7.5/10

Kritik – The Trial of the Chicago 7

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Genres: Drama, Historienfilm, Thriller, Startdatum: 16.10.2020

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Mit dem Gerichtsthriller ‘The Trial of the Chicago 7’ meldet sich Drehbuchgenie Aaron Sorkin nach kurzer Pause wieder zurück. Warum der auf wahren Begebenheiten beruhende Filme trotz einiger Mängel überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer Kritik.

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#ComingOfAge #Dramedy #BesterHobbyKoch

Darum geht’s

Chicago, 1968: Die Aktivisten David Dillinger (John Carroll Lynch), Rennie Davis (Alex Sharp), Tom Hayden (Eddie Redmayne), Abbie Hoffman (Sacha Baron Cohen), Jerry Rubin (Jeremy Strong), Bobby Seale (Yahya Abdul-Mateen II), John Froines (Danny Flaherty) und Lee Weiner (Noah Robbins) stehen vor Gericht. Der Grund? Die acht Männer sollen sich gegen die U.S.A. verschworen und während groß angelegter Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg, die zeitgleich mit der Democratic National Convention stattfanden, Demonstrant:innen zu Gewalt und Vandalismus gegen die Stadt und die Polizei angezettelt haben.

Gemeinsam mit ihren Anwälten William Kunstler (Mark Rylance) und Leonard Weinglass (Ben Shenkman) versuchen die Angeklagten dem Richter Julius Hoffman (Frank Langella) und Anwalt Richard Schultz (Joseph Gordon-Levitt) ihre Unschuld zu beweisen.

Geschichte miterleben

Spielfilme über wahre Begebenheiten haben immer einen besonderen Reiz. Anders als Sachbücher machen sie Geschichte im besten Fall erlebbar und transportieren uns mitten ins Geschehen. Doch fiktive Stoffe basierend auf wahren Begebenheiten bringen auch immer potenzielle Fettnäpfchen mit sich. Wie treu bleibt man der wahren Geschichte? Wie viel erfindet man für dramaturgische Zwecke? Wie komprimiert man komplexe Ereignisse, die sich teilweise über Jahre hinwegzogen, in einen zweistündigen Film?

Tom Hayden (Eddie Redmayne) ist eine der Angeklagten, die als die “Chicago 7” bekannt wurden.

Eddie Redmayne als Tom Hayden in The Trial of the Chicago 7 (2020)

Drehbuchautor und Regisseur Aaron Sorkin kennt sich zum Glück gut mit Gerichtsdramen und Geschichten basierend auf wahren Begebenheiten aus. Das beweisen Werke wie Eine Frage der Ehre, The Social Network und Molly’s Game: Alles auf eine Karte sowie die Serie The West Wing: Im Zentrum der Macht. Paart man diesen Hintergrund mit einem Traumbesetzung bestehend aus Stars wie Yahya Abdul-Mateen II, Eddie Redmayne, Sacha Baron Cohen und Mark Rylance, um nur einige zu nennen, steht dem perfekten Film eigentlich nichts mehr im Wege… oder?

Glücklicherweise stellt Sorkin sein Können auch mit The Trial of The Chicago 7 unter Beweis. Mal wieder serviert er ein starkes Drehbuch, das zahlreiche knallharte und intelligente Dialoge bereithält. Gerichtsdramen werden oftmals ziemlich schnarchig und verlieren sich in Details, das ist hier zum Glück nicht der Fall. Der Film schafft es dank der ohnehin schon beeindruckende Geschichte rund um die Gerichtsverhandlung und trotz ihrer zum Teil hohen Komplexität bis ans Ende spannend zu bleiben. Neben den starken Dialogen ist Sorkin vor allem die Charakterzeichnung der Angeklagten und der Ankläger besonders gut gelungen. Auch wenn wir nicht viel mehr als das Nötigste über die Akteure erfahren, wirken sie doch greifbar und nicht nur wir Abziehbilder ihrer Selbst.

In Sorkins Historienfilm wird Geschichte auch dank der tollen Darsteller:innen lebendig.

Jeremy Strong als Jerry Rubin, Alex Sharp als Rennie Davis, John Carroll Lynch als David Dillinger und Sacha Baron Cohen als Abbie Hoffman in The Trial of the Chicago 7

Drehbuchautor und Regisseur Aaron Sorkin kennt sich zum Glück gut mit Gerichtsdramen und Geschichten basierend auf wahren Begebenheiten aus. Das beweisen Werke wie Eine Frage der Ehre, The Social Network und Molly’s Game: Alles auf eine Karte sowie die Serie The West Wing: Im Zentrum der Macht. Paart man diesen Hintergrund mit einem Traumbesetzung bestehend aus Stars wie Yahya Abdul-Mateen II, Eddie Redmayne, Sacha Baron Cohen und Mark Rylance, um nur einige zu nennen, steht dem perfekten Film eigentlich nichts mehr im Wege… oder?

Glücklicherweise stellt Sorkin sein Können auch mit The Trial of The Chicago 7 unter Beweis. Mal wieder serviert er ein starkes Drehbuch, das zahlreiche knallharte und intelligente Dialoge bereithält. Gerichtsdramen werden oftmals ziemlich schnarchig und verlieren sich in Details, das ist hier zum Glück nicht der Fall. Der Film schafft es dank der ohnehin schon beeindruckende Geschichte rund um die Gerichtsverhandlung und trotz ihrer zum Teil hohen Komplexität bis ans Ende spannend zu bleiben. Neben den starken Dialogen ist Sorkin vor allem die Charakterzeichnung der Angeklagten und der Ankläger besonders gut gelungen. Auch wenn wir nicht viel mehr als das Nötigste über die Akteure erfahren, wirken sie doch greifbar und nicht nur wir Abziehbilder ihrer Selbst.

Ist das wirklich Nichts als die Wahrheit?

Doch wie bereits zu Beginn erwähnt, bedeuten Filme basierend auf wahren Begebenheiten auch Fettnäpfchen. Und The Trial of the Chicago 7 stampft in das ein oder andere hinein. So änderte Sorkin den zeitlichen Ablauf einiger Ereignisse zugunsten der Dramaturgie ein wenig ab. Nicht immer handeln die Figuren im Gerichtsdrama wie ihre realen Vorbilder und einige Ereignisse und Gegenstände sind schlichtweg frei erfunden. Eine gängige Praxis bei dieser Art von Filmen, mir persönlich stößt sie aber immer ein bisschen sauer auf. Hier findet ihr übrigens einen detaillierteren Artikel zu diesem Thema.

Ein besonders „gutes“ Beispiel für ein unnötig erdachtes Ereignis finden wir ca. zur Hälfte des Films: Eine Demonstrantin wird fast vergewaltigt, bevor sie von einem der Protagonisten gerettet werden kann. Problem Nr. 1: Belege für diese Rettungsaktion gibt es nicht, also warum so eine Szene überhaupt erst einbauen? Problem Nr. 2: In einer Geschichte, in der Frauen zugunsten der historischen Genauigkeit vor der Kamera keine große Präsenz haben, ist es absolut nicht notwendig, Frauen in so einer Opferrolle zu inszenieren. Fair enough: Sorkin erdachte sich auch eine weibliche Agentin, die absolut nicht in eine Opferrolle gedrängt wird. Eine starke Frauenfigur rechtfertigt das Existieren dieser Fast-Vergewaltigungsszene aber definitiv nicht.

Ein Gerichtsaal voller A-Lister

Wenn man über The Trial of the Chicago 7 spricht, kommt man an dem bereits erwähnten Traumbesetzung nicht vorbei. Der Cast strotz so dermaßen vor talentierten Schauspieler:innen, dass man gar nicht genau weiß, wer die meisten Lorbeeren ernten darf. Ohne Zweifel ist Yahya Abdul-Mateen II, der den völlig zu unrecht angeklagten Black-Panther-Aktivisten Bobby Seale spielt, ganz vorne mit dabei. Abdul-Mateen II lässt uns die Ungerechtigkeit und die damit einhergehende Wut auf ein ganzes System mit jeder Bewegung, mit jedem Satz spüren und lässt einen wahrlich sprachlos zurück.

Ebenso an der Spitze steht das Multitalent Sacha Baron Cohen, der, wenn man sich Originalaufnahmen von Abbie Hoffman anschaut, perfekt gecastet wurde. Baron Cohen transportiert den Witz und die Intelligenz des Aktivisten eindrucksvoll, auch wenn die Film-Version von Abbie Hoffman weniger revolutionär wirkt als das reale Vorbild. Aber das ist nicht die Schuld des Schauspielers, sondern die des Drehbuchs. Auf der Seite der Antagonisten ist Frank Langella als Richter Julius Hoffman (nicht verwandt mit Abbie Hoffman) zu erwähnen. Langella verkörpert den rassistischen und ignoranten Richter so gut, dass auch bei mir der ein oder andere Funken Wut und Entsetzen gegenüber ihm und dem unfairen System, das ihm seine Machtposition ermöglichte, aufkam.

Die Darstellung des Black Panther Aktivisten Bobby Seale von Yahya Abdul-Mateen II ist unglaublich packend.

Yahya Abdul-Mateen II als Bobby Seale und Mark Rylance als William Kunstler in The Trial of the Chicago 7

Auf technischer Ebene ist The Trial of the Chicago 7 dem Genre entsprechend gut umgesetzt. Gerichtsdramen wirken oft sehr statisch und ermüdend, meistens passiert in einem Gerichtssaal außer Reden ja nicht so viel. Doch auch dank einer, im Rahmen des Möglichen, dynamischen Kamera, die besonders bei den angesprocheneren hitzigen Dialogen zur Hochform aufläuft, bleibt es durchweg spannend. Einen besonders tollen Kniff haben sich die Macher:innen hinter der Kamera für die Demonstrationsszenen einfallen lassen: Besagte Szenen wurden mit Archivaufnahmen der realen Demonstrationen zusammengeschnitten, was das Publikum beim Schauen auf einfallsreiche Art und Weise daran erinnert, dass sich die Ereignisse tatsächlich so, oder so ähnlich, abgespielt haben. Meiner Meinung nach hätte man diese Idee gerne noch öfter einsetzen können.

Fazit

7.5/10
Gut
Community-Rating:
Handlung 8/10
Schauspiel 7.1/10
Dialoge 8/10
Tiefgang 7.6/10
Spannung 6.9/10

‘The Trial of the Chicago 7’ – Ein gutes, aber kein perfektes Urteil

Mit The Trial of the Chicago 7 macht Drehbuchautor und Regisseur Aaron Sorkin eine zumindest in Deutschland eher unbekannte Gerichtsverhandlung zur Zeit des Vietnam-Krieges erlebbar. Mit seinem Traumcast und packenden, intelligent geschriebenen Dialogen kann der Film überzeugen. Doch einige historische Ungenauigkeiten und unnötig erdachte Szenen sorgen mehr als einmal für Ärgernis.

Artikel vom 17. April 2021

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