den Fehler, die Persönlichkeit der Schurken an die “moderneren” Superhelden-Filme anzupassen. Sie sind nach wie vor so kitschig und abgedreht, wie sie es in den originalen comichaften Spider-Man Teilen waren. Und auch wenn diese Eigenarten im neuen Film satirisch behandelt werden, so werden wir daran erinnert, was sie überhaupt erst so ikonisch und einprägsam gemacht hat.
“Tschuldigung, wie war nochmal Ihr Name?”
“Dr. Otto Octavius.”
“Warten Sie. Nein, ohne Witz. Wie heißen Sie wirklich?”
Peter Parker zu Dr. Otto Octavius aka Doc Ock in Spider-Man: No Way Home
Genau wie die unvorhersehbare Handlung ist es auch schwer zu durchschauen, was für einen Ton der Film einschlagen wird. Deshalb eines vorweg: An einigen Stellen wird der No Way Home düster. Sehr düster. Doch am Anfang scheint es nicht so. Wenn man dem Film etwas vorwerfen könnte, dann dass der emotionale Ton etwas ungleichmäßig hin und her springt. Auf eine schockierende Enthüllung am Anfang kommen ein paar komödiantische Elemente, bevor es wieder ernst wird. Und auch später wird ein lockeres Setting schnell von einem düsteren und emotionalen Moment abgewechselt – Nur um danach wieder komödiantischer zu werden. Es wirkt an manchen Stellen, als hätte man den emotionaleren Momenten nicht so viel Zeit gewidmet und dafür einige Dialoge und Referenzen zu sehr in die Länge gezogen.
Hinzu kommt, dass einige Entwicklungen nach wie vor zu konstruiert wirken. Damit es zu dieser Ausgangssituation kommen konnte, brauchte es ein paar sehr fragwürdige Vorkommnisse. Man bekommt das Gefühl, dass man auch anders hätte lösen können. Gleichzeitig werden wir daran erinnert, dass Peter Parker trotz allem, was er durchgemacht hat, immer noch ein Teenager ist, der zwischen zwei Leben hin- und hergerissen ist. Von dieser Betrachtungsweise aus, kann man auch über solche Momente hinwegsehen.
Spider-Fanservice trifft das nicht mal ansatzweise. Was in No Way Home abgeht, überschreitet alles, was man sich für das MCU hätte vorstellen können. Die Idee eines gemeinsamen Spiderverses ist zwar mit Spider-Man: A new Universe nicht neu, doch noch nie hat man es in so einer buchstäblichen Form gemacht, die schon einen Meta-Level erreicht. Der Film ist überfüllt mit Verweisen, Referenzen und früheren Storyelementen, die aufgegriffen und auch zu Ende gebracht werden. No Way Home ist voll von Überraschungen, die nicht zu Ende gehen wollen. Genauso gut könnt Ihr euch auf sehr überraschende Cameos einlassen, die Ihr so nicht erwartet hättet.
Nun muss man sich allerdings fragen, wie sich die Zuschauer zurechtfinden, die sich nicht mit den Spider-Man Filmen auskennen. Denn abgesehen vom MCU müsste man noch die vorherigen Spider-Man Inkarnationen und am besten auch ein paar Marvel Ableger abseits vom MCU kennen, um ihn gänzlich zu verstehen. Doch auch wenn diesen Zuschauern einige der Referenzen entgehen, so werden sie genug Informationen erhalten, um den Ereignissen nachvollziehbar folgen zu können. Ähnlich wie dem Spiderverse-Pendanten werden wir in kurzer Zeit mit vielen Spider-Charakteren konfrontiert, ohne dass es zu überfüllt wirkt.
Spider-Man: No Way Home ist Spider-Fanservice par excellence! Der Film läuft fast über mit Spider-Nostalgie, vergisst dabei aber nicht, die nötigen Emotionen und clevere Handlungswendungen einzubringen. Selbst nach Endgame hat das MCU gezeigt, dass es immer noch auf unerwartete und fast schon dreiste Weise überraschen kann. Zwar ist der emotionale Ton nicht immer einheitlich und einige Entwicklungen wirken zu konstruiert. Doch das täuscht nicht davor zurück, dass man mit No Way Home einen Superhelden-Film geschaffen hat, den man so noch nicht gesehen hat.
Zuschauern wird der Film gefallen. Fans werden im Spider-Himmel sein. Ein großer Erfolg für die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft.
Artikel vom 19. Dezember 2021
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