8/10

Kritik: Agatha All Along – Staffel 1

AGATHA ALL THE WAY!

Genres: Abenteuer, Fantasy, Horror, Startdatum: 18.09.2024

Interessante Fakten für…

  • Achtung, es wird wieder musikalisch! Nachdem WandaVisions Agatha-Song sogar in die Charts eingestiegen war, legt die Hexe in ihrem eigenen Spinoff nach und bringt die Ballade der „Witches Road“ in gleich drei verschiedenen Versionen.
  • Agatha Harkness feierte ihr Comic-Debüt in Fantastic Four #94 (Oktober 1969)

Die Marvel-Maschine stoppt nie – Auch dieses Jahr erwartet uns eine neue Serie aus der Superheldenschmiede. “Agatha all Along” mit der Hexe Agatha Harkness kommt als Spinoff zu ‘WandaVision’ daher. Ist dieses MCU Kapitel pure Serien-Magie oder Hobbyzauberei mit Enttäuschungsfaktor?

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#ILikeToMoveIt #Mindfuck #Klassikernerd

Darum geht’s

Seit Wandas Geiselnahme einer gesamten Stadt ist einige Zeit vergangen und in Westview ist das gediegene Leben der getrimmten Hecken und frisch gemähten Vorgärten zurückgekehrt. Die Bewohner:innen stecken längst wieder in ihren alten Routinen und nichts zeugt von der finsteren Vergangenheit ihrer braven kleinen Stadt.

Inmitten dieser Idylle haust auch Agatha Harkness (Kathryn Hahn) hinter ihrer eigenen frisch gestrichenen Fassade einer Vorzeigebürgerin. Die einst mächtige Hexe, die im Zuge des Westview Skandals sowohl ihre Kräfte als auch ihre Erinnerungen verlor, lebt dort das Dasein einer einsamen, schrulligen Polizistin. Nachdem Agatha durch eine unerwartete Begegnung ihr Gedächtnis zurückerlangen kann, muss sie sich gemeinsam mit ihrem Hexenzirkel auf einen gefährlichen Weg machen, dessen Ziel die Erfüllung all ihrer Wünsche verspricht. 

Interessiert das noch irgendwen?

Still ist es geworden. Nicht nur um Agatha in ihrer Kleinstadtromantik, sondern ebenfalls um das MCU. Ja, auch dieses Jahr war das Franchise mit Deadpool & Wolverine wieder auf Rekordjagd, doch abseits davon, sorgte Marvel besonders in den letzten zwei Jahren für einige Enttäuschungen. Die Hochphase der Reihe ist vorbei und viele Fans schalten nach Serienenttäuschungen wie Secret Invasion, Moon Knight oder She-Hulk: Die Anwältin nicht mehr ein.

In Anbetracht dieser Rahmenbedingungen grenzt es an ein Wunder, dass es eine Serie wie Agatha All Along überhaupt noch zur Veröffentlichung schaffte. Eine nischige Fantasy-Story über eine Nebenfigur aus einer Serie, die inzwischen über drei Jahre zurückliegt. Sicherlich nicht der große Wurf, den sich Marvel zur Zeit sehnlichst wünscht. Schnell kommt die Frage auf, ob das überhaupt noch jemand sehen will?

Doch Agatha All Along trotzt dieser Erwartungshaltung und beweist, dass die besten Geschichten nicht immer diejenigen sind, die sich um die großen Helden drehen, sondern dass hinter einem zunächst abwegigen Konzept eine umso originellere Idee stecken kann. 

There was a plan all along

Ursprung dieser Idee ist Autorin Jac Schaeffer, die in einigen Folgen ebenfalls die Regie übernimmt. Schaeffer, die bereits für WandaVision verantwortlich war, schließt sowohl in der Geschichte als auch stilistisch an den Vorgänger an. Wieder beginnt die Handlung in Westview und wieder bedient sich die Serie an unterschiedlichen Genre-Klischees, um einzelnen Folgen eine charakteristische Handschrift zu verleihen.

Agatha (Kathryn Hahn) als schrullige Ermittlerin. “True Detective” lässt grüßen.

Hier liegt direkt die erste große Stärke von Agatha all along. Ähnlich wie bei WandaVision ist die Serie bewusst auf das episodische Format ausgelegt. Jedes einzelne Kapitel erzählt eine eigene kleine Geschichte und hebt sich stilistisch von den anderen ab. Andere Serien aus dem Hause Marvel erwecken zu oft den Anschein, als hätte man eine Filmhandlung in die Länge gestreckt, um sie anschließend beliebig zu zerstückeln. Konträr dazu bedient sich Agatha All Along ganz bewusst des Formats und erzählt abwechslungsreiche Folgen, mit eigenen Handlungs- und Spannungsbögen. 

And for my next Twist…

Gerahmt werden diese von einer großen übergreifenden Handlung, die (selbstverständlich) auch Implikationen für das große Ganze des MCU’s mitbringt. Typisches Marvel-Worldbuilding, das sich hier jedoch organisch in die Handlung einfügt. Denn die Geschichte von Agatha und ihrem Hexenzirkel bleibt durchweg sehr unterhaltsam, auch, wenn die vielen Twists (und es sind wirklich viele!) mal mehr, mal weniger gut funktionieren. Besonders gegen Ende häufen sich die großen Wendungen und es fehlt die Zeit all diesen Momenten genug Raum zu geben. Dadurch bleiben manche Figuren und ihre Motivationen leider etwas blass. 

Gather Sisters! Agatha (Kathryn Hahn) sammelt einen bunten Hexenzirkel um sich herum.

Trotzdem beeindruckt die Serie durch eine spannende und emotionale Handlung, die von der ersten bis zur letzten Sekunde sorgfältig durchgeplant scheint. Agatha all Along inszeniert mehrere Highlight-Momente, die die bisherige Geschichte in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen. So entstehen sorgfältig angelegte Wendungen, die nie beliebig wirken und zu einem zweiten Durchlauf der Serie motivieren. Diese Art der ausführlichen Planung ließen viele Marvel Serien vermissen. Denn nicht selten schmissen Nachbarserien wie Moon Knight ihre Handlung zwecks eines billigen CGI Showdowns über Bord. Agatha All Along bietet an dieser Stelle eine erfrischende Ausnahme. 

Figuren statt Feuerwerk

Der Falle der schlechten Effekte kann die Serie jedoch auch nicht entkommen. Agatha All Along ist die bisher kostengünstigste Marvel-Serie, was sich an einigen Stellen durchaus bemerkbar macht. Hier wandert die Serie auf einem schmalen Grat zwischen bewusster Camp-Ästhetik und unverkennbar miesen Computer-Tricks.   

Hinter Loe Lockes “Teen” steckt mehr als der erste Blick vermuten lässt.

Die schlechten Effekte fallen jedoch weniger ins Gewicht, da Agatha All Along stets die Figuren vor dem großen Spektakel bevorzugt. So ist Kathryn Hahn in der Rolle der titelgebenden Agatha erneut bitterböse und höchst unterhaltsam. Dabei ist erfrischend, dass die Handlung keine missverstandene Heldin aus ihr machen möchte. Stattdessen darf sie weiterhin eine machthungrige und hinterhältige Schurkin bleiben, der wir nur zu gerne beim Unheil stiften zusehen. Neben ihr sticht besonders Joe Locke in der Rolle des namenlosen Teens heraus, dessen Chemie mit Hahn schnell zum Zentrum der Serie und einiger Mysterien wird.

Doch auch in den Mitstreiterinnen von Agathas Zirkel finden sich spannende Persönlichkeiten, die immer wieder in ihren individuellen Facetten glänzen können. Marvel überrascht hier mit einer sensiblen Herangehensweise an die eigenen Figuren, die sich durchaus an emotionalere Momente herantraut, als wir es vom Franchise gewohnt sind. Auch hier fehlt zwar an einigen Stellen die Zeit, um noch tiefer einzutauchen, doch allein der Wunsch danach beweist, dass die Charaktere dem Publikum tatsächlich ans Herz wachsen.

Fazit

8/10
Gut
Community-Rating:
Handlung 8/10
Charaktere 8.5/10
Schauspiel 8.5/10
Visuelle Umsetzung 6.5/10
Emotionen 8.5/10
Details:
Showrunner: Jac Schaeffer,
FSK: 12 Epiosden: 9
Besetzung: Aubrey Plaza, Joe Locke, Kathryn Hahn, Patti LuPone, Sasheer Zamata,

Agatha All Along wirkt wie die perfekte Underdog-Story. Entgegen jeder Erwartung liefert Jac Schaeffer eine Serie, die daran erinnert, was sich viele nach dem Ende von Avengers: Endgame wünschten: originelle Geschichten, die sich trauen, neue Wege einzuschlagen, statt endlos auf den sicheren Pfaden zu verweilen. Hierfür setzte WandaVision damals spannenden Startpunkt. Doch dieser verlor sich in der Masse an darauffolgender (unter-)Durchschnittsware.

Drei Jahre später gelingt es Agatha All Along perfekt an den Vorgänger anzuschließen und eine wendungsreiche sowie gut durchdachte Handlung zu erzählen, die endlich wieder zu fesseln weiß. Zwar sind einige Twists und Figuren nicht so stark ausgearbeitet, wie sie es hätten sein können, doch in Anbetracht des frischen Windes, den die Serie mitbringt, lässt sich dies schnell mit einem zugedrückten Auge verzeihen.

Artikel vom 9. November 2024

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