7.3/10

Kritik: Triple Frontier

ALPHATIERE IM DSCHUNGEL

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Genres: Action, Thriller, Startdatum: 13.03.2019

Interessante Fakten für…

  • Nachdem Tom Hardy und Channing Tatum das Projekt wegen kreativer Änderungen im umgeschriebenen Drehbuch verlassen hatten, übernahmen einen Monat später Ben Affleck und Oscar Isaac die jeweiligen Rollen.
  • Tres Fronteras (portugiesisch: Três Fronteiras, englisch: Drei Grenzen) ist der spanische Name für ein Gebiet des Amazonas-Regenwaldes im oberen Amazonasgebiet in Südamerika. Es umfasst den Dreipunkt, an dem sich die Grenzen von Brasilien, Peru und Kolumbien treffen, und ist nach diesem Punkt benannt. Der obere Amazonas fließt durch dieses Gebiet.

Was nicht gut genug für das Kino ist, wird von Netflix adoptiert. Der VoD-Service ist praktisch ein Waisenhaus für Filme ohne finanzielles Erfolgsversprechen. Dabei hat der Action-Thriller “Triple Frontier” theoretisch alles, was ein Blockbuster braucht. Ob das Netflix-Original mehr als nur Pflichterfüllung ist, erfahrt ihr in der Kritik.

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#PotterUltra #SchwerMetaller #Storyteller

Darum geht’s

Santiago (Oscar Isaac) ist militärischer Berater in Kolumbien und legt Drogendealern das Handwerk. Schon seit langer Zeit verfolgt Santiago Drogenboss Lorea, der sich mit seinem ganzen Geld im Dschungel verschanzt hat – irgendwo im Länderdreieck “Tres Fronteras”.

Für die Mission heuert Santiago seine vier Ex-Spezialeinheit-Kumpels an. Redly (Ben Affleck, Justice League), Ironhead (Charlie Hunnam, Die versunkene Stadt Z), Catfish (Pedro Pascal, Narcos) und Ben (Garrett Hedlund) wissen noch nicht, dass die Operation von keiner militärischen Instanz abgesegnet wurde – Santiago möchte den Drogenboss auf eigene Faust ausrauben und die erbeuteten 75 Millionen Dollar mit seinen Kumpels teilen.

Hans im Glück – Neuinterpretation?

Wer kennt das berühmte Märchen der Gebrüder Grimm? Hans verdient sich einen Klumpen Gold bei der Arbeit und kommt schließlich mit leeren Händen zu Hause an. Gegen eben dieses Schicksal kämpft das Einsatzteam an: Wie erbeutet man eine Tonne Geldscheine und transportiert diese anschließend durch den Dschungel, über die Anden, über das Meer und schließlich nach Hause? Das ist eine ungeheuer effektive Prämisse für einen Action-Film und Triple Frontier spielt dabei mit den Erwartungen der Zuschauer.

Vielleicht ist der Film doch mehr als reine Pflichterfüllung? Aber kommen wir erst zu den Klischees.

Testosteron-Party

Triple Frontier zelebriert Männlichkeit. Der beinharte und ausschließlich männliche Hauptcast erinnert an konservative Action-Filme wie The Expendables, A Team oder The Fast and the Furious. Wir lernen die Charaktere im Boxring oder in der Garage kennen und schauen zu, wie sich jeder mit jedem zur Begrüßung inbrünstig umarmt und seine Buddy-Liebkosungen ausspricht – Machos mit Hang zur Homoerotik.

Die Dynamik der fünf Hauptdarsteller ist platt und dennoch charmant. Wie in jedem anderen Heist-Movie haben wir eine Gruppe von Alphatieren, die sich mehr durch ihre Fähigkeiten als durch ihre Charaktereigenschaften auszeichnen. Pedro Pascal ist der Pilot, Charlie Hunnam der Koordinator, und so weiter. Wenn Affleck, Isaac, Pascal und Hunnam zusammen in einer Szene sind, ist das aber auch ohne eine Zeile Dialog genug Charisma, um den Film zu tragen. Pflicht erfüllt.

Der Cast von Triple Frontier liest sich absolut nicht wie ein Action-Film zweiter Klasse.

Oscar Isaac, Charlie Hunnam, Ben Affleck und Garrett Hedlund stehen vor einem Container in einem Szenenbild für Kritik Triple Frontier

So effektiv sind die Thrills

Triple Frontier setzt nicht auf bombastische Action-Einlagen im Stil von Michael Bay, sondern platziert seine Set-Pieces ungezwungen in Handlung und Setting. Die Story steht im Vordergrund, nicht das Kabumm. Dazu wird die beinharte Action immer wieder durch malerische Panorama-Aufnahmen der dramatischen Landschaft Südamerikas aufgebrochen. Einige Shots haben definitiv Desktophintergrund-Potential.

Ein besonderes Highlight ist dabei ein riskanter Hubschrauberflug über die Anden, der nicht nur die Stresshormone anfeuert, sondern die Charaktere auch in nahezu ausweglose Situationen schmeißt. Die Intensität des Helikopter-Showdowns von Mission Impossible: Fallout wird zwar nicht erreicht, aber das wäre auch zu viel erwartet.

Die Spannungs-Peaks sind hoch und der Film weist trotz seiner üppigen Länge von über zwei Stunden kaum Längen auf. Lediglich das Finale hätte noch etwas mehr aufs Gaspedal drücken können. Stattdessen setzt Triple Frontier auf immer weniger Action-Klischees und erzählt eine eigenwillige Handlung mit einer Message, die man nicht unbedingt hat kommen sehen.

Die tiefere Message

Nach einer formularischen, wenn auch unterhaltsamen ersten Hälfte, betritt Triple Frontier in seiner zweiten Stunde komplett neues Terrain. Es wird ernst. Die Euphorie bleibt im Hals stecken und die Charaktere werden tatsächlich vor moralische Dilemmas gestellt, die man diesem Action-Thriller nicht unbedingt zugetraut hätte. Immer wieder müssen sich die Veteranen fragen, wie wichtig ihnen das Geld wirklich ist und wie weit sie ihr Gewissen noch strapazieren können.

Die Message ist eindeutig. Alle fünf Protagonisten sind vom Staat verwahrloste Kriegshelden, die in diesem gefährlichen Coup ihre einzige Chance auf eine Altersvorsorge sehen. Der sogenannte “Body Count” spielt eine Rolle und die posttraumatischen Störungen der Charaktere sind ebenfalls eine Fußnote. Plötzlich ist Triple Frontier kein Fast-Food mehr, sondern ein Werk mit Anspruch.

Fünf tragische Figuren: Triple Frontier macht ein Statement zur sozialen Verwahrlosung von Kriegsveteranen in den USA.

Leider wird die Message des Films nicht konsequent weitergedacht – es gibt keine Lösung auf das Problem. Die letzte Szene des Films untergräbt die Moral schließlich zugunsten eines eher typischen Endes für einen Actionfilm. Dennoch ist das Finale des Coups bei weitem nicht so platt wie jenes von Haus des Geldes, das den “Robin Hood”-Raubzug der Protagonisten glorifiziert und sich mit einem naiven “Fuck the system”-Statement rechtfertigt.

Fazit

7.3/10
Gut
Community-Rating:
Handlung 6.5/10
Spannung 8/10
Action 7.5/10
Schauspiel 7/10
Visuelle Umsetzung 7.5/10
Details:
Regisseur: J.C. Chandor,
FSK: 16 Filmlänge: 125 Min.
Besetzung: Adria Arjona, Ben Affleck, Charlie Hunnam, Garrett Hedlund, Oscar Isaac, Pedro Pascal,

Der Film präsentiert sich vorerst als ein Malen-nach-Zahlen-Actionfilm, der mit Waffen, Muskeln und Schweiß seine Zuschauer daran erinnert, was “Mann sein” bedeutet. Die Action ist dabei aber nie over-the-top oder unrealistisch, sondern fügt sich nahtlos in die Story ein. In der zweiten Hälfte präsentiert der Film schließlich eine überraschende Message, die jedoch nicht konsequent zu Ende gedacht wird. Dennoch ist Triple Frontier gerade aufgrund seiner Ambition, etwas “mehr” als nur ein Actionfilm zu sein, auch mehr als nur Pflichterfüllung. Für einen Männerabend ist der Film dennoch geeignet. Stellt schon mal das Bier kalt!

Artikel vom 16. März 2019

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